Triest (dpa) - Mark Cavendish konnte sein Rosa Trikot beim 92. Giro d'Italia verteidigen, fand beim Massensprint in Alessandro Petacchi aber seinen Meister.
Nach dem Erfolg seines Columbia-Teams beim Mannschafts-Zeitfahren zum Giro-Auftakt auf dem Lido von Venedig, musste Cavendish zurückstecken. Der Italiener Petacchi hatte im Ziel der 2. Etappe nach 156 Kilometern in Triest beim Massensprint die Nase vorn und feierte seinen 20. Giro-Tagessieg. Seine Führung im Gesamtklassement baute der 23 Jahre alte Brite Cavendish auf 14 Sekunden vor seinem Team-Kollegen Mark Renshaw aus Südafrika aus.
Am Vortag hatte Cavendish für die erste Rekordmarke des 100-jährigen Giro gesorgt. Als erster Engländer überhaupt holte der Sprinter aus Rolf Aldags Columbia-Team das Rosa Trikot und verteidigte es auf der zweiten Etappe. «Mark ist phänomenal. Er setzt immer das um, was er sich vornimmt und reißt die anderen im Team mit», hatte Ex-Profi Aldag gejubelt. Robert Förster (Milram) hatte in Triest mit der Entscheidung nichts zu tun. Sein Team-Kollege Matthias Russ musste nach einem Sturz im Feld 25 Kilometer vor dem Ziel auf dem abschließenden Rundkurs in Triest das Rennen mit Verdacht auf einen Schlüsselbeinbruch aufgeben.
Zum Giro-Auftakt hatte Cavendish genau 49 Tage nach seinem Sieg beim Frühjahrs-Klassiker Mailand-San Remo seine Mannschaft in der schnellsten Zeit von 21:50 Minuten über die Ziellinie geführt. Die neun Columbia-Männer legten dabei ein Stundenmittel von 56,335 Kilometer hin. Das mitfavorisierte Lance Armstrong-Team Astana hatte auf Rang drei 13 Sekunden verloren. Zweiter war Garmin-Slipstream (+6). Der einzige deutsche Giro-Starter Milram mit Markus Fothen (Kaarst) und Förster hatte auf Platz elf im Kampf gegen die Uhr 49 Sekunden verloren.
Das Rosa Trikot gleich zum Auftakt blieb dem 37-jährigen Armstrong verwehrt. Es schien in greifbarer Nähe, in den folgenden drei Wochen dürfte es für den Texaner ungleich schwerer werden, die Führung im Gesamtklassement zu erobern. Sein knapp verheilter Schlüsselbeinbruch wiegt schwer, und die dreieinhalb Jahre Pause nach seinem Rücktritt 2005 sind noch schwieriger aufzuholen. Dennoch war der in Italien wie ein Heilsbringer verehrte Profi mit dem ersten Tag seiner Giro-Premiere zufrieden. «Ich bin hier, um meine Kondition im Hinblick auf die Tour zu verbessern. Jetzt kommt auch noch Spaß dazu. Von meiner Verletzung habe ich nichts gespürt», sagte der Rückkehrer.
«Wir hatten uns für Cavendish als Schlussfahrer an der Spitze entschieden, weil er in den nächsten Tagen von uns im Team die größten Chancen hat, das Trikot zu verteidigen», erklärte Columbia-Manager Bob Stapleton die Taktik seines Teams, die der flotte Brite gleich am nächsten Tag bestätigte. «Das ist wieder ein junger Fahrer, der Erfolg hat - und er wurde sauber erzielt. Das bestätigt unsere Philosophie, auf den Nachwuchs zu setzen», meinte Stapleton erfreut, der das ProTour-Team mit dem geringsten Altersdurchschnitt leitet.
Lange hatte der Italiener Leonardo Scarselli das Rennen bestimmt. Der Profi aus der zweitklassigen ISD-Mannschaft von Mario Cipollini war schon nach neun Kilometern ausgerissen. Die Teams der Sprinter konterten aber rechtzeitig und es kam zum erwarteten Massensprint.