Mailand (rad-net) - Im Schatten des Triumphs von Egan Bernal beim 104. Giro d'Italia hat ein deutscher Radprofi mit der Schlussetappe am gestrigen Sonntag sein letztes Rennen bestritten. Paul Martens (Jumbo-Visma) hat seine 16-jährige Karriere als Radsportler beendet.
«Ein neues Kapitel wird beginnen, aber zuerst muss ich erst einmal wirklich die vorherigen eingehen lassen, denke ich», schrieb Martens gestern Abend nach dem abschließenden Giro-Zeitfahren in Mailand in den sozialen Medien. «Von so einem Ende meiner Karriere konnte ich nicht einmal träumen. Es war ein unglaublicher Tag auf und abseits des Fahrrads. Ich habe die Atmosphäre und Energie der Menge noch einmal aufgesaugt. Ich bin dankbar und zufrieden.»
Auch von den Giro-Organisatoren wurde Martens noch einmal geehrt und er bekam das Maskottchen der Italien-Rundfahrt als Abschiedsgeschenk.
Der 37-Jährige tauchte erstmals 2005 im Profi-Peloton auf, als er als Stagiaire bei T-Mobile fuhr. Ein Jahr später begann seine Profilaufbahn aber erst so richtig beim Team Skil-Shimano von Iwan Spekenbrink. Nach zwei Saisons auf ProContinental-Ebene wechselte Martens zur Rabobank, dem Vorgänger von Jumbo-Visma - und dort fuhr er seine komplette weitere Karriere, also insgesamt 14 Jahre.
In dieser Zeit entwickelte er sich zu einer der wichtigsten Helfer seiner Mannschaft, bis hin zum Road Captain, und bestritt zwölf Grand Tours. Bei jeder der drei großen Landesrundfahrt war er jeweils viermal am Start und der Giro war nun seine letzte.
Aber Paul Martens konnte auch seine eigenen Erfolge feiern. Nachdem er 2005 in der U23-Klasse die Gesamtwertung der Rad-Bundesliga gewinnen konnte und Deutscher U23-Zeitfahrmeister wurde, schaffte er beim Team Skil-Shimano den Sprung zu den Profis und konnte dort unter anderem mit dem Gewinn des Sparkassen Münsterland-Giro einen seiner größten Siege feiern. Etappensiege bei Rundfahrten wie der Vuelta a Burgos, der Volta ao Algarve, Ster Elektrotoer und Baloise Belgium Tour stehen ebenso in seiner Erfolgsliste, wie sein Triumph beim GP de Wallonie 2010 und dem Gesamtsieg der Luxemburg-Rundfahrt 2013.
Ursprünglich wollte Martens seine Karriere bereits Ende 2020 beenden, doch das unerwartete coronabedingte Aussetzen der Saison hatte den Profi im Sommer vergangenen Jahres dazu bewogen, seinen Vertrag um ein weiteres halbes Jahr zu verlängern. «Es war eine bewusste Entscheidung, dieses Jahr als mein letztes zu betrachten. Die Coronakrise hat mich jedoch zweifeln lassen. Ich habe meine Entscheidung überdacht, damit ich meine Karriere würdevoll beenden kann», erklärte Martens die Entscheidung damals.
Nun wolle Paul Martens erst einmal alles sacken lassen, etwas Abstand vom Radsport gewinnen. Erst danach will der gebürtige Rostocker, der seit 2007 im belgischen Lanaken wohnt, darüber entscheiden, ob er auch künftig im Radsport arbeiten will.