Paris (dpa) - Rad-Profi Stefan Schumacher will seinen Justiz-Marathon auch nach der Niederlage vor dem obersten französischen Verwaltungsgericht unbeirrt fortsetzen.
«Für uns ist Frankreich nicht das Ende der Fahnenstange. Wir werden sämtliche Rechtsmittel gegen die Entscheidung ergreifen, also die Rechtsschutzmöglichkeit bis zum Europäischen Gerichtshof», sagte Schumachers Anwalt Michael Lehner der Deutschen Presse-Agentur dpa. Am Vortag hatte der Conseil d'Etat Schumachers Klage gegen seine zweijährige Sperre zurückgewiesen: Die Nachtests der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD zur Tour de France 2008 seien «in Ordnung» gewesen, hieß es zur Begründung.
«Die Entscheidung, dass ein nicht zugelassenes Analyseverfahren rechtens angewandt worden sein soll, halte ich für einen Skandal», kommentierte Lehner den Richterspruch. Das neuartige Testverfahren auf das EPO-Präparat CERA, das Schumacher und seinem früheren Gerolsteiner-Teamkollegen Bernhard Kohl (Österreich) im Oktober 2008 zum Verhängnis wurde, sei erst zum 1. Juli dieses Jahres von der französischen Akkreditierungsbehörde COFRAC zugelassen worden. Zudem vermutete der Heidelberger Anwalt hinter dem Urteil einen «französischen Klüngel». Da AFLD-Chef Pierre Bordry ein ehemaliger Richter des Conseil d'Etat sei, gebe es da eine «enge Verbindung».
Die Kunde aus Paris, die Lehner als «Justiz-Skandal» bezeichnete, kommt für die Schumacher-Seite zur Unzeit. Denn in knapp einer Woche will der zweifache Zeitfahr-Sieger und Träger des Gelben Trikots bei der Tour 2008 am 4. November vor dem Internationalen Sportgerichtshofs CAS eine Aufhebung seiner weltweiten Dopingsperre bis zum 21. Januar 2011 erwirken. Auch wenn Lehner der Ansicht ist, dass der französische Richterspruch und die CAS-Verhandlung «getrennte Sachen» sind, dürfte der Nürtinger vor dem Termin in Lausanne nun nicht gerade bessere Karten haben.
Denn der Radsport-Dachverband UCI hat die gegen Schumacher verhängte AFLD-Sperre für Rennen in Frankreich weltweit übernommen. Zudem war der 28 Jahre alte Schwabe während der Olympischen Spiele in Peking in A- und B-Probe positiv auf CERA getestet worden, was noch zu einem lebenslangen Ausschluss vom Wettkampfsport führen könnte. Trotz der erdrückenden Beweise bestreitet Schumacher bis heute jegliches Doping. Im letzten Eintrag auf seiner Homepage schreibt der er am 5. März zum geplanten Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof: «Eines weiß ich ganz sicher: Ich bin unschuldig und wenn man mir die Chance gibt, werde ich das auch beweisen.»
Sein einstiger Gerolsteiner Teamchef Hans-Michael Holczer, der Schumacher auf Rückbezahlung seiner Bezüge seit dem 3. Juli 2008 (Tag des ersten Positivtests) verklagt hat, wollte zuletzt nicht spekulieren, wie die CAS-Verhandlung ausgehen könnte. «Ich will keine Prognose aufstellen. Es ist immens komplex», hatte Holczer der dpa gesagt.