Doha (dpa) - Etwas schüchtern nahm Marco Mathis die Gratulationen von Radsport-Legende Eddy Merckx entgegen, dann kramte er nach seinem überraschenden WM-Triumph eine deutsche Fahne hervor.
Zusammen mit Teamkollege Maximilian Schachmann feierte der 22-jährige Oberschwabe bei den Straßenrad-Titelkämpfen in Doha einen deutschen Doppelerfolg im U23-Einzelzeitfahren. Damit durften die deutschen Radprofis nur einen Tag nach dem Triumph von Tony Martin und Marcel Kittel im Mannschaftszeitfahren mit dem Etixx-Team erneut jubeln.
Bis es soweit war, musste Mathis in der Hitze von Doha - auch am Montag wurden wieder Temperaturen von über 30 Grad gemessen - aber lange warten. Bereits als zweiter Fahrer war der Youngster auf die Strecke gegangen. Fahrer für Fahrer versuchten sich anschließend vergeblich an der herausragenden Zeit von 34:08 Minuten. Am nächsten kam ihm noch Teamkollege Schachmann, der 18 Sekunden langsamer war. Platz drei ging schließlich an den Australier Miles Scotson (0:38 Minuten zurück). Als Vierter komplettierte Europameister Lennard Kämna (Fischerhude/0:42) das starke deutsche Abschneiden.
«Wahnsinn! Was für eine Leistung. Deutschland ist und bleibt eine Zeitfahrer-Nation. Alle Drei sind fantastisch gefahren», sagte Verbands-Vizepräsident Udo Sprenger. Mathis ist in der U23-Klasse aber erst der zweite Deutsche nach Markus Fothen, dem ein Sieg im WM-Einzelzeitfahren gelang. Der früherer Gerolsteiner-Profi Fothen hatte 2003 im kanadischen Hamilton gewonnen.
Dabei war bis vor wenigen Wochen noch gar nicht klar, dass Mathis überhaupt bei der WM im Zeitfahren starten darf. Nur weil Kämna durch seinen EM-Titel ein persönliches Startrecht erhalten hatte, rückte der DM-Dritte noch nach.
Schachmann musste sich indes wie 2015 in Richmond mit dem zweiten Platz begnügen. Der künftige Etixx-Profi war bei seiner Fahrt durch den Sturz des Belgiers Senne Leysen aufgehalten worden, für den Sieg hätte es aber auch so nicht gereicht.
Auf Tony Martin wird Schachmann beim belgischen Rennstall aber nicht mehr treffen. Der dreimalige Einzel-Weltmeister hatte sich am Sonntag mit einem Triumph im Mannschaftszeitfahren von Etixx verabschiedet. «Das war ein emotionaler Sieg für mich. Das Team war in den vergangenen fünf Jahren wie eine Familie für mich. Wir haben großartige Siege und Momente erlebt», sagte Martin, der in der kommenden Saison für den russischen Rennstall Katusha fährt. Vorher will er im Einzelzeitfahren am Mittwoch zurück aufs Podium. Nach dem enttäuschenden Olympia-Abschneiden ist Martin zu seiner alten Sitzposition zurückgekehrt, was sich offensichtlich auszahlt.
Zum Auftakt der Einzel-Wettbewerbe hatte bei den Juniorinnen Franziska Brauße den sechsten Platz belegt. Nach 13,7 Kilometern wies sie einen Rückstand von 34 Sekunden auf die niederländische Siegerin Karlijn Swinkels auf. Die Plätze zwei und drei belegten Lisa Morzenti aus Italien und die Französin Juliette Labous.
Für Diskussionen sorgte indes in Doha die große Hitze. Die Niederländerin Anouska Koster war am Sonntag im Mannschaftszeitfahren der Frauen entkräftet gestürzt. Im Zielbereich hatten völlig erschöpfte Fahrerinnen auf dem Asphalt gelegen. Entsprechend groß war die Kritik an den Verantwortlichen des Weltverbandes. «Die UCI hat das nicht durchdacht. Das macht keinen Sinn. Die Hitze, das ist unmöglich. Es ist wie in einer Sauna», schimpfte Kosters Kollegin Roxane Knetemann.
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