Luxemburg (rad-net) - Nach seinen vier Etappensiegen bei der Türkei-Rundfahrt und dem damit 150. Profisieg will sich Mark Cavendish fortan vor allem in den Dienst seiner Mannschaft Deceuninck-Quick Step stellen. In einem Blog-Eintrag auf der Website des Teams, dankte der Brite Teamchef Patrick Lefevere für die zweite Chance und verkündete, dass er alles, was in dieser Saison noch kommen könnte als «Bonus» ansehe.
«Ich habe so viel, wofür ich Dir danken müsste», schrieb Cavendish in dem Beitrag, in dem er auf seine kürzlichen Erfolge in der Türkei zurückblickte. «Die Türkei-Rundfahrt ist nicht die Tour de France, aber nach einigen Jahren der physischen und psychischen Schwierigkeiten wieder zu gewinnen, ist etwas Besonderes. [...] Das Hochreißen meiner Hände war super emotional, denn ich hatte das Gefühl, dass viele Leute mich in den letzten Jahren einfach aufgegeben haben. Aber Patrick hat an mich geglaubt, ich verdanke ihm so viel. Er ist mein Held.»
Damit bezog sich Cavendish auf die zweite Chance, die ihm Lefevere für sein Karriereende vergangenes Jahr geboten hatte. Im Oktober 2020 hatte der Brite noch nach knapp drei Jahren ohne Erfolg unter Tränen verkündet, seine Karriere zu beenden, nur um kurz darauf in Gespräche mit seiner alten Mannschaft – Cavendish fuhr bereits von 2013 bis 2015 bei Deceuninck-Quick Step – in Gespräche zu treten, aus denen ein weiteres Jahr in der Profiliga für den Sprinter heraussprang.
Mit seinen vier Etappensiegen bei der Türkei-Rundfahrt konnte Cavendish jetzt den Vertrauensvorschuss, den ihm Lefevere damals gewährt hatte, bestätigen. Die Rückkehr zum Erfolg ging sogar so weit, dass erste Stimmen die Teilnahme des 35-Jährigen an der Tour de France oder dem Giro d'Italia forderten, doch Cavendish behält seine Pläne für die laufende Saison weitestgehend für sich. «Ich werde mich jetzt auf meine nächsten Rennen vorbereiten», schrieb der Fahrer, der im Moment Zeit bei seiner Familie in Großbritannien genießt. «Ich möchte der Mannschaft, wann immer es geht, helfen und jeden Tag, den ich mit dem Wolfpack auf dem Rad verbringe, genießen, denn alles, was jetzt noch kommen könnte ist ein Bonus.»
«Es war unglaublich, als erster die Ziellinie zu überqueren, etwas, das ich drei Jahre lang vermisst habe», berichtete der Ex-Weltmeister und 30-fache Etappensieger der Tour de France weiter zu den Siegen der laufenden Saison. «Ich habe seit der Tour de France 2016 nicht mehr vier Etappen in einem Rennen gewonnen. Das ist ein verrücktes Statement, weil es nur wenige Fahrer gibt, die darüber sprechen können, vier Etappen in einem Rennen zu gewinnen. Das war alles was ich wollte, noch einmal einen Erfolg feiern.»
Besonders stolz zeigte sich der Brite dabei, dass Fabio Jakobsen ihn bei den Siegen auf den Etappen zwei, drei und vier und im Finale der Türkei-Rundfahrt unterstützt habe. Der Niederländer feierte nach seinem Horrorsturz bei der Polen-Rundfahrt im vergangenen Jahr ebenfalls ein Comeback in der Türkei: «Ich kenne ihn noch als Neo-Profi, ich habe ihn wachsen sehen. Ich war letztes Jahr in Polen dabei und ihn jetzt bei uns im Team zu haben, ist großartig. Es ist ein großer Schritt, ihn nach dem, was passiert ist, wieder im Team zu sehen. [...] Der Stolz, dass er an den vier Siegen beteiligt war, ist für mich enorm.»