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Georg Egger und Max Brandl sind auf dem besten Weg in Israel ihren Vorjahres-Sieg zu wiederholen. Foto: Marc Schäfer
27.09.2019 13:42
Epic Israel: Hattrick für Egger und Brandl

Akko (rad-net) - Mit ihrem dritten Etappensieg sind Georg Egger und Max Brandl auf dem besten Weg beim Migdal Epic Israel ihren Vorjahres-Sieg zu wiederholen. Nach einem Defekt starteten sie eine beeindruckende Aufholjagd, die mit 52 Sekunden Vorsprung auf die Kanadier Peter Disera und Andrew L’Esperance endete. Auf die Tagesdritten Karl Markt und Gregor Raggl bauten die beiden Deutschen nach einer ereignisreichen Etappe über 92,5 Kilometer in Akko ihre Führung um 4:08 Minuten aus. Bei den Damen wendeten Catharine Pendrel und Haley Smith das Blatt zu ihren Gunsten.

Es waren wieder Martin Gluth und Fabian Giger (Superior XC), die das Rennen offensiv eröffneten. Ihnen folgten Max Brandl und Georg Egger (Lexware), während Gregor Raggl und Karl Markt (Möbel Märki) am ersten Berg ihr «eigenes Tempo“ wählten und die Konkurrenten erst mal ziehen ließen. Die beiden Träger des Gelben Trikots übernahmen am Anstieg die erste Position und nach einer gewissen Zeit realisierten sie etwas überrascht, dass nicht mehr Gluth und Giger, sondern Disera und L’Esperance (Norco Factory Team) die Begleiter waren. Gemeinsam erreichten sie die erste Verpflegungszone bei Kilometer 33, eine knappe Minute vor dem Möbel Märki-Duo, das eine Gruppe von fünf Teams anführte. Neben Giger/Gluth waren da auch ihre Lexware-Teamkollegen Luca Schwarzbauer und David List mit dabei.

«Ein ziemlicher Cut»
Das sollte sich für Brandl und Egger als günstige Konstellation heraus stellen. Etwa fünf Kilometer nachdem sie die Verpflegungszone verlassen hatte, erlitt Georg Egger einen Hinterrad-Defekt. «Ein ziemlich Cut“, wie Max Brandl beschrieb. Sie hatten mit der Reparatur schon begonnen, als die Verfolgergruppe mit dem zweiten Lexware-Duo eintraf.

«David hat uns sein Hinterrad gegeben und wir haben ihnen Material zum Reparieren da gelassen», so Brandl. Eine abgeschnittene Seitenwand und ein Panzer-Tape. List und Schwarzbauer benötigten aber sehr viel Zeit, um damit klar zu kommen und verloren rund 20 Minuten. Brandl und Egger hatten gut zwei Minuten verloren und machten sich an die Aufholjagd. «Wir haben versucht ruhig zu bleiben, es waren ja noch 55 Kilometer», so Brandl.

Ihr Tempo war hoch genug, um die zweite Splittergruppe rasch zu überholen und zwei Minuten hinter den Leadern zur Gruppe um Raggl und Markt bis zur zweiten Feed-Zone fast wieder aufzuschließen. Sie fuhren ran, spannten sich gleich an die Spitze und im folgenden Anstieg tat sich eine kleine Lücke auf. Nach einer Laufpassage war klar, dass der Abstand groß genug war. Sie fuhren mit konstant hohem Tempo weiter, nahmen den letzten Berg mit 400 Höhenmeter erfolgreich und nahmen in der Abfahrt den Staub wahr, den die führenden Kanadier aufgewirbelt hatten.

Auf den flachen letzten 15 Kilometern saugten sie sich an Disera/L’Esperance heran. Sie bedeuteten den Nordamerikanern zusammen zu arbeiten. Es kam in dieser Phase dann zu einer bemerkenswerten Aktion von Georg Egger: Er beugte sich während der Fahrt über das Hinterrad von L’Esperance. «Ich habe versucht seine Kette zu ölen. Die war mir ein bisschen zu laut und ich dachte, es wäre fies, wenn dem noch die Kette reißt“, erklärte Egger, was er da tat. «Aber es war gar nicht so leicht während der Fahrt und ich wollte jetzt auch nicht zu viel riskieren“, so Egger, «ein paar Tropfen habe ich vielleicht drauf bekommen.» Die Kette des Kanadiers hat jedenfalls bis ins Ziel gehalten.

Es waren vielleicht noch fünf Kilometer bis ins Ziel, als Disera und L’Esperance in einer Kurve ein Fehler unterlief, so dass Egger und Brandl plötzlich alleine in Führung lagen. Warten wollten die beiden Deutschen nicht mehr. «Ich habe Georg zugerufen, Stoff, Stoff, Stoff», erzählt Brandl. Wie viel stärker sie waren, zeigen die 52 Sekunden, die sie noch heraus fahren konnten und Disera sprach im Ziel auch von einer «beeindruckenden Art und Weise», wie sie auf der Fläche gefahren seien.

