Cali (rad-net) - Kristina Vogel hat bei den Bahnrad-Weltmeisterschaften in Cali in Kolumbien ihre dritte Goldmedaille gewonnen. Die 23-Jährige aus Erfurt gewann auch den Keirin-Wettbewerb. Im Finale sezte sich Vogel souverän gegen Anna Meares aus Australien und die britische Titelverteidigerin Rebecca James durch.
Als Kristina Vogel das Podium zum dritten Mal betrat jubelte nicht nur der deutsche Betreuerstab. Die sportbegeisterten Kolumbianer auf den Zuschauerrängen applaudierten kräftig, auch animiert von der dreifachen Weltmeisterin, die das Publikum anfeuerte, noch lauter zu werden. Dann stiegen ihr Tränen in die Augen. «Ich habe nichts mehr gedacht, habe diesen Moment einfach nur genossen», sagte sie später. «Das ist ein unbeschreibliches Gefühl, ich kann es wirklich nicht in Worte fassen. Die Saison verlief überaus erfolgreich, und ich hatte schon mit drei Medaillen geliebäugelt, aber dass es drei goldene werden, das konnte keiner ahnen. Als die WM nach Cali vergeben wurde, habe ich vor zwei Jahren schon gesagt, dass dies meine WM wird. Und sie wurde es!»
Zuvor hatte Vogel bereits Gold im Teamsprint zusammen mit Miriam Welte und im Sprint gewonnen. Mit insgesamt fünf WM-Goldmedaillen und einem Olympia-Sieg ist Vogel jetzt Deutschlands erfolgreichste Radsportlerin.
Im Sprint der Männer holte Titelverteidiger Stefan Bötticher nach einer Saison mit vielen verletzungsbedingten Rückschlägen überraschend die Silbermedaille. «Meine Saison verlief katastrophal, umso glücklicher bin ich mit der Medaille. Ich hatte das Ziel hoch gesteckt, aber als ich in der Quali die Bestzeit fuhr war ich schon happy und wusste, dass es ein gutes Turnier wird. Gerade im Sprint ist vieles Kopfsache. Und diese Bahn in Cali, die liegt mir», so Bötticher. Der 22-Jährige fuhr ein starkes Turnier und musste sich erst im Finale Francois Pervis in zwei von drei möglichen Läufen knapp geschlagen geben. Der Franzose schaffte wie Vogel das WM-Triple aus Sprint, Keirin und 1000-Meter-Zeitfahren.
Das Zweiermannschaftsfahren, das letzte Rennen dieser WM, lief äußerst dramatisch ab. Während die beiden Deutschen Theo Reinhardt und Henning Bommel, die kurzfristig doch noch einen Startplatz erhalten hatten, den siebten Rang belegten, obwohl Reinhardt etwa bei Rennhälfte zu Fall gebracht worden war, war lange nicht klar, wer die neuen Weltmeister sind.
Die Belgier Kenny de Ketele und Jasper de Buyst wurden bereits als Sieger gefeiert, als die Spanier Albert Torres und David Muntaner Einspruch einlegten und eine Zeit lang später als Weltmeister ausgerufen wurden. Die Belgier hatten offensichtlich eine Runde verloren und wurden so nur Fünfte hinter Spanien, Martin Blaha und Vojtech Hacecky aus Tschechien, Stefan Kueng und Thery Schir aus der Schweiz sowie den Österreichern Andreas Müller und Andreas Graf.
Ganz klar war hingegen das Ergebnis des Omniums der Frauen. Die US-Amerikanerin Sarah Hammer gewann den sechsteiligen Wettbewerb aus fliegender Runde, Punktefahren, Ausscheidungsfahren, Einerverfolgung, Scratch und 500-Meter-Zeitfahren mit 14 Punkten vor Olympiasiegerin Laura Trott aus Großbritannien mit 20 Punkten und Annette Edmondson aus Australien mit 24 Zählern. Eine Deutsche war nicht am Start.
Im Medaillenspiegel belegte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) vor Frankreich und Australien den ersten Platz. Insgesamt konnten die deutschen Athleten achtmal Edelmetall holen, vier Gold- und vier Silbermedaillen. Sieben der acht Medaillen gingen an die Sportler in den Kurzzeit-Disziplinen, wovon Kristina Vogel mit drei Goldmedaillen die erfolgreichste war. «Wir haben fantastische Wettkämpfe gesehen. Es ist unseren Athletinnen und Athleten gelungen, die Leistungen von Minsk noch zu toppen. Das ist auch eine Bestätigung unserer Arbeit, vor allem die unserer Trainer. Nun gilt es, das Spitzenniveau in den Kurzzeitdisziplinen bis zu den Olympischen Spielen in Rio zu verteidigen und die Lücke im Ausdauerbereich weiter zu schließen», so BDR-Sportdirektor Patrick Moster.