Vinaros (dpa) - Zuschauer bei der Tour de France, Goldjunge bei der Vuelta: Nachdem er als erster deutscher Radprofi seit Jan Ullrich ins Leader-Trikot der Spanien-Rundfahrt gespurtet war, hätte André Greipel am liebsten die ganze Welt umarmt.
«Es war ein super Gefühl, als Erster über die Ziellinie zu fahren und mir dadurch das Gold-Trikot zu sichern», jubelte der Hürther nach seinem Doppelschlag bei der 64. Vuelta. Zugleich bewarb sich das 27 Jahre alte Sprint-Ass mit Nachdruck für einen Platz im endgültigen Aufgebot des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) beim WM-Straßenrennen am 27. September in Mendrisio (Schweiz). «Das ist ein toller Erfolg. Er fährt eine starke Empfehlung», sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Noch im Juli war Greipel untröstlich gewesen. Sein US-Team Columbia, die Nachfolge-Equipe von T-Mobile, nominierte ihn nicht für den Saison-Höhepunkt in Frankreich. Und während sein teaminterner Sprint-Rivale Mark Cavendish die Tour-Konkurrenz nach Belieben beherrschte und am Ende sechs weitere Etappensiege zu Buche stehen hatte, strampelte sich Greipel den Frust bei der Sachsen-Rundfahrt von der Seele. «Das war eine der schwierigsten Entscheidungen. André hätte auch einen Tour-Start verdient gehabt», kommentierte Columbia- Sportdirektor Rolf Aldag die Nicht-Nominierung des Seriensiegers, der mit seinem Coup am Donnerstag in Vinaros bereits den 17. Saisonerfolg feiern durfte.
Umso glücklicher ist Aldag, dass Greipel nun in Spanien bei einer der drei großen Länderrundfahrten für Furore sorgt. «Das ist schon gigantisch», meinte Aldag auch mit Blick auf Greipels zurückliegende Leidenszeit im Frühjahr. Denn nach einem Schulterbruch bei der Tour Down Under im Januar konnte der gebürtige Rostocker 13 quälend lange Wochen keinen Wettkampf bestreiten. Das goldene Vuelta-Trikot, das als bislang letzter Deutscher der frühere Tour-Sieger Ullrich 1999 getragen und bis zum Schluss verteidigt hatte, sieht Greipel als «sensationelle Belohnung für viele Jahre harte Arbeit».
Auch BDR-Vize Udo Sprenger, der für das deutsche WM-Aufgebot zuständig ist, verfolgt Greipels goldene Tage genau. «Wenn einer zwei Sprintetappen hintereinander gewinnt und ins Goldene Trikot fährt, kann man nur den Hut ziehen», lobte Sprenger den Columbia-Profi, den er «ja nicht umsonst» in den vorläufigen BDR-Kader berufen habe.
Sportlerportrait André Greipel