Gera (rad-net) - Seine schwarzen langen Locken sind heute noch genauso markant wie in den 80er Jahren, als er mit anderen Radprofis zahlreiche Medaillen für die DDR bei nationalen und internationalen Rennen holte. Und auch zu seinem 50. Geburtstag, den Ex-Radprofi Thomas Barth zu Hause in Burkersdorf bei Weida feierte, gibt es in seinem Haar noch nicht ansatzweise die Spur einer grauen Strähne.
«Die Jugend hält mich jung», sagt der Olympia-Vierte von 1980 in Moskau. Und meint damit nicht nur seinen 23-jährigen Sohn Marcel, Juniorenweltmeister im Punktefahren von 2004 und Radsportler des Monats Dezember, der sich soeben das Ticket für die Bahnrad-WM Ende März in Dänemark gesichert hat, sondern auch die Jungs vom thüringischen Team Jenatec Cycling , die er am Freitag ins Trainigslager nach Mallorca schickte. In der Mannschaft betreut der ehemalige Straßenrad-Rennfahrer als sportlicher Leiter seit einigen Jahren talentierte Nachwuchsfahrer der U-23-Radbundesliga.
«Das ist für mich eine wunderbare Sache», schwärmt Barth, der 1977 und 1978 Junioren-Weltmeister mit der Straßen-Mannschaft wurde. «Früher habe ich Siege gefeiert, heute bin ich dabei, wenn meine Jungs triumphieren. Das macht schon Spaß.» Viele hätten ein Problem, die heutige Jugend zu begreifen. «Mir geht es nicht so, auch wenn mir sicher bei ihren gelegentlichen Spinnereien graue Haare wachsen könnten.»
Auch wenn sich der DDR-Nationalfahrer 1992 nach 20 Jahren vom Leistungssport verabschiedete, Radsport ist und bleibt sein Leben. Dem Fußball, den er zunächst als junger Mann wie alle Gleichaltrigen spielte, hatte er schnell den Rücken gekehrt. Und das hatte für ihn auch einen ideellen Hintergrund: «Im Fußball gibt es nur Gewinner oder Verlierer, im Radsport dagegen Platzierte.»
Wie viele ehemalige Profis stieg Thomas Barth nach seiner aktiven Zeit in das Radsportgeschäft ein. Hauptberuflich arbeitet er als Vertriebsleiter für den Fahrradhersteller Centurion. «Ich bin in den neuen Bundesländern Vertreter im Außendienst», erzählt er. Thomas Barth blieb bodenständig und blieb seiner Heimat Gera treu. Wie andere Teamkollegen in den Westen zu gehen, kam für ihn nicht in Frage. 1998 übernahm er nach Täve Schur die Amtsgeschäfte als Präsident des deutschen Vereins Friedensfahrt. Bis zum Aus der internationalen Friedensfahrt 2006 hielt er als Technischer Direktor die Fäden auf deutschem Boden in seinen Händen.
Nach wie vor hält «Bauer», so sein Spitzname, weil er vom Dorf stammt, in einem Gehöft aufwuchs und seinen eigenen Dialekt hat, den Kontakt mit den Klassebolzern von einst. «Es war eine grandiose Zeit.» Damit meint der SG-Wismut-Gera-Fahrer die zehn Jahre, als er zwischen 1980 und 1989 als Kapitän erfolgreich die DDR-Friedensfahrtauswahl lenkte. An der Seite von Olympia-Sieger Olaf Ludwig, Straßen-Einzel-Weltmeister Bernd Drogan (1982), Uwe Raab (1983) und Uwe Ampler (1987) führte er das Sextett sechsmal (1982, 1983, 1986, 1987, 1988 und 1989) zu Siegen. Er gewann 1986 die Rundfahrten in Rheinland-Pfalz und 1989 in Belgien. Seine Karriere krönte er 1991, als er die Tour de France komplett durchfuhr. Sein bestes Etappenergebnis war ein achter Platz.
Jetzt wo er die Nachwuchsfahrer unter seinen Fittichen hat, führen den damaligen Helden der Landstraße die Renntermine immer wieder auch an die Stätte seiner früherer Triumphe zurück. «Das sind immer wieder tolle Déja-vu-Erlebnisse.»