Wiesbaden (rad-net) - Für Millionen Fernsehzuschauer ist er eine, wenn nicht sogar die Stimme des Radsports: der Fernsehjournalist Klaus Angermann. Heute feiert der frühere ZDF- und Eurosport-Reporter mit der unverwechselbaren Stimme seinen 75. Geburtstag.
Der gebürtige Dresdener arbeitete zu Beginn seiner journalistischen Laufbahn zunächst bei Zeitungen in Aschaffenburg und Nürnberg, ehe er sich 1963 erfolgreich beim neu gegründeten Zweiten Deutschen-Fernsehen (ZDF) bewarb. Bei den Mainzern war Angermann mehr als vier Jahrzehnte lang als Experte für Radsport, Ringen und Rodeln im Einsatz. «Du macht alles mit R − warum nicht auch noch Rudern und Rollhockey?», fragte ihn Helmer Boelsen, der Nestor unter Deutschlands Radsportjournalisten, früher einmal.
«Na ja, über Bobsport hat er ja auch berichtet», sagt der 88-jährige Boelsen im Gespräch mit «rad-net» schmunzelnd. Gewichtheben und Judo gehörten ebenfalls zu Angermanns Spezialdisziplinen als Reporter. Von 19 Olympischen Spielen berichtete der Jubilar zwischen 1972 und 2010, dazu von etlichen Welt- und Europameisterschaften. Bei den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City fungierte er als Pressesprecher des Nationalen Olympischen Komitees (NOK).
Dem Radsport ist Klaus Angermann bis heute besonders leidenschaftlich verbunden geblieben. Von 1965 bis 2001 berichtete Angermann als TV-Kommentator von der Tour de France, seit 1998 für Eurosport im Duo mit dem Ex-Stundenweltrekordler Tony Rominger aus der Schweiz. Als Live-Kommentator brachte er den Zuschauern nicht nur das Renngeschehen und die Sportler näher, sondern ebenso leidenschaftlich auch Land und Leute.
Seine persönlichen Radsport-Erinnerungen und -Erlebnisse veröffentlichte Angermann in dem 2003 erschienenen Buch «Der Traum vom Gelben Trikot. Vier Jahrzehnte Radsportreportage von der Tour de France». Mehr als 220.000 Kilometer war er mit dem Tour-Tross in all den Jahren unterwegs.
«Seine absolute Fairness hat ihn dabei besonders ausgezeichnet. Er hat nie auf den Putz gehauen und war immer sachlich», sagt Boelsen als Kollege von der schreibenden Zunft. «Sie werden keinen Athleten finden, weder im Radsport, Ringen oder Rodeln, der wütend auf Klaus Angermann ist oder ihm etwas nachträgt. Er war stets fair gegenüber den Athleten, aber nicht unkritisch», sagt Boelsen über seinen Freund aus gemeinsamen Radsportzeiten, mit dem er noch heute regelmäßig telefoniert.
Vom Mikrofon kann Angermann, der mit seiner Frau Renate in Wiesbaden wohnt, auch im Rentenalter nicht lassen. Bei der diesjährigen Bayern-Rundfahrt sprang er kurzerhand als Streckensprecher ein, als Stefan Schwenke krankheitsbedingt die Stimme versagte. Bei den letzten zwei Etappen moderierte Angermann gewohnt farbenfroh und detailreich das Renngeschehen. «Danach hat er mich gleich angerufen und sagte: ,Stell Dir vor, ich musste den Streckensprecher bei der Bayer-Rundfahrt machen.' Dann hat er mir alles genau erzählt», sagt Boelsen lachend. Ein Radsport-Enthusiast mit Leib und Seele eben. Herzlichen Glückwunsch zum 75.!