Frankfurt (rad-net) - Stephanie Pohl wird im August in Rio in der Mannschaftsverfolgung starten. Die Weltmeisterin im Punktefahren von 2015 will mit dem deutschen Vierer die Weltspitze ärgern.
Zum zweiten Mal ist sie bei den Olympischen Spielen dabei. Nachdem die 28-Jährige vor vier Jahren London als Ersatzfahrerin erlebte, hat sich die Cottbuserin seitdem zu einer festen Größe auf Bahn entwickelt und ist fester Bestandteil des Frauen-Vierers. «Rio ist ein Höhepunkt und setzt auf meine Karriere den i-Punkt», freut sich Pohl auf die Wettkämpfe an der Copacabana.
Wenn Pohl an 2012 zurückdenkt, sind ihre Gefühle gespalten. Einerseits schaffte sie damals überraschend als Ersatz-Athletin den Sprung nach London und durfte hinter Fahnenträgerin Natascha Keller bei der Eröffnungsfeier mit einlaufen. Andererseits war Pohl nicht wirklich Bestandteil der Mannschaft. Die zierliche Blondine musste in der Innenstadt in einer Uni wohnen. Ärgerlicherweise flog ein (verbotener) Übernachtungsversuch im olympischen Dorf auf. «Das gab richtig Ärger», erinnert sich Pohl inzwischen mit einem Lächeln.
Dieses Mal darf Pohl zusammen bei der Mannschaft wohnen - und fiebert den Begegnungen mit anderen Sportlern entgegen. «Diesmal habe ich die Möglichkeit, die Atmosphäre aufzusaugen, mich mit anderen auszutauschen - darauf freue ich mich sehr», sagt die Radsportlerin, die am 1. August anreisen wird und mit der Berlinerin Charlotte Becker das Zimmer teilen wird. «Das passt, wir verstehen uns sehr gut. Wir sind die 'alten Hasen'», lacht Pohl, die für das Schweizer Team Cervélo-Bigla fährt.
Zwar glückte die erneute Olympia-Qualifikation des Vierers problemlos, aber nach Platz zehn bei der WM im März in London zählt das deutsche Quartett, zu dem neben Pohl und Becker auch Mieke Kröger und Gudrun Stock gehören, nicht zum Kreis der Medaillenanwärter. «Es gab schon einige Momente, in denen ich an der Qualifikation gezweifelt habe. Aber wir haben uns sehr gut entwickelt. Ich denke, wir fahren um Platz sechs. Das ist mein Ziel», sagt Pohl. «Bei Olympia sind alle gut drauf. Da kommt es auf vier Minuten an. Da wollen wir da sein.»
Bei den letzten Höhepunkten, vor allem dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2015 im nicht-olympischen Punktefahren, wurde Pohl immer von Heimtrainer und Lebensgefährte Michael Gaumnitz sowie Tochter Nele (7) an der Bahn unterstützt. In Rio wird die Familie allerdings fehlen. «Das ist für eine Siebenjährige zu anstrengend», so Pohl, die sich deshalb besonders auf den Herbst freut. «Nach der Straßen-WM in Katar wird das Rad für drei Wochen in die Ecke zu stellen. Das ist mir die letzten Jahre nicht gelungen, weil ich gleich in die Bahnsaison eingestiegen bin. Ich möchte einfach mal ich sein, Mutter, Hausfrau. Mit Familie. Mit unseren Katzen Lotti, Blacky und Mischka spielen, im Garten wühlen, am Herd stehen. Abschalten», so Pohl. Und sicher wird Stephanie Pohl zuhause in Kunersdorf unweit von Cottbus ihrer Familie auch viel berichten - von den Wettbewerben und den Erlebnissen bei den Olympischen Spielen in Rio.
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