«Das mit den Platten ist hier Glückssache. Am Anfang sind wir mehrfach durch Glasscherben durchgefahren. Ansonsten ist es natürlich der Hammer, wie es für uns läuft. Ein riesiges Dankeschön an unsere beiden Teamkollegen, die ihre gute Platzierung in der Gesamtwertung geopfert haben», kommentierte Brandl den Etappensieg, der ihnen jetzt 6:33 Minuten Polster auf die letzten 75 Kilometer mitgibt.

Schwarzbauer: Podium wäre heute realistisch gewesen
Luca Schwarzbauer hatte schon am Vortag davon gesprochen, dass es «das Wichtigste sei“, dass ihr erstes Team gut durchkommt und im Blick auf die Olympia-Startplätze hoffentlich die erwünschten Punkte für die Nationenwertung sammelt.

Er und List machten nach der Reparatur gegenüber allen anderen Teams, außer den Etappensiegern, Zeit gut, verloren aber dennoch als 20. mit 24:23 Minuten Rückstand alle Chancen auf eine top Platzierung.
«Schade, aber damit mussten wir rechnen. Ich habe mich heute ziemlich gut gefühlt und Podium wäre realistisch gewesen», meinte Schwarzbauer gefrustet. «Uns hat es zwei Ersatzschläuche verrissen, weil sie durch den Cut aus dem Reifen drückten. Schade, dass wir damit einen Haufen UCI-Punkte verlieren.»

Gluth «extrem eingeschränkt»
Martin Gluth, der sich ja am Vortag die Schulter ausgekugelt und Schürfwunden zugezogen hatte, verlor mit Partner Fabian Giger noch den Anschluss an die Verfolger und erreichten das Ziel als Sechste (+10:22), eine Sekunde vor Markus Schulte-Lünzum und Simon Vitzthum (Bike Way Israel).

«Ich habe am ersten Berg ein hohes Grundtempo angeschlagen, das haben wir so ausgemacht. Später konnte ich aber nicht mehr mitgehen», erklärte Martin Gluth. «Ehrlich gesagt, konnte ich mich heute in den Downhills nicht so erholen, wie ich das sonst kann. Ich musste wegen der Schulter aufpassen, das hat mich schon extrem eingeschränkt. Unter diesen Umständen bin ich zufrieden, wie es heute gelaufen ist.» Zu den Umständen gehörte auch noch ein Defekt bei Fabian Giger, der sie zweimal zum Anhalten zwang.

Schulte-Lünzum: Fremdes Pedal in den Speichen
Schulte-Lünzum und Vitzthum mussten nach viel Defekt-Pech am Vortag wieder mit einem Ärgernis kämpfen. An einer Laufpassage in einer Straßen-Unterführung (bei Km 10), rammte ein Konkurrent sein Pedal in die Speichen von Schulte-Lünzums Bike. Eine Speiche riss. Das Felgenband war beschädigt, so dass eine Reparatur notwendig war.

«Wir hatten erst mal mit der Motivation zu kämpfen, sind dann aber voll durchgefahren. Das war am Ende auch ganz geil, wir haben sogar Fahrer aus dem Windschatten herausgefahren. Jetzt wäre es cool, wenn wir das morgen mal ohne Platten ins Ziel bringen würden», erklärte Schulte-Lünzum.

Damen: Pendrel und Smith übernehmen Leaderjersey
Es begann gar nicht so gut für die kanadische Paarung Catharine Pendrel/Haley Smith (Team Canada). Die zweifache Weltmeisterin Pendrel stürzte wegen eines auf dem Weg liegenden Drahtes. Der Zwischenfall verlief glimpflich und nach dem ersten Berg hatten sie bereits eine Minute Vorsprung auf die beiden Auftakt-Siegerinnen Chloe Woodruff/Erin Huck (Team USA) und bereits fünf Minuten auf die Trägerinnen des Gelben Trikots Sofia Villafane und Rose Grant (Stans No Tube/Pivot), die einen Defekt zu beheben hatten.
Pendrel und Smith vergrößerten den Vorsprung, während sich hinter ihnen Sophie von Berswordt und Jovana Crnogorac (Bike Way Racing) an die zweite Position schoben.

Im Ziel waren es dann 4:38 Minuten Vorsprung auf von Berswordt/Crnogorac (Ned/Srb) und 13:29 Minuten auf Chloe Woodruff/Erin Huck. Damit streiften sich die vorher favorisierten beiden Weltklasse-Fahrerinnen das rosa Leaderjersey über. Villafane und Grant erlebten ein kleines Desaster und verloren 20:40 Minuten. Mit 25:21 Minuten Rückstand erreichten Antonia Daubermann und Naama Noyman (Joe’s No Flats) als Tages-Fünfte ihr bisher bestes Ergebnis. «Mir war gar nicht klar, wo wir lagen», bekannte Daubermann.

Der Grund war derselbe Draht, der Pendrel zu Fall gebracht hatte. «Der hat sich dann bei mir ins Schaltwerk gewickelt, so dass wir die Spitzengruppe verloren haben.» Das war etwa bei Kilometer 20. So ging etwas die Übersicht verloren.

«Aber bei mir lief es heute richtig gut und ich konnte Naama mehr helfen als gestern. Insgesamt haben wir gut zusammen gearbeitet, auch wenn ich die letzten Kilometer gelitten habe, wie noch was“, erzählte die deutsche Vizemeisterin. «War echt cool heute.»


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