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Das Rezept von Angelo Zomegnan für den Giro 2011: Augen zu und durch.
28.04.2011 12:06
Doping-Vorwürfe gegen Drittel der Giro-Teams

Turin (dpa) - Ein Drittel der am 7. Mai beim Giro d'Italia startenden 23 Teams ist starken Dopingvorwürfen ausgesetzt. Fahrer von sieben Mannschaften sind in aktuelle Dopingermittlungen der italienischen Staatsanwaltschaft verstrickt.

Hinzu kommt die Problem-Personalie Alberto Contador, dessen Doping-Verfahren vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS läuft. In dieser für sein Rennen dramatischen Situation hat Giro-Direktor Angelo Zomegnan ein Rezept: Augen zu und durch.

Mit Samthandschuhen fasst der Ex-Journalist die mutmaßliche Kundschaft des offensichtlich in der Schweiz weiter praktizierenden Sportarztes Michele Ferrari an, der seit 2002 in Italien nicht mehr arbeiten darf. Zomegnan schließt aus, sie wegen möglicher Rufschädigung von seiner Veranstaltung fernzuhalten. «Wer zu Beginn des Giro eine gültige Fahrerlizenz hat, wird starten», sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Die gleiche Haltung nimmt er im Fall des Topfavoriten Contador ein. «Wenn Contador nicht gesperrt ist und teilnehmen will, ist er willkommen», meinte Zomegnan. Was geschieht, wenn der Spanier den Giro gewinnt, wegen seiner Clenbuterol-Probe bei der vergangenen Tour im Nachhinein aber seine Trophäen zurückgeben muss, wollte sich Zomegnan nicht ausmalen. Die vor dem Sportgerichtshof CAS bevorstehende Doping-Verhandlung gegen Contador soll im Juni laufen.

Zum 150. Jahrestag der Einheit Italiens haben die Giro-Planer einen spektakulären und symbolisch hoch aufgeladenen Kurs abgesteckt. Er beginnt mit einem Team-Zeitfahren in der historischen Hauptstadt Turin, folgt dem Weg des Nationalhelden Giuseppe Garibaldi bis nach Sizilien. Der Ätna wird erklommen, im Norden dann Großglockner und Zoncolan passiert. «Wir verbinden die Geschichte der Einigung des Landes und die großen Momente des Radsports miteinander», kündigte Zomegnan an.

Als zusätzliche Geste verlieh er dem aktuellen Landesmeister Giovanni Visconti die Jubiläumsnummer 150. Doch ausgerechnet der so Geehrte gehört zu den Dopingverdächtigen. Laut «Gazzetta dello Sport» hat die Polizei herausgefunden, dass Visconti Kontakt zu Ferrari unterhält. Wer dessen Dienste in Anspruch nimmt, muss mit drei bis sechs Monaten Strafe rechnen.

Auch Lance Armstrong soll nach Informationen italienischer Ermittler seinen alten Betreuer Ferrari vor der letzten Tour de France aufgesucht haben. «Das war ein privates Treffen», wiegelte Armstrong-Sprecher Mark Fabiani zwar ab. Die Ermittler in Padua haben die Geldströme verfolgt und können feststellen, welche der Begegnungen privater Natur waren und welche geschäftliche Komponenten aufwiesen. Paduas Staatsanwalt Benedetto Roberti koordiniert das europäische Unterstützerteam des gegen Armstrong ermittelnden Jeff Novitzky aus den USA.

Ferrari geht in die Offensive. Laut italienischen Medien nahm er Kontakt zur Staatsanwaltschaft Padua auf. Sein Anwalt beklagte sich darüber, dass Ferrari 2002 «zu Unrecht» mit einem Betätigungsverbot belegt wurde.

Der einzige bescheidene Erfolg für Zomegnans Verhandlungen hinter den Kulissen besteht darin, dass das Team Lampre mittlerweile keinen der Fahrer, die in die Dopingermittlung der Staatsanwaltschaft Mantua verwickelt sind, für den Giro nominiert hat. Die ebenfalls verdächtigten Ex-Lampre-Fahrer Alessandro Ballan und Marzio Bruseghin werden von ihren aktuellen Teams BMC und Movistar dagegen ohne Wimpernzucken aufgeboten.


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