Frankfurt (dpa) - Die Heimniederlage hat John Degenkolb erst recht angestachelt. «Nächstes Jahr sind wir mit einem stärkeren Team dabei», sagte der Radprofi vom Team Giant Shimano nach dem zweiten Platz am Donnerstag beim Rennen «Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt».
«Der Druck war vor dem Rennen wahnsinnig hoch. Jeder hatte den Sieg erwartet», klagte der Sprint-Experte, der vom Mailand-San-Remo-Sieger Alexander Kristoff vor der Alten Oper in Frankfurt knapp geschlagen wurde. Er muss damit weiter auf seinen zweiten Sieg nach 2011 beim deutschen Frühjahrsklassiker warten.
Nichts auszusetzen hatte der Wahl-Frankfurter am verdienten Erfolg des Norwegers. «Er war einfach stärker», meinte Degenkolb. Seinen sieben Team-Mitgliedern machte er keinen Vorwurf. «Ich will die Leistung nicht schlechtreden. Wir haben hart gearbeitet», erklärte der 25-Jährige, der Cheng Ji heraushob. «Der Chinese ist gefahren wie ein Moped.» Aber trotzdem war im Finale nur noch Johannes Fröhlinger bei ihm.
Ärgerlich für Degenkolb war, dass sein Team keinen Fahrer in der lange führenden Spitzengruppe hatte. «Deshalb mussten wir viel arbeiten. Das hat viel Kraft gekostet. Ich war früh isoliert.» Im entscheidenden Sprint auf der Zielgeraden war Degenkolb allein. Kristoff hatte noch Mitstreiter an seiner Seite. «Nur mit einer starken Mannschaft kann man einen Sprint fahren», bekannte Degenkolb, der im April das belgische Eintagesrennen Gent-Wevelgem gewonnen hatte.
Das zum 53. Mal ausgetragene Rennen über 200,9 Kilometer durch den Taunus unterstrich die Stärke der neuen deutschen Radsport-Elite. Hinter Degenkolb brillierte der Sohn des dreimaligen Siegers Erik Zabel. Der 20-jährige Rick Zabel fuhr auf den sechsten Platz vor dem routinierten Fabian Wegmann, der 2009 und 2010 in Frankfurt triumphiert hatte, sowie Jan Dieteren vom Team Stölting auf Rang acht. In der gut 100 Kilometer lang führenden Spitzengruppe überzeugten die jungen Paul Voss (Team NetApp) und Christoph Pfingsten (Nationalmannschaft).
Veranstalter Bernd Moos-Achenbach zeigte sich trotz des nicht optimalen Wetters hochzufrieden mit dem Rennen. «Es war sensationell. Es hat einen Riesenspaß gemacht», sagte der 61-Jährige. «Knapp eine Million Zuschauer waren an der Strecke. Das Rennen lebt», zog auch Frankfurts Sportdezernent Markus Frank ein positives Fazit. «Alle machen weiter - ich auch», erklärte Moos-Achenbach, der mit seinem Team schon am kommenden Dienstag mit der Vorbereitung auf die 54. Ausgabe beginnen will. Der 1. Mai als traditioneller Termin seit 1962 soll zumindest bis 2016 gesichert sein.