Hagen (rad-net) - Die Fahrergewerkschaft Cyclistes Professionels Associés (CPA) ist weiterhin mit großer Mehrheit gegen die neuen Scheibenbremsen. Nachdem der Movistar-Profi Fran Ventoso im April 2016 offenbar eine tiefe Schnittverletzung durch eine Scheibenbremse erlitten hatte, wollte die CPA das neue System nur unter spezifischen Sicherheitsanpassungen akzeptieren – die bis heute unzureichend umgesetzt worden seien.
Zu Beginn der Saison sah es für die Scheibenbremse noch vielversprechend aus: Tom Boonen und Marcel Kittel holten als erste Profis Siege mit dem neuen Bremssystem und schwärmten von der verbesserten Performance. Doch die Freude der Hersteller findet nun wieder ein jähes Ende, hat die CPA angekündigt, sich weiterhin gegen die Neuerung auszusprechen und ein öffentliches Statement zu machen.
Die CPA hatte in Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Teambetreiber AIGCP damals drei Bedingungen formuliert, unter denen sie die neue Technik akzeptieren würden. Zunächst sollten die Scheiben an den Kanten abgerundet werden, um die Gefahr von Schnittverletzungen zu minimieren. Dies haben die Hersteller, im Falle Boonens und Kittels Shimano, in ihren jüngsten Versionen berücksichtigt. Darüber hinaus wurde jedoch eine zusätzliche Schutzhülle vorgeschlagen, um auch der Gefahr von Verbrennungen Rechnung zu tragen, da sich die Scheiben während eines Rennens äußerst erhitzen. Einen solchen Schutz hatten Boonen und Kittel nicht an ihren Maschinen.
Der dritte Punkt bezieht sich auf die Homogenität im Fahrerfeld. Bei verschiedenen Bremssystemen entstehen zwangsläufig verschieden lange Bremswege. «Es wäre besser, wenn sie entweder jeder oder keiner benutzt. Scheibenbremsen erlauben einen viel späteren Bremspunkt vor einer Kurve, was sehr gefährlich werden könnte, wenn andere viel früher bremsen müssen», erklärte Ventosos Movistar-Teamkollege Daniele Benatti am Rande der Dubai Tour vor eineinhalb Wochen.
Ein Ergebnis der ersten Verhandlungen 2016 war die Bildung von Arbeitsgruppen mit Vertretern von CPA, AIGCP und der UCI, die die Entwicklung monatlich beobachten und diskutieren sollten. Doch offenbar findet die CPA ihre Forderungen und Vorschläge nicht genügend berücksichtigt und stellt sich nun nochmals öffentlich gegen die Bremsreform. Ein Ende im Auf und Ab der Scheibenbremsen-Debatte scheint noch nicht in Sicht, denn angeblich gebe es bereits Prototypen, die allen Forderungen entsprächen. Fortsetzung folgt.
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