Bogotá (rad-net) - Profi Egan Bernal will beim anstehenden Giro d'Italia das Maglia Rosa in Angriff nehmen. Der Fahrer vom britischen Rennstall Ineos Grenadiers teilt sich bei der Italien-Rundfahrt, die am kommenden Samstag mit einem Zeitfahren in Turin startet, die Kapitänsrolle mit Pavel Sivakov und steuert den zweiten Grand-Tour-Sieg seiner Karriere an.
Bernal war 2020 aufgrund von Rückenproblemen zunächst aus der Tour de France ausgestiegen – ursprünglich war er angetreten, um seinen Titel von 2019 zu verteidigen – und hatte anschließend auch seine Saison frühzeitig beendet. Bei dem Kolumbianer wurde damals eine Skoliose festgestellt, die aus einem verkürzten Bein und damit falschen Position und Fehlbelastung auf dem Rad resultierte, sodass sich der Fahrer zur Genesung aus dem Renngeschehen zurückzog.
Über den Winter hat Bernal dann seine Genesung vorangetrieben und zu Beginn der neuen Saison bereits erste starke Ergebnisse erzielt. Mit seinem vierten Platz bei Tirreno-Adriatico, den dritten Plätzen bei der Tour de la Provence und Strade Bianche sowie Rang zwei bei der Trofeo Laigueglia, stellte der 24-Jährige seine Rückkehr zur Normalform eindrucksvoll zur Show. Im März zog sich der Fahrer dann erneut zurück, um in der Heimat für die den Giro zu trainieren.
«Mein Ziel für den diesjährigen Giro ist, zu dem Egan zurückzukehren, der gerne attackiert, dem Egan, der keine Angst davor hat, abgehängt zu werden», erklärte der Fahrer jetzt im Gespräch mit «La Gazzetta dello Sport». Deshalb habe er sich zu 100 Prozent auf das Rennen vorbereitet, um in perfekter Form in Italien anzureisen, doch sei ihm auch klar, dass auch die Konkurrenz nicht schlafe: «Natürlich haben sich auch die anderen vorbereitet, um zu gewinnen. Ich werde nicht alleine fahren.»
«Ich freue mich darauf, Rennen zu fahren. Es ist mein erster Giro und ich kann es kaum erwarten», sagte Bernal weiter zu «La Gazzetta dello Sport». «Ich denke, meine Situation [mit Rückenschmerzen, Anm. d. Red.] verbessert sich. Nach Tirreno-Adriatico konnte ich in Kolumbien gut in der Höhe trainieren und gute Arbeit leisten. In den letzten Tagen habe ich an meiner Intensität gearbeitet und hoffe, von Anfang an in guter Form zu sein. Ich habe es an manchen Tagen immer noch etwas im Rücken, aber die Dinge haben sich in letzter Zeit verbessert und werden mit weniger Trainingsbelastung besser. Ich hoffe, dass alles in Ordnung ist und dass es auch für den Giro gilt.»
Bei seinem Vorhaben kann Bernal auf die Unterstützung des insgesamt achtköpfigen Kaders seiner Mannschaft bei der anstehenden Grand Tour zählen. Im Gespräch mit «Cyclingnews» erklärte sein Co-Kapitän Sivakov erst kürzlich: «Egan wird offensichtlich die Nummer eins sein. Daran gibt es keinen Zweifel. Er hat die Tour de France gewonnen und auch sonst viel mehr Erfolge als ich verbucht. [...] Wenn es einen Tag geben wird, an dem ich meine Chancen für ihn opfern müsste, damit er gewinnt, dann würde ich es tun, ohne Zweifel, aber es könnte auch einige Möglichkeiten für mich geben. Es ist Radsport und alles kann passieren.»
Zusätzlich zu Bernal und Sivakov gehen am Samstag Jonathan Castroviejo, Daniel Martinez, Salvatore Puccio, Jhonatan Narvaez, Gianni Moscon und Zeitfahr-Weltmeister Filippo Ganna an den Start in Turin. Letztgenannter hätte dabei sogar reale Chancen, bei der Auftaktetappe zu gewinnen und damit das Rosa Trikot am ersten Tag im Heimatland direkt zu übernehmen.
Der Gewinner der Grand Tour von 2020, Tao Geoghegan Hart, wurde hingegen nicht für die diesjährige Auflage der Italien-Rundfahrt nominiert. Der Brite wird stattdessen Ende Juni vermutlich bei der Tour de France starten.