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Simon Stiebjahn ist in Titisee-Neustadt nicht nur als Rennfahrer im Einsatz, sondern auch in der Organisation. Foto: Armin M. Küstenbrück
28.09.2018 10:46
Finale der MTB-Bundesliga: Kein Freifahrtschein für Stiebjahn - Wird Eibl jüngste Gesamtsiegerin?

Titisee-Neustadt (rad-net) - Das Finale der Mountainbike-Bundesliga beim Singer Wäldercup in Titisee-Neustadt verspricht Spannung. Titelverteidiger Simon Stiebjahn steht vor seinem fünften Gesamttriumph, ist aber längst noch nicht sicher durch. Bei den Damen kann Ronja Eibl an der Hochfirst-Schanze zur jüngsten Gesamtsiegerin aller Zeiten werden. Und das alles wieder im aufregenden Kurzformat mit nur einer Stunde Renndauer und um 16.000 Euro Preisgeld.

Simon Stiebjahn ist und bleibt ein Phänomen. Rekord-Bundesliga-Gesamtsieger ist er mit vier Erfolgen bereits, den Fünften in Folge könnte er am Samstag perfekt machen. Und das obschon er in der Cross-Country-Disziplin nur sporadisch auftaucht. Aber der 28-Jährige ist ein Allrounder wie er im Buche steht, gewinnt eine Woche nach einem elften Platz bei der Marathon-WM, die über fünf Stunden ging, den 20-minütigen Short Track-Wettbewerb in Freudenstadt und dann einen Tag später auch noch das Cross-Country-Rennen.

Dass er beim Finale in Titisee-Neustadt auch noch als Organisator an verantwortlicher Position mitmischt, das ist quasi seine vierte Disziplin.

Einen Freifahrtschein zur fünften Gesamt-Trophäe werden ihm seine Konkurrenten indes nicht ausstellen. Markus Schulte-Lünzum (Haltern) hat zwar 39 Zähler Rückstand, doch falls er seine feinste Klinge auspackt und nach dem Rennen auf dem drei Kilometer langen Kurs am Ende ganz oben steht, müsste Simon Stiebjahn, mindestens Dritter werden. Die Punkte beim Finale zählen doppelt (also: 120-100-90-80-70-60-56-54...).

Am vergangenen Sonntag ging es Schulte-Lünzum nicht so gut. «Ich hatte schlecht geschlafen und war nicht im Rennmodus», sagt er, «aber ich denke, ich darf von meinem Körper am Samstag mehr erwarten.»

Zwiehoff: Es könnte heiße Tänzchen geben
Dritter ist Ben Zwiehoff. Dem Essener spielte in Freudenstadt das Material einen Streich. Am Start riss die Kette. «Deshalb bin ich fürs Wochenende natürlich nochmal motiviert. Ich will in der Gesamtwertung aufs Podium und je nach Verlauf könnte die doppelte Punktzahl ja noch für das eine oder andere heiße Tänzchen sorgen», meint Zwiehoff mit einem Augenzwinkern. Seine 70 Punkte Rückstand scheinen viel, doch es gibt ja Fahrer, die können sich dazwischen schieben. Zum Beispiel Martin Loo, der sich in Freudenstadt erst im Sprint geschlagen geben musste.

Loo und Fabian Giger als Zünglein an der Wage
Vier Mal war er dieses Jahr im Weltcup unter den besten 20, in Nove Mesto gar 13. Der Estnische Meister gehört deshalb auch am Samstag zu den Favoriten.

Dazu muss man auch den Schweizer Fabian Giger zählen. Der hat zwar keine allzu erfolgreiche Saison hinter sich, deutete aber mit einem fünften Rang beim HC-Rennen in Polen am vergangenen Samstag an, dass man mit ihm doch noch rechnen kann. «Das war eines der besten Rennen in dieser Saison», bestätigt Giger. «Ich werde am Samstag motiviert an den Start gehen.» Er betont, dass er es «cool» findet, «wenn Leute Initiative ergreifen» und ein Event auf die Beine stellen. Und wenn es sogar Bike-Kollegen seien, unterstütze er das «sehr gerne».

Im Eliterennen sind auch die U23-Fahrer unterwegs und kämpfen um ihre Gesamt-Titel*. Tobias Eise (127) und Niklas Schehl (120) liegen so nahe beieinander, dass aller Voraussicht nach der gewinnen wird, der vor dem anderen ins Ziel kommt.

