Wien (rad-net) - Als Folge von zahlreichen Doping-Skandalen will Österreich jetzt hart durchgreifen: Überführte Sportler müssen sich künftig vor einem Strafgericht verantworten und mit Gefängnis rechnen. Nach einem Gesetzesentwurf des Justizministeriums soll die Nutzung unerlaubter Substanzen im Sport als schwerer Betrug im Strafgesetz festgeschrieben werden. Verurteilten drohen dann bis zu drei Jahren Gefängnis, in schweren Fällen sind auch zehn Jahre möglich. Das Gesetz soll vom 1. Januar 2010 an gelten, das österreichische Parlament (Nationalrat) muss noch zustimmen.
Nach der geplanten Ergänzung des Strafgesetzbuches ist ein Athlet künftig nach Paragraf 147 (schwerer Betrug) zu bestrafen, wenn er «einen Betrug (mit mehr als geringem Schaden) begeht, indem er über die Anwendung eines verbotenen Wirkstoffs oder einer verbotenen Methode nach der Anlage der Anti-Doping-Konvention, zu Zwecken des Dopings im Sport täuscht», zitiert die österreichische Nachrichtenagentur APA aus dem Entwurf.
«Wer dopt, betrügt. Der Sportler verschafft sich nicht nur einen unrechtmäßigen Vorteil im sportlichen Wettkampf, sondern auch, indem er Prämien, Sponsoren- und Preisgelder erhält», erklärte Sportminister Norbert Darabos den österreichischen Vorstoß. In Deutschland ist Doping kein Straftatbestand. Ereignisse wie der Dopingskandal bei Olympia 2006 in Turin und der Fall von Ex-Radprofi Bernhard Kohl hätten einen «neuen Impuls» nötig gemacht, so der Sportminister. «Doping darf im österreichischen Sport keinen Platz mehr haben.»
Die Nationale Anti-Doping Agentur (NADA) lobte das künftige Gesetz. «Ich begrüße diese Maßnahmen. Bereits in den letzten eineinhalb Jahren haben wir sehr viel weitergebracht, wir haben dafür etwa kürzlich von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA viel Lob erhalten», sagte NADA-Geschäftsführer Andreas Schwab. Auch der österreichische Leichtathletik- und der Radsportverband reagierten positiv auf den Vorstoß. «Sperren und normale Strafen sind nicht ausreichend. Mir haben junge Radfahrer immer wieder gesagt: 'Es muss etwas passieren, die ruinieren uns die Zukunft'. Alleine die Abschreckung wird schon eine Wirkung haben», sagte Radsport-Präsident Otto Flum. Um das Dopingproblem aber wirklich in den Griff zu bekommen, müsse die Regelung auf ganz Europa ausgeweitet werden.
Der österreichische Sport hat immer wieder mit Dopingfällen für Schlagzeilen gesorgt. Bei den olympischen Winterspielen 2006 in Turin durchsuchte die Staatsanwaltschaft die Quartiere von Langläufern und Biathleten und beschlagnahmt Blutdoping-Hilfsmittel. 2008 gestand der überführte Dopingsünder und Radprofi Bernhard Kohl, «der Versuchung erlegen zu sein», 2009 legte Triathletin Lisa Hütthaler ein öffentliches Doping-Geständnis ab.