Mont Sainte Anne (rad-net) - Beim vierten Cross-Country-Weltcup der Saison hat die Schweizerin Jolanda Neff ihre Ausnahmestellung bestätigt und sich in Mont Sainte Anne in Kanada unter bemerkenswerten Umständen ihren dritten Saisonsieg geholt. Die Freiburgerinnen Helen Grobert und Adelheid Morath bestätigten als Zwölfte und 13. ihre gute Form.
Grobert erwischte bei der 25. Auflage des Weltcup-Klassikers einen guten Start und reihte sich an zehnter Stelle ein. Von hinten fuhr Straßenweltmeisterin Pauline Ferrand Prevot (Frankreich) an der Deutschen Meisterin vorbei und Mitte des Rennens wurde die 23-Jährige auch noch von Ex-Weltmeisterin Maja Wloszczowska aus Polen an ihr vorbei.
In der fünften von sechs Runden schloss auch Adelheid Morath die Lücke zu Grobert und gemeinsam ging das deutsche Duo in die letzte Runde. Dort fuhr sich Adelheid Morath an ihrem 31. Geburtstag im Anstieg einen kleinen Vorsprung heraus. Die DM-Dritte hatte über das gesamte Rennen das Problem, dass sie aus einem Klickpedal immer wieder herausrutschte.
So konnte Grobert wieder aufschließen und eine halbe Runde vor Schluss noch mal attackieren. Das brachte ihr den zwölften Rang und damit erneut die Erfüllung der B-Norm für die Olympischen Spiele. 5:59 Minuten hinter der Siegerin Jolanda Neff (1:28:15) erreichte sie das Ziel. «Ganz den Flow hatte ich hier in den technischen Passagen nicht, aber das Grundtempo hat gestimmt», kommentierte Grobert ihr Resultat. «Es ist wieder Top 15 geworden und ich bin happy darüber.»
Adelheid Morath wollte sich mit dem Handicap Klickpedal gar nicht so sehr beschäftigen. «Ein bisschen ärgern tut es mich schon, aber ich bin sehr zufrieden. Das passt. Ich freue mich auf Windham“, so Morath. Dass sie damit mit ihrer zweiten B-Norm jetzt auch die Olympia-Kriterien erfüllt hat, war der Schwarzwälderin „gar nicht bewusst.» Sie grinste. «Darum habe ich mich gar nicht gekümmert. Ich bin froh, dass es heute und auf dieser Strecke wieder so gut gelaufen ist», erklärte Morath, die mit 6:13 Minuten Rückstand ins Ziel kam.
Ihre Teamkollegin Hanna Klein, ebenfalls aus Freiburg, wurde 31. (+13:24).
Derweil ließ sich Jolanda Neff für den sechsten Weltcup-Sieg ihrer Karriere feiern. Der war unter denkwürdigen Umständen zustande gekommen und die Schweizerin kommentierte das offensichtlich bewegt.
Am Morgen, so berichtete sie, habe sie sich in ihrer Unterkunft mit ihrem Vater unterhalten und auf einmal das Bewusstsein verloren. «Ich bin einfach umgefallen und habe mir den Kopf auf dem Boden angeschlagen. Ich war wohl 30 Sekunden lang bewusstlos», so Neff. Außer einer Beule am Kopf sei danach aber wieder okay gewesen. Man habe sich überlegt ob sie überhaupt starten solle. «Aber ich dachte, ich probiere es mal», erklärte Neff.
Die Beine drehten wie gewohnt und nach zwei Runden lag die Stöckli-Bikerin bereits mit einer Minute vor Weltmeisterin Catharine Pendrel aus Kanada und Gunn-Rita Dahle-Flesjaa aus Norwegen in Führung. Nur die Konzentration war bei Neff nicht dieselbe wie gewohnt. «Ich bin jede Runde gestürzt, auch an Stellen, die eigentlich kein Problem sind», erzählte sie. In der letzten Runde passierte ihr das auch noch so heftig, dass sie eine blutende Wunde am Knie davon trug.
«Das war das verrückteste Rennen meiner Karriere», bekannte Neff, die am Ende 34 Sekunden vor Pendrel das Ziel erreichte. Pauline Ferrand Prevot hatte in Runde drei die dritte Position eingenommen, konnte sich aber im Duell der Weltmeisterinnen nicht durchsetzen. Sie erreichte das Ziel mit 1:09 Minuten Rückstand als Dritte, vor Emily Batty (Kanada, +1:56), die sich von Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (+2:22) durchsetzte, nachdem die sich in der dritten Runde einen Sturz erlaubte.