Madrid (dpa) - Der mutmaßliche Dopingarzt Eufemiano Fuentes und sechs Komplizen müssen in Spanien auf die Anklagebank. Mehr als fünf Jahre nach der Aufdeckung des großen Dopingskandals um die «Operación Puerto» im spanischen Radsport haben die Ermittler ihre Untersuchungen abgeschlossen.
Der zuständige Ermittlungsrichter erhob Anklage gegen Fuentes, dessen Schwester, zwei Ärzte und drei ehemalige Radteamchefs. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, für die Angeklagten Haftstrafen von jeweils zwei Jahren und zweijährige Berufsverbote zu verlangen. Ihnen wird eine «Gefährdung der öffentlichen Gesundheit» zur Last gelegt. Fuentes und der Ex-Teamchef Manolo Saiz waren die Hauptakteure in der Doping-Affäre, die im Frühjahr 2006 aufgedeckt worden war. Mehr als 50 Profis sollen in den größten Dopingskandal des spanischen Radsports verwickelt gewesen sein.
Im Zuge dieser Affäre waren die Top-Radprofis Ivan Basso, Michele Scarponi (beide Italien), Alejandro Valverde (Spanien) und der Ansbacher Jörg Jaksche gesperrt worden. Auch Jan Ullrich stolperte über die «Operácion Puerto» und erklärte 2007 seinen Rücktritt, nachdem ihm die Staatsanwaltschaft Bonn illegale Zusammenarbeit mit dem Gynäkologen Fuentes nachgewiesen hatte. Bis heute leugnet der einzige deutsche Tour-de-France-Gewinner Doping.
Die Ermittlungen hatten sich so lange hingezogen, weil Spanien 2006 noch kein Anti-Doping-Gesetz hatte und Doping damals nicht strafbar war. Die Justiz legte den Fall mehrmals zu den Akten, weil die Ermittler glaubten, den Beschuldigten keine gesundheitliche Gefährdung der Sportler nachweisen zu können. Die Untersuchungen wurden aber immer wieder aufgenommen.
Die Ankläger legen Fuentes und dessen Helfern nun zur Last, Bluttransfusionen in Hotelzimmern unter unhygienischen Bedingungen vorgenommen zu haben. Zudem hätten sie Blutbeutel ohne die erforderliche Kühlung transportiert und die Proben nicht eindeutig ausgezeichnet. Dies habe eine «ständige Gefahr» für die Gesundheit der Sportler bedeutet.
Bis zum Beginn des Prozesses können allerdings noch weitere sechs Monate vergehen. Wie die Online-Zeitung elpais.com berichtete, können die Angeklagten und die Staatsanwaltschaft noch Einspruch gegen den Bericht des Ermittlungsrichters erheben. Außerdem muss noch festgelegt werden, vor welchem Gericht der Prozess stattfinden soll.