Rom (dpa) - Auch ohne Dopingfall bei der bisherigen Tour de France hat der Radsport seinen nächsten Skandal: Der Italiener Danilo Di Luca ist vorläufig gesperrt worden.
Als möglichem Wiederholungstäter droht dem Sieger des Giro d'Italia 2007 nun eine lebenslange Sperre und das Ende seiner Karriere. Wie der Radsport- Weltverband UCI mitteilte, wurde Di Luca bei der vergangenen Italien- Rundfahrt zweimal positiv auf das Blut-Dopingmittel CERA getestet. Di Luca hatte den Giro nach zwei Etappensiegen und einigen Tagen im Rosa Trikot auf Rang zwei hinter dem Russen Denis Mentschow beendet. Mentschow fährt im Gegensatz zu Di Luca derzeit bei der Tour.
«Ich falle aus allen Wolken», sagte Di Luca in italienischen Medien und kündigte an: «Wenn auch die B-Probe positiv ist, höre ich mit dem Radrennsport auf.» Der 33-Jährige gab sich geschockt, nachdem ein UCI-Mediziner seine Frau Valentina informiert hatte: «Das ist wirklich seltsam. So sehr, dass ich Ihnen jetzt nicht einmal sagen kann, wie es mir momentan geht. Könnte ich so dumm sein, beim Giro dItalia CERA zu nehmen, nachdem es ein Jahr zuvor bei Riccò, Sella und Rebellin gefunden wurde?» Der Kölner Doping-Analytiker Wilhelm Schänzer meinte zu den Befunden auf dpa-Anfrage dagegen: «Es ist immer wieder verwunderlich, obwohl sie wissen, dass man auf CERA testen kann.»
Die positiven Proben wurden laut UCI nach der elften Etappe am 20. Mai in Arenzano und am 28. Mai nach der 18. Etappe in Benevento genommen und in Paris analysiert. Die UCI hatte Di Luca, der die zehnte Etappe im Alleingang gewonnen hatte, nach eigenen Angaben gezielt ins Visier genommen. «Die Gerüchte der letzten Woche sind mit dieser Nachricht auf dramatische Art und Weise bestätigt worden», erklärte Giro-Renndirektor Angelo Zomegnan, der seine Rundfahrt erneut als Opfer sieht. «Dies zwingt uns als Organisatoren angemessene Maßnahmen zu prüfen, um das Event und sein Image zu schützen.»
Di Luca wurde nur wenige Monate nach seinem größten Triumph vom Nationalen Olympischen Komitee Italiens (CONI) im Oktober 2007 wegen seiner mutmaßlichen Verbindungen zum umstrittenen Arzt Carlo Santuccione für drei Monate gesperrt. Der Arzt soll Sportler mit Dopingpräparaten versorgt haben, die Affäre ging unter dem Namen «Oil for Drugs» als unrühmliches Kapitel in die Radsport-Geschichte ein. Beim Giro 2007 waren bei einer überraschenden Kontrolle zudem unnatürlich niedrige Testosteron-Werte bei Di Luca festgestellt worden, der seine Sperre damals als Ungerechtigkeit bezeichnete.
Beim diesjährigen Giro hatte der ehemalige Fahrer des Liquigas- Teams für den zweitklassigen LPR-Rennstall wieder aufgetrumpft und sowohl auf der ersten Bergetappe als auch auf dem längsten Teilabschnitt triumphiert. Am Ende fehlten Di Luca nur 41 Sekunden zu seinem zweiten Gesamterfolg.