Jerusalem (dpa/rad-net) - Der spektakuläre 101. Giro d'Italia hat am Freitag im schwülheißen Jerusalem mit dem Zeitfahrsieg des Vorjahressiegers Tom Dumoulin begonnen. Der Sunweb-Kapitän, der den Australier Rohan Dennis und den Belgier Victor Campenaerts (beide +2 Sekunden) auf die folgenden Plätze verwies, schoss in 12:02 Minuten über den anspruchsvollen 9,7 Kilometer langen Parcours.
Topfavorit Chris Froome enttäuschte mit 37 Sekunden Rückstand. Der umstrittene Brite, der trotz des schwebenden Doping-Verfahrens starten durfte, war allerdings leicht gehandicapt. Der Sky-Kapitän war beim Einfahren gestürzt und hatte sich leicht verletzt.
Der Berliner Maximilian Schachmann und Tony Martin waren die besten der sieben deutschen Giro-Starter. Schachmann wurde mit 21 Sekunden Rückstand starker Achter. Der Berliner, der schon in den Frühjahrsklassikern überzeugt hatte, durfte damit ins Nachwuchstrikot schlüpfen.
«Ich wusste, dass ich gute Chancen habe, das Trikot zu holen, aber ich kann nicht sagen, dass ich das erwartet hätte. Ich hatte nur gehofft, dass ich es würde holen können. Der Kurs war ein Auf und Ab, sehr hart für den ersten Tag eines Rennens. Nach der Zwischenzeit sagte Davide Bramati mir, dass ich dort der Schnellste wäre. In diesem Moment fühlte ich mich schon müde, aber ich quälte mich weiter und ignorierte den Schmerz. Es ist immer schwierig, das richtige Gleichgewicht zwischen dem Fahren am Limit und dem Nicht-Überziehen zu finden, aber ich denke, dass ich die Situation gut gemeistert habe», erklärte Schachmann.
Auf die Frage, ob er das Trikot bis zum Schluss verteidigen will, antwortete Schachmann: «Es wird schwierig werden, denn das ist der Giro - eines der härtesten Rennen der Welt - aber ich werde versuchen, dieses Trikot so lange wie möglich zu verteidigen. Vom ersten Tag an ist es eine große Ehre und macht mich sehr stolz. Nach der ersten Etappe meiner ersten Grand Tour auf dem Podium zu stehen, ist eine unglaubliche Leistung.»
Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister Martin (+27 Sekunden) fuhr auf Rang neun, war darüber aber etwas enttäuscht. «Am Anfang kam ich nicht so zurecht. Dann wurde es besser, aber es war nicht meine Strecke», sagte Martin.
Dumoulin freute sich über seinen Traumstart: «Das war heute ein idealer Kurs für mich. Es war perfekt - ich habe mich sehr gut gefühlt nach dem nicht optimal für mich verlaufenen Frühjahr.
Trotz des Großaufgebots an Sicherheitskräften - für die dreitägigen Stippvisite in Israel stehen insgesamt 4000 Kräfte zur Verfügung - war die Stimmung in der religiös bedeutsamen und oft vom Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern geprägten Stadt ausgelassen. Schachmann war jedenfalls begeistert. Der Radprofi aus der belgischen Quick-Step-Mannschaft schwärmte von der freundlichen Begrüßung. «Die Leute hupen so positiv wie eine Hymne», sagte Schachmann. «Die fahren langsam nebenbei, machen Fotos, lassen das Fenster runter, sagen: Oh, super, dass ihr hier seid. Die sind alle begeistert.»