Neuwied (dpa/rad-net) - Überraschung bei den deutschen Rad-Meisterschaften: Bert Grabsch hat dem Topfavoriten Tony Martin im Zeitfahren einen empfindlichen Dämpfer vor der in einer Woche beginnenden Tour de France verpasst.
Routinier und Ex-Weltmeister Grabsch siegte auf der 43,2 Kilometer langen Strecke am Rhein entlang 59 Sekunden vor seinem HTC-Highroad-Teamkollegen Martin sowie 1:34 Minuten vor Patrick Gretsch. Der Weltmeister von 2008 feierte damit seinen vierten nationalen Titel nach 2007, 2008 und 2009 - und den ersten Sieg seit zwei Jahren.
Für Martin, der in dieser Saison bereits vier Zeitfahren gewinnen konnte, bedeutet Platz zwei dagegen einen Rückschlag vor seinem großen Saisonziel. Bei der Tour wollte der gebürtige Eschborner nach zwei zweiten Plätzen im Vorjahr erstmals den Zeitfahr-Dominator Fabian Cancellara aus der Schweiz angreifen und seinen ersten Tour-Etappensieg feiern. Die Generalprobe in Neuwied verlief aber nicht wie geplant, denn Martin kann das Meistertrikot anders als im Vorjahr diesmal nicht mit nach Frankreich nehmen.
Der 26-Jährige hatte schon im Vorfeld gewarnt. «Bert Grabsch ist immer für eine Überraschung gut, speziell wenn der Kurs nicht zu hart ist», hatte Martin prognostiziert. Und so kam es auch. Schon zur Halbzeit distanzierte Grabsch, dessen Tour-Start noch nicht hundertprozentig fest steht, seinen Teamkollegen um 39 Sekunden. Auf der Rückfahrt an den Start- und Zielpunkt legte Grabsch sogar noch einen drauf und war am Ende fast eine Minute schneller als Martin.
«Es lief in den letzten Monaten nicht rund. Eine Viruserkrankung hat man erst spät festgestellt, seit kurzem geht es etwas besser», erzählte der nun vierfache Zeitfahrchampion. «Ich habe mich voll auf dieses Zeitfahren konzentriert und bin stolz, Meister geworden zu sein. Das gibt mir Auftrieb für die kommenden Aufgaben», so Grabsch. Zu den ersten Gratulanten zählte Teamkollege Tony Martin: «Er hat verdient gewonnen. Ich bin nicht traurig, Zweiter geworden zu sein. Hauptsache, der Sieg bleibt im Team.»
Für die größere Überraschung sorgte der 23-jährige Nobody Richard Stockhausen (TSV Perchting), der vier Sekunden hinter Patrick Gretsch Vierter wurde und damit vor Sebastian Lang (Team Omega-Pharma Lotto/51:33) lag.
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