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Buchmann (M) vom Team von Bora-hansgrohe ist nach einem Sturz auf der vierten Etappe aus der Dauphiné-Rundfahrt ausgestiegen. Foto: Anne-Christine Poujoulat/AFP/dpa
16.08.2020 12:17
Nach Stürzen: Martin und Greipel kritisieren Veranstalter

Megève (dpa) - Herber Rückschlag für die Tour-de-France-Hoffnung Emanuel Buchmann, Zittern um den Start von Maximilian Schachmann: Das deutsche Rad-Team Bora-hansgrohe durchlebt knapp zwei Wochen vor der Frankreich-Rundfahrt mit schmerzhaften Stürzen seiner Topfahrer und einem Überraschungserfolg ein Auf und Ab der Emotionen.

Der 27-jährige Buchmann zog sich auf einer Abfahrt beim 72. Critérium du Dauphiné schwere Prellungen und Hautabschürfungen zu, der deutsche Meister Schachmann prallte bei der Lombardei-Rundfahrt mit einem Auto zusammen und brach sich das Schlüsselbein. Zudem verletzte sich Buchmanns österreichischer Edelhelfer Gregor Mühlberger an der Hand. Der erste Profisieg von Lennard Kämna geriet am Samstag in den französischen Alpen in den Hintergrund, genauso am Sonntag der Gesamtsieg des Kolumbianers Daniel Martinez nach fünf Etappen.

«Wir sind natürlich erschrocken. Und es tut mir leid für das ganze Team, unsere Strategie - und für Lennard Kämna. Denn sein großer Sieg ist wegen der Unfälle untergegangen», sagte Teammanager Ralph Denk im «Münchner Merkur» und der «tz» (Montag-Ausgaben). Zu Buchmann und Mühlberger ergänzte Denk: «So wie es am Sonntag ausschaute, ist die Tour de France für beide nicht in Gefahr.»

Laut Team-Mitteilung erlitt Buchmann zwar keine Knochenbrüche. Der Ravensburger leide aber «unter starken Schmerzen» - und das ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Tour-Vorbereitung. Auch andere Top-Fahrer wie Primoz Roglic und Steven Kruijswijk stürzten auf Abfahrten der Dauphiné-Rundfahrt und mussten das Rennen verletzt aufgeben. Vuelta-Sieger Roglic hatte sich in Top-Form präsentiert und das Rennen im Gelben Trikot angeführt.

«Kies und tiefe Löcher die ganze Strecke runter. Die Personen, die sich für diesen Weg entschieden haben, scheren sich keine Sekunde um die Sicherheit von uns Fahrern», schrieb der frühere Zeitfahrweltmeister Tony Martin bei Instagram. Der aufgebrachte Teamkollege von Roglic und Kruijswijk wandte sich in seinem Post auch an den Weltverband UCI: «Wie viel mehr schlimme Unfälle müssen passieren, damit sich etwas ändert?»

Auch Sprint-Routinier André Greipel ärgerte sich: «Das ist von den Organisatoren respektlos gegenüber all den Fahrern. Die Gesundheit zu riskieren, um am Ende der Abfahrt das Ergebnis zu haben, dass zwei Kandidaten für das Gesamtklassement raus sind», schrieb der 38-Jährige bei Twitter.

Eigentlich sollte die fünftägige Tour-Generalprobe etwas Klarheit bringen, doch plötzlich ist die Favoritenfrage für die Tour de France offener denn je. Ausgerechnet Titelverteidiger Egan Bernal aus Kolumbien, der vor der vierten Etappe am Samstag wegen leichter Rückenprobleme ausgestiegen war, könnte nach dem Aus von Roglic und Buchmann nun plötzlich der große Gewinner sein.

Schachmann kann dagegen trotz seines kuriosen Zusammenstoßes mit einer offenbar fehlgeleiteten Autofahrerin sogar noch auf einen Start beim Saison-Höhepunkt hoffen. «Die Tour ist für Max noch nicht abgehakt. Es besteht noch die Hoffnung, dass er fahren kann», sagte Jens Zemke, Sportlicher Leiter von Schachmanns Team Bora-hansgrohe, nach Rücksprache mit den Teamärzten der Deutschen Presse-Agentur. Demnach müsse Schachmann nicht operiert werden. Teamchef Denk urteilte: «Die Tour ist für Maximilian in großer Gefahr.»

Die UCI kündigte Untersuchungen an. «Veranstaltungen der UCI WorldTour erfordern geschlossene Straßen an der gesamten Strecke», hieß es vom Weltverband, der eine Beschwerde gegen den Veranstalter erwägt. «Mehr Pech kann man nicht haben. Wer rechnet schon damit, dass bei einem WorldTour-Rennen auf einmal ein Auto auf der Strecke auftaucht. Trotz allem ist Max sehr gefasst und zuversichtlich», sagte Zemke. Schachmann sollte bei der am 29. August in Nizza beginnenden Frankreich-Rundfahrt eigentlich ein wichtiger Helfer für Teamkapitän Emanuel Buchmann sein.

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