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Die Luxemburger Radprofis Frank (r) und Andy Schleck lassen die Kapitänsfrage offen.
20.07.2011 15:25
Fluch oder Segen: Schlecks im Kapitäns-Dilemma

Gap (dpa) - Der Masterplan der Schlecks klang ausgefuchst: Als Doppelspitze zur Tour, die größten Rivalen abwechselnd mit Attacken zermürben und schließlich den stärkeren der beiden Brüder auf den Thron hieven. Bislang stand sich das Leopard-Trek-Duo allerdings selbst im Weg.

Statt doppelt stark wirkten die Luxemburger auf den ersten schweren Bergen in den Pyrenäen erstaunlich gehemmt - wohl unentschlossen, wer der beiden als Kapitän in die entscheidende Phase der Rundfahrt geht und wer sich als Edelhelfer verdingt.

Spätestens auf den finalen Alpenprüfungen am Donnerstag und Freitag muss - Bruderliebe hin oder her - die Wahl auf einen der beiden fallen, falls es dafür nicht sogar schon zu spät ist.

«Die Schlecks müssen sich entscheiden», erkannte zu Wochenbeginn schon Bjarne Riis, in den vergangenen Jahren Teamchef der Brüder und seit dieser Saison ausgerechnet Chef von Alberto Contador. Der Spanier war der Nutznießer der Schleck-Aktionen in den Pyrenäen, als Andy und Frank zwar Angriffe lancierten, diese aber nicht durchzogen.

Angesprochen auf die verpassten Attacken der Leopard-Fahrer konnte sich Riis ein Schmunzeln nicht verkneifen. Zu einer Mutmaßung, wie denn er selbst das Kapitäns-Dilemma lösen würde, ließ sich der Däne nicht verleiten. «Aber es ist klar: Einer wird sich opfern müssen.»

Die Schlecks selbst demonstrieren seit Tour-Beginn Einigkeit, über die Rollenverteilung sollte die Form auf der Straße entscheiden. Bei der ersten Bergankunft in Luz-Ardiden fuhr Frank dem Bruder mitsamt den anderen Favoriten einige Sekunden davon, zwei Tage später schien Andy stärker in Form zu sein. Aber der jüngere der beiden zögerte.

Sollten sie sich einmal auf der Straße nicht einig sein oder in die Quere kommen, wollen sie sofort mit dem Radsport aufhören, sagte Andy Schleck vor kurzem in einem Interview. Der Tour-Sieg sei kein individuelles Ziel, sondern vielmehr ein Familienprojekt - auch wenn Vater Johny Schleck nach der verpatzten Regen-Etappe in Gap meinte: «Ich habe nie vom Gesamtsieg gesprochen. Ich habe immer gesagt, dass ich zufrieden wäre mit dem Podium, und das geht ja noch.»

«Ich glaube, einer von uns kann die Tour gewinnen», betonte Andy, zweimal Zweiter bei der wichtigsten Radrundfahrt des Jahres. «Aber ich weiß nicht, ob es Frank sein wird oder ich. Aber eine Sache ist klar: Wenn Frank der Stärkere ist, werde ich ihm mit all meiner Kraft helfen. Wenn ich stärker bin, macht er dasselbe für mich.»

Die Schlecks sind das stärkste Bruder-Paar bei der Tour de France seit Jahrzehnten. In den 80er und 90er Jahren hatte die Familie Simon bei der «Großen Schleife» für Furore gesorgt - ohne aber die Klasse der Luxemburger erreicht zu haben. Pascal, Regis, Jerome und Francois Simon fuhren - aufgeteilt auf mehrere Jahre - zu Etappensiegen und auch für einige Tage ins Gelbe Trikot. Für den Tour-Triumph in Paris reichte es aber nicht. Den Schlecks blüht - zumindest in diesem Jahr - das gleiche Schicksal.


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