Berlin (dpa) - Heinrich Haussler will sich als dritter deutscher Radprofi nach Rudi Altig (1964) und Steffen Wesemann (2004) in die Siegerliste der seit 1913 gefahrenen Flandern-Rundfahrt eintragen.
Nach dem furiosen Saisonstart Hausslers wird sein Name bei der Frage nach den Favoriten in einem Atemzug mit Vorjahressieger Stijn Devolder, Tom Boonen (beide Belgien) oder Filippo Pozzato (Italien) genannt. «Ich sage nicht, ich gewinne, aber wenn man meine Resultate der letzten Wochen betrachtet...», bemerkte der 25-jährige Cervelo-Profi in einem Interview mit dem Internetanbieter «cyclingnews» selbstbewusst.
Vor 14 Tagen fehlten dem in Australien geborenen Haussler beim ersten Saison-Klassiker in San Remo nach fast 300 Kilometern drei Zentimeter zum Sieg. Der Brite Mark Cavendish hatte ihn noch abgefangen. Haussler, der vom aufgelösten Gerolsteiner-Team an die Seite des Tour-Siegers Carlos Sastre (Spanien) wechselte, gewann in dieser Saison schon zwei Etappen bei der Algarve-Rundfahrt, einen Abschnitt bei Paris-Nizza und belegte Rang zwei im Gesamtklassement der Katar-Rundfahrt. Sein Profi-Debüt hatte er 2005 mit einem Etappensieg bei der Spanien-Rundfahrt eingeleitet.
Danach gehörte der vielseitige Sprinter bei Gerolsteiner aber nicht unbedingt zur ersten Garde im Team. Das hat sich bei Cervelo geändert. Aber Teamchef Thomas Campana neigt zur Zurückhaltung. «Entscheidend wird am Sonntag sein, welches Team am Bosberg noch drei Fahrer vorne dabei hat. Bei uns sollen das neben Haussler Andreas Klier und Thor Hushovd sein. Aber wenn das auch auf Quick Step mit Boonen und Devolder zutreffen sollte, wird es sehr schwer. Aber ohne Zweifel: Heinrich hat zur Zeit einen Lauf», sagte der Schweizer.
Campana hat sein Team seit 14 Tagen in Flandern zusammengezogen und fuhr am 1., April die letzten 160 Kilometer der insgesamt 261 Kilometer der 93. «Ronde van Vlanderen» mit den Profis ab. Für die Tour de France im Juli hat der Teamchef zwei Optionen: Entweder peilt er mit einem Sastre in Topform die Verteidigung des Gelben Trikots an. Dann wäre eher kein Platz im Team für die starken Sprinter Haussler und den Norweger Hushovd. Oder Cervelo setzt alles auf Etappensiege der beiden mit Blickrichtung Grünes Trikot. «Wir müssen erst den Giro abwarten. Den nimmt Sastre sehr wichtig und will auf Sieg fahren», sagte Campana.
Profi-Radsport ist in Flandern nach wie vor und allen Doping- Diskussionen zum Trotz ein Zuschauer-Magnet. Die Veranstalter rechnen an der Traditions-Strecke zwischen Brügge und Meerbeke mit ihren 16 Anstiegen wieder mit rund einer Million Zuschauer.