Damen: Lokalmatadorin Morath trifft auf die Überfliegerin
Es war ziemlich spannend, was die Damen dem Publikum in Freudenstadt geboten haben. Und am Ende war es dann ausgerechnet die Jüngste, die sich durchgesetzt hat. Ronja Eibl baute damit ihre Führung in der Gesamtwertung aus und geht mit 32 Zählern Vorsprung ins Finale. Damit ist die Situation gegenüber Verfolgerin Elisabeth Brandau genauso wie die bei den Herren.

Wenn die Deutsche Elite-Meisterin gewinnt, dann muss die Deutsche U23-Meisterin mindestens Dritte werden um sich zur jüngsten Bundesliga-Gesamtsiegerin aller Zeiten zu küren.

«Ich freue mich auf das Rennen, weil der Kurs eine meiner Lieblingsstrecken ist», sagt Eibl, «vor allem wenn sie nass ist». So wie letztes Jahr, als sie bei den Juniorinnen mit riesigem Vorsprung gewann und da schon schnellere Rundenzeiten ablieferte als die Elite Damen. Nach aktueller Wetterlage könnte es an der Hochfirst-Schanze allerdings auch trocken sein.

Elisabeth Brandau hat wie Ronja Eibl eine hervorragende Saison hinter sich, die beste ihrer Karriere. Von Platz 482 hat sich die zweifache Mutter bis auf Rang acht der Weltrangliste nach vorne gearbeitet, wurde Fünfte bei der EM, Achte bei der WM und gemeinsam mit Ronja Eibl auch Vize-Weltmeisterin in der Staffel.

Brandau scherzt: Fahre für die Gutscheine ins Badeparadies
«Ich denke, ich kann ausgeruht an den Start gehen», meint Elisabeth Brandau und sagt dann mit einem Lachen: «Ich fahre für die Gutscheine fürs Badeparadies.» Das Badeparadies sponsert den Event und die 32-Jährige plant einen Besuch mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern. Dann fügt sie noch hinzu: «Ich finde es toll, was Stiebi und Markus [Bauer, Anm. d. Red.] auf die Beine stellen und will das auch unterstützen.»

Beim Singer Wäldercup endlich mal dabei sein will auch Adelheid Morath. Die stammt aus dem nur 15 Minuten entfernten St. Märgen, hat es aber bisher noch nicht geschafft das zu ändern. Die Deutsche Vize-Meisterin will sich dieses Jahr den Start nicht nehmen lassen, auch wenn sie seit der Marathon-WM viel um die Ohren hatte. «Was die Form angeht, lass ich mich überraschen, aber ich will beim Heimrennen endlich mal dabei sein», sagt die 34-Jährige, die aber durchaus eine Siegkandidatin sein kann.

Rieder und Terpstra Podestkandidatinnen
Nadine Rieder ist in Freudenstadt lange vorne mitgefahren und war nach ihrem Schlüsselbeinbruch von Anfang Mai spätestens seit Juli so stark wie nie zuvor. «Ich bin auf jeden Fall motiviert und freu mich aufs Rennen. Es ist schwer einzuschätzen, weil im Moment Viele sehr stark sind», meint die Sonthofenerin.

Die Niederländische Meisterin Anne Terpstra hat 2018 trotz Verletzungspech (Knöchelbruch Ende Januar) für starke Ergebnisse gesorgt, darunter mit Rang elf im Val di Sole für ihr bestes Weltcup-Resultat. Sie hat im Mai auch das Bundesliga-Rennen in Gedern gewonnen. Terpstra dürfte für die deutschen Asse mit ein Maßstab sein. «Es ging mir am Samstag in Polen viel besser als erwartet. Die Herangehensweise ist aber auf jeden Fall sehr entspannt und ich freue mich sehr wieder ein Rennen zu fahren», gibt Terpstra zu Protokoll.


*In Titisee-Neustadt wird wie 2017 ein C3-Event ausgetragen, weil sich die Organisatoren für ein experimentelles Kurzformat von einer Stunde Renndauer und einem Kurs von nur drei Kilometer Länge entschieden haben. Das geht nur in dieser Kategorie. Dadurch kann es kein extra U23-Rennen geben.
Gleichzeitig schüttet der Singer Wäldercup ein Preisgeld von 16.000 Euro aus, doppelt so viel wie bei einem HC dotierten Event.


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