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André Greipel beendet am Saisonende seine Karriere. Foto: Pool Gregory Van Gansen/BELGA/dpa
25.08.2021 13:12
Froomes «Erinnerungen» und Greipels Rad-Abschiedsrunde

Stralsund (dpa) - Radstar Chris Froome packte vor dem Abflug zur Deutschland Tour besonders gern seinen Koffer.

Schließlich kommt es zum Wiedersehen mit seinem geschätzten Teamkollegen André Greipel, der bei der viertägigen Rundfahrt ab Donnerstag in Stralsund seine persönliche Abschiedstournee einläutet. Aber noch vielmehr verbindet Froome mit den deutschen Landstraßen «großartige Erinnerungen». 2017 begann in Düsseldorf die Tour de France, an deren Ende er zum vierten und letzten Mal triumphierte.

Neben namhaften Hochkarätern wie Froome, Greipel oder Sprintstar Mark Cavendish taucht auf der Startliste aber auch überraschend der Name des Algeriers Azzedine Lagab auf. Der 34-Jährige rückte bei den Olympischen Spielen ungewollt in den Blickpunkt, als er vom deutschen Rad-Funktionär Patrick Moster bei einer verbalen Entgleisung beleidigt worden war. Deshalb will das saarländische Team Bike Aid die kurzfristige Verpflichtung von Lagab auch als Zeichen gegen Rassismus sehen.

Lagabs Teilnahme ist für das drittklassige saarländische Team sicher ein PR-Coup. Sportlich dürften insbesondere die deutschen Fahrer beim ersten Profirennen im Land nach schier endlosen 693 Tagen im Blickpunkt stehen. Nahezu alle einheimischen Stars haben sich angesagt. Natürlich Greipel, der zum Saisonende vom Rad steigt. Auch Nils Politt, der nach seinem Etappensieg bei der Tour de France zu den Anwärtern auf den Gesamtsieg gehört. Dazu lassen sich Kletterspezialist Emanuel Buchmann, Sprinter Pascal Ackermann oder Klassikerjäger John Degenkolb die Chance nicht nehmen, mal wieder auf deutschen Landstraßen um Siege zu kämpfen.

Denn - ausgenommen von den deutschen Meisterschaften - war Corona-bedingt fast zwei Jahre Stillstand, was Politt als großen Nachteil empfindet. «Die Deutschen waren extrem streng in Sachen Veranstaltungen im Gegensatz zu den anderen Ländern. Man muss sagen, dass der Sport darunter gelitten hat», sagte der Kölner Radprofi der Deutschen Presse-Agentur. Diplomatisch äußerte sich Greipel: «Wir müssen froh sein, dass die Rennen überhaupt stattfinden.»

Für den gebürtigen Rostocker («Ich kenne hier jede Straße») ist es ein Heimspiel - und die Chance womöglich noch einmal einen Sprintsieg einzufahren. Die erste Etappe nach Schwerin ist tellerflach, das dürfte Greipel gefallen. Das trifft aber auch auf dessen ewigen und wiedererstarkten britischen Rivalen Mark Cavendish sowie Ackermann zu.

Ein bisschen Abschied schwingt auch bei Ackermann mit. Der Pfälzer verlässt zur kommenden Saison das deutsche Bora-hansgrohe-Team und wechselt zu Tour-Champion Tadej Pogacar in den UAE-Rennstall. «Ich war jetzt fünf Jahre im gleichen Team und muss einfach mal was Neues sehen. Daher freue ich mich auf einen kompletten Tapetenwechsel», sagte Ackermann der dpa. Ergebnistechnisch sei es «ein verlorenes Jahr» gewesen.

Mit ein paar Sprinterfolgen könnte er sich etwas rehabilitieren. Das Profil dürfte ihm liegen, hohe Berge sind nicht dabei. «Die Deutschland Tour bleibt ihrem Erfolgsrezept als Klassiker-Rundfahrt treu», erklärte Fabian Wegmann als Sportlicher Leiter der Rundfahrt. Das könnte die Chance für Degenkolb oder Politt sein. «Die Beine werden von Tag zu Tag besser», unterstrich Politt, der mit seinem Etappensieg bei der Tour für das Sommer-Highlight gesorgt hatte.

Bereits am Sonntag steht der Gesamtsieger nach vier Etappen und 720,5 Kilometern in Nürnberg fest. Froome wird die Rundfahrt zum Formaufbau nutzen - und zu alten Erinnerungen. Dass es die nächsten Tage wie 2017 in Düsseldorf regnen soll, passt ins Bild.


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