Gap (dpa) - Die Hauptdarsteller der vergangenen Jahre spielen nur noch Nebenrollen. Ob Alberto Contador, Andy Schleck oder Thomas Voeckler - bei der 100. Tour de France stehen sie alle im Schatten des Briten Christopher Froome.
Die Leistungen der Herausforderer sind weit entfernt von dem, was sie einst auf Frankreichs Straßen gezeigt hatten. «Ich weiß nicht, warum ich den Favoriten am Sonntag nicht folgen konnte. Die lange Distanz und die Hitze sind jedenfalls keine Entschuldigung», sagte Schleck am Ruhetag. Der Luxemburger, der nach der Dopingsperre von Contador am Grünen Tisch zum Toursieger 2010 erklärt wurde, hat nach einem Sturz im vergangenen Jahr nie wieder richtig Fuß gefasst. Die Tour 2012 verpasste er wegen eines Steißbeinbruchs, bei seiner Rückkehr am Ende der Saison fuhr Schleck meist hinterher. Auch zu Beginn dieser Saison war der 28-Jährige, der einst zu den besten Bergfahrern seiner Generation gehörte, nicht wiederzuerkennen.
Dennoch war er mit dem Ziel nach Frankreich gereist, einen Top-Ten-Platz erreichen zu wollen - selbst der ist inzwischen in weite Ferne gerückt. «Es wäre sicherlich schön gewesen, unter die Top Ten zu kommen», sagte Schleck und gab gleich seine veränderte Ausrichtung bekannt: «Ich konzentriere mich voll auf einen Etappensieg. Meine Moral ist intakt.»
Daran gibt es Zweifel. Schleck hatte sich sehr darüber geärgert, dass sein Bruder Frank beim Team RadioShack-Trek nach Ablauf seiner Dopingsperre nicht weiter beschäftigt wird. Der ältere Schleck-Bruder war bei der Tour 2012 positiv auf ein Diuretikum getestet worden, mit dem Dopingmittel verschleiert werden können, und für ein Jahr bis zum 14. Juli gesperrt worden.
Auch Contador hat schon wesentlich angenehmere und vor allem erfolgreichere Frankreich-Rundfahrten erlebt. Der Spanier muss aber erkennen, dass er mit Tour-Spitzenreiter Froome derzeit nicht mithalten kann. Bis zu seinem positiven Dopingtest auf Clenbuterol bei der Tour 2010 hatte er sich packende Duelle in den Bergen geliefert - seit dem Ablauf seiner Dopingsperre im vergangenen Herbst ist die Spritzigkeit des zweimaligen Toursiegers (2007/2009) in den Anstiegen verloren gegangen.
Zur Überlegenheit des Mannes im Gelben Trikots sagt Contador: «Es gibt keinen Grund, an Froome zu zweifeln. Er ist auf einem höheren Niveau, weil er hart gearbeitet hat.» Der Spanier weiter: «Man kann Hoch und Tiefs haben. Im Moment ist er immer auf höchstem Niveau.»
Von seinem Top-Level ist auch der Franzose Voeckler derzeit weit entfernt. Vor zwei Jahren begeisterte er seine Landsleute, als er zehn Tage lang das Maillot Jaune trug und in Paris Vierter wurde. Im vergangenen Jahr gewann Voeckler zwei Etappen und das gepunktete Trikot des besten Bergfahrers. Beim großen Jubiläum verpufften seine Attacken bislang wirkungslos. «Ich konnte noch nichts Außergewöhnliches tun», erklärte Voeckler lapidar.
Sein Team Europcar war kurz vor der Tour in die Schlagzeilen geraten, als Voecklers Teamkollege Pierre Rolland trotz eines zu niedrigen Cortisolwertes zur letzten Etappe der Dauphiné-Rundfahrt angetreten war. Nach den Regeln der Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport (MPCC), der das französische Team angehört, ist das nicht zulässig. Das Absinken des Wertes während eines Rennens kann ein Hinweis darauf sein, dass der Athlet Kortison genommen hat. Und das ist nur in Ausnahmefällen bei einem ärztlichen Attest erlaubt.