Ponferrada (rad-net) - Mit einer grandiosen Mannschaftsleistung haben sich die deutschen Frauen bei den Straßen-Weltmeisterschaften in Ponferrada die Silbermedaille erkämpft. Lisa Brennauer spurtete im Finale einer Spitzengruppe nach 127 Kilometer um den Titel und unterlag nur hauchdünn der Französin Pauline Ferrand-Prevot. Dritte wurde Emma Johansson aus Schweden. Es war die fünfte Medaille für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und die zweite für Brennauer, die am Dienstag bereits Weltmeisterin im Zeitfahren wurde.
Am letzten Anstieg des Tages hatte sich eine vierköpfige Gruppe mit den Siegfavoritinnen schlechthin - Titelverteidigerin Marianne Vos, Elizabeth Armitstead, Elisa Longo-Borghini und Johansson - abgesetzt, doch das Quartett belauerte sich so sehr auf der Zielgeraden, dass eine rund zehnköpfige Verfolgergruppe, in der auch Brennauer vertreten war, wenige Meter vor dem Ziel wieder aufschließen konnte und der Sprint um den WM-Titel eröffnet wurde. Zuvor wurde das Rennen bereits in der zweiten Runde von einem Massensturz überschattet, in den auch einige Favoritinnen verwickelt waren.
«Sensationell, und diese WM ist noch nicht zu Ende. Diese Titelkämpfe haben gezeigt, dass wir in allen Bereichen das Weltniveau mitbestimmen», freute sich BDR-Sportdirektor Patrick Moster. «Das ist die erfolgreichste Straßen-WM der letzten Jahre.» Nachdem am Vormittag der Hannoveraner Jonas Bokeloh den Titel bei den Junioren holte, legte Zeitfahr-Weltmeisterin Lisa Brennauer nach. Nach der perfekten Vorarbeit von Claudia Lichtenberg, die die