Grenchen (rad-net) - Die Erfolgsserie des deutschen Frauen-Vierers geht weiter. Bei den Europameisterschaften in Grenchen (Schweiz) gewann das Quartett die Bronzemedaille, verwies im Kleinen Finale mit mehr als einer Sekunde Vorsprung Frankreich auf den vierten Platz.
«Wir sind mit dem Ziel reingegangen, eine Medaille zu holen. Das wurde uns nicht leicht gemacht, denn die anderen Nationen sind auch super stark, haben gearbeitet. Wir sind happy mit der Bronzemedaille», sagte Franziska Brauße nach dem Finale.
Dass es nach dem Rücktritt von Lisa Brennauer im August letzten Jahres schwerer werden würde, die dominante Führungsposition der vergangenen zwei Jahre zu halten, war fast zu erwarten. Aber Franziska Brauße, Lisa Klein und Mieke Kröger sind Weltklasse-Verfolgerinnen, waren zusammen mit Brennauer Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen. Und mit Laura Süßemilch gehört eine ebenfalls erfolgreiche Fahrerin zum Stamm-Vierer, die 2021 in Grenchen auch schon Europameisterin mit dem Vierer wurde. Man gehört zweifelsohne zur Weltspitze.
Aber nicht immer läuft alles glatt. Laura Süßemilch fiel nach ihrem schweren Sturz bei der Tour de France der Frauen im Juli 2022 sehr lange verletzt aus. Mehr als ein halbes Jahr fuhr die 25-Jährige keine Wettkämpfe, bestritt in Grenchen ihr erstes Rennen. «Ich habe in den letzten Wochen hart gearbeitet, viel trainiert und bin sehr zufrieden mit meiner Form. Was mir noch fehlt ist die Stabilität im Oberkörper. Bis zur WM in Glasgow möchte ich wieder mein altes Leistungsniveau erreicht haben», sagte Süßemilch am Rande der EM. «Sicher waren wir uns nicht, dass es zur Medaille reicht. Uns war klar, wir müssen noch einen drauf setzen. Wir haben gesehen, dass die Französinnen hinten raus schwächer werden. Bei uns ist der letzte Kilometer der stärkste, darum haben wir uns nicht verunsichern lassen vom schnellen Anfangstempo der Franzosen, sondern unser Ding gemacht und durchgezogen.»
Bei den Vorbereitungen auf die EM in Grenchen musste Bundestrainer André Korff auch auf Mieke Kröger und Lisa Klein verzichten. Kröger laborierte an einer Mittelohrentzündung, Klein an einem Magen-Darm-Infekt. «Ich war zwei Wochen krank, mit Antibiotikum und allem Drum und Dran. Erst am Montag habe ich wieder intensiv trainiert. Das war also eine kleine Wunderkiste hier. Und dafür haben wir es sehr gut gemacht», erklärte Kröger und sagte weiter: «Wir durchlaufen jetzt eine bestimmte Phase, müssen noch an Feinheiten arbeiten. Aber dafür lief es in Grenchen schon ganz gut und wir können zufrieden sein.» Und Klein ergänzte: «Es war ein hartes Finale, aber wir haben alles richtig gemacht. Wir konnten im Vorfeld nicht wirklich zusammen trainieren, neue Positionen probieren. Es war knapp bis zur EM. Aber wir werden in den nächsten Monaten noch intensivere Vorbereitungen absolvieren und einiges versuchen. Um dann Richtung Olympia nochmal anzugreifen.»
So kam das Quartett erst in der Schweiz erstmals in diesem Jahr zusammen. «Es waren schwierige Bedingungen im Vorfeld, deshalb sind wir mit der Bronzemedaille sehr zufrieden», sagte Korff. «Wir haben uns die Französinnen genau angeschaut. Sie fahren immer sehr schnell los, da mussten wir dagegenhalten. Wir wussten, dass wir ein gutes Finish haben. Das haben alle Vier sehr gut umgesetzt. Dass heute Italien und Großbritannien vor uns waren, ist kein Beinbruch. Besser jetzt, als im nächsten Jahr in Paris.»