Heubach (rad-net) - Wolfram Kurschat und Elisabeth Osl haben in Heubach die dritte Runde der Internationalen MTB-Bundesliga gewonnen. Kurschat distanzierte bei der neunten Auflage des „BiketheRock“ mit einer beeindruckenden Leistung Olympiasieger Julien Absalon. Osl dominierte klar vor Irina Kalentieva. Im U23-Rennen siegte der Schweizer Sepp Freiburghaus vor Sebastian Szraucner.
Das Rennen der Herren über acht mal 4,3 Kilometer nahm in der siebten von acht Runden eine überraschende Wendung. Zumindest, wenn man sich die Zielpassagen anschaute. Da lag nach jeder Runde Julien Absalon klar in Führung. Der Franzose brachte aus der vierten Schleife 50 Sekunden Differenz mit und es rechnete jeder mit dem Sieg des vierfachen Weltmeisters. Doch in Wahrheit konnte Wolfram Kurschat im langen Anstieg hinauf zum höchsten jedes Punkt der Strecke den Franzosen jedes Mal einholen. „Zweite Runde, dritte Runde, vierte Runde, fünfte Runde... Dann dachte ich, jetzt kommt er nicht mehr. Aber er kam wieder. Das war unglaublich“, erzählte Absalon von der anderen Seite des Rennens.
Jean-Christophe Péraud richtete sich auf dem dritten Platz ein. So geriet die siebte Runde zum Showdown zwischen dem Weltcup-Führenden Absalon und dem Weltcup-Zweiten Wolfram Kurschat. „Als ich in der Mitte des Anstiegs an ihm vorbei gegangen bin, da hatte er schon einen starren Blick“, schilderte Kurschat die Entscheidung. Er nahm diesmal genügend Vorsprung mit aus dem langen Downhill und Absalon war zu kaputt, um Kurschat an dessen 34. Geburtstag noch etwas entgegen zu setzen.
„Das ist vielleicht das härteste Rennen, das es gibt“, meinte Absalon mit dem Blick auf seine Pulsuhr, die mehr als 1600 Höhenmeter anzeigte. „Es war so hart. Der Boden war so klebrig, da hat man vielleicht ein Drittel mehr Kraft gebraucht als sonst“, bestätigte auch Kurschat, der sich mit brennenden Armen den letzten Downhill hinunter zitterte. „Oben am höchsten Punkt haben sie mir jede Runde Happy Birthday gesungen“, erzählte er und verbuchte seinen zweiten Heubach-Sieg nach 2003.
Moritz Milatz war auf Rang vier zweitbester Deutscher im hochkarätig besetzten Rennen der „Hors-Class-Kategorie“. „Ich habe versucht ein Tempo zu finden und nicht zu überziehen. Das ist mir gelungen“, sagte der Deutsche Vizemeister, der sich „nicht komplett kaputt“ fühlte und mit seinem Ergebnis zufrieden war. Milatz hatte 3:24 Minuten Rückstand auf Kurschat (1:59:39 Stunden), der letztlich mit 1:59 Minuten Vorsprung auf Absalon und 2:55 Minuten vor Péraud gewann.
Der Schweizer Thomas Litscher verteidigte mit Platz zehn die Führung in der Gesamtwertung. Er führt mit 118 Zählern vor Moritz Milatz (106) und Fabian Giger (Schweiz, 99).
Bei den Frauen gewann Elisabeth Osl aus Österreich nach 21,5 Kilometern einem gewaltigen Vorsprung von 4:50 Minuten. Bereits in der ersten Runde setzte sich die Weltcup-Gesamt-Zweite von Irina Kalentieva ab. Kurz zuvor hatte bereits Nathalie Schneitter den Kontakt verloren, weil sich bei ihr die Kette verklemmte. So ging Osl mit mehr als einer Minute Vorsprung auf Kalentieva in die zweite Runde. Dahinter folgten Adelheid Morath und Hanna Klein.
Während Osl ihren Vorsprung auf Kalentieva permanent ausbaute, hatte Adelheid Morath Probleme mit der Kette und fiel zurück. Dafür setzte sich die Bundesliga-Führende Hanna Klein an die dritte Position. Schneitter zeigte eine tolle Aufholjagd, passierte in der vierten Runde Hanna Klein und erreichte zu Beginn der fünften und letzten Schleife Kalentieva. Die Schweizerin ging als Erste in den langen Downhill in Richtung Ziel, die Russin blieb an ihrem Hinterrad. Auf den letzten 200 Metern siegte die Routine der Weltmeisterin von 2007. „Nathalie hat kurz Tempo rausgenommen, da habe ich alles auf eine Karte gesetzt und bin vorbei gekommen“, sagte Irina Kalentieva.
Dieses Verfolgerduell konnte Elisabeth Osl in aller Ruhe auf der Videowall beobachten. „Ich habe mich beim Einfahren noch ganz schlecht gefühlt. Aber im Rennen ging es von Runde zu Runde besser“, erklärte Osl. Die Siegerin des Weltcup-Rennens in Pietermaritzburg hatte im Ziel ihr Bike in die Höhe gestemmt und ein paar Jauchzer losgelassen. „Das Publikum hier ist genial, da ist richtig Stimmung, echt Wahnsinn“, spendete Elisabeth Osl Beifall an das Publikum. Irina Kalentieva bekannte, ihr Training im Blick auf den Weltcup in Madrid am kommenden Wochenende ausgelegt zu haben. „Ich konnte nur mein eigenes Tempo fahren, Temowechsel waren nicht drin. Deshalb bin ich zufrieden mit Rang zwei“, so Kalentieva, die mit 4:50,3 Minuten Rückstand auf Osl (1:30:24 Stunden) geführt wurde.
Nathalie Schneitter bedauerte den zweiten Platz so knapp verloren zu haben, war mit sich aber denoch zufrieden. „Ich habe ewig gebraucht bis ich meine Kette wieder drauf hatte. Die Aufholjagd war umso schöner. Im Duell mit Irina hat die Erfahrung gesiegt“, sagte Schneitter (4:50,9). Hanna Klein belegte mit 6:49 Minuten Differenz Rang vier und verteidigte damit ihre Führung im Gesamtklassement der Mountainbike-Bundesliga. „Heute war es über das gesamte Rennen im Anstieg eine Quälerei. Dass trotzdem so ein Ergebnis heraus kommt, ist ja super“, zeigte sie sich erfreut. Auf Rang fünf kam Anja Gradl, die mit 8:31 Minuten Rückstand geführt wurde.
In der Gesamtwertung führt Hanna Klein mit 145 Punkten vor Irina Kalentieva und Lisi Osl, die beide 110 Zähler aufweisen.
Das U23-Rennen der Herren konnte der Schweizer Sepp Freiburghaus souverän für sich entscheiden. Bereits aus der ersten von sieben Runden kam der Eidgenosse als Erster mit dem Gesamtführenden Markus Bauer als Verfolger. Während Bauer später zurück fiel, zog Freiburghaus an der Spitze einsam seine Runden und gewann völlig ungefährdet mit 4:11 Minuten Vorsprung auf den Überraschungsmann des Tages. Sebastian Szraucner aus Wesel hatte in der ersten Runde einen Kettenklemmer und kam erst als Zwölfter an die Zeitmessung. Danach zeigte er jedoch eine tolle Aufholjagd, die ihn in den letzten drei Runden noch von Platz sieben auf Rang zwei nach vorne brachte. Diese Position hätte wohl Fabian Strecker gehört. Der Kirchzartener hatte sich gerade auf Rang zwei vorgearbeitet, als er einen Reifendefekt erlitt und den kompletten zwei Kilometer langen Anstieg ohne Luft im Hinterreifen fahren musste. So wurde er trotz großartiger Leistung nur Elfter.
„Dass es so einfach geht, hätte ich nicht gedacht. Ich hatte aus einer schlechten Position einen extrem guten Start und danach bin ich einfach meinen Rhythmus gefahren“, sagte Freiburghaus. Szraucner fuhr indes erst wenige hundert Meter vor dem Ziel auf den Iren Connor McConvey auf. Der war von der Attacke völlig überrascht und hielt im engen Zweikampf nicht mehr mit dem ganzen Körper dagegen.
„Für mich ist das mein bisher größter Erfolg. Es lief perfekt. Ich habe diese Woche ganz ruhig gemacht und habe mich sehr ausgeruht gefühlt. Ich hatte auch Glück, dass ein Reifendefekt keine großen Auswirkungen gehabt hat“, sagte ein strahlender Sebastian Szraucner. Der Deutsche U23-Meister Andy Eyring belegte Rang vier. „Der Knoten ist geplatzt. Mein Training war auf Heubach ausgerichtet und es hat gepasst. Jetzt bin ich ganz froh, denn ich stand beim Kampf um die EM-Qualifikation auf der Kippe“, sagte Eyring.