Berlin (dpa) - Linus Gerdemann, der vor zwei Jahren bei der Tour de France eine Etappe gewann und einen Tag im Gelben Trikot fuhr, weist den von Bernhard Kohl geäußerten pauschalen Doping-Verdacht gegen Radprofis zurück.
«Es geht sehr wohl, ohne Doping vorne mitzufahren», sagte der Kapitän des einzigen deutschen ProTour- Rennstalls Milram. «Seine eigenen Verfehlungen damit zu legitimieren, alle unter eine Decke zu stecken, ist nicht korrekt. Wenn er den Radsport so einschätzt, ist sein Rücktritt mit 27 der richtige Schritt», sagte Gerdemann der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Kohl hatte in seiner Fernseh-Beichte in der ARD-Sendung Beckmann keinen Zweifel daran gelassen, dass Leistungen im Radsport auf höchstem Niveau nicht ohne Doping zu bringen seien. Der ehemalige Gerolsteiner-Profi aus Österreich wurde aber nicht konkret. «Der saubere Sportler ist nur fiktiv da», sagte Kohl, der seinen Rücktritt erklärt hatte, weil er kein «Doppelleben» mehr zwischen Lüge und Doping führen wolle. Er hätte jahrelang gedopt, um Chancengleichheit herzustellen. Sein Vorgehen empfinde er zwar als «Betrug» an den Fans und der Öffentlichkeit, «nicht aber an Mitstreitern».
Außerdem hatte Kohl, bei der Tour im Vorjahr Gesamtdritter und Gewinner des Bergtrikots war, vage Andeutungen in Richtung des Gerolsteiner-Teamarztes Marc Schmidt formuliert: «Wenn ein Arzt eins und zwei zusammenzählen kann, weiß er, dass diese Leistung nicht ehrlich zustande kommt.» Auf die Frage, ob Schmidt ihm also beim Dopen geholfen oder von Manipulationen gewusst hätte, verweigerte Kohl eine Antwort.
«Dazu müsste man den Betroffenen selbst fragen, ich kann dazu nichts sagen», erklärte Gerdemann, dessen Milram-Team den Mediziner Schmidt aus dem Gerolsteiner-Nachlass übernommen hatte. Der Arzt aus Erfurt soll nach Informationen der «Frankfurter Rundschau» von seiner Teamleitung vor der beginnenden Bayern-Rundfahrt inzwischen zurückgezogen worden sein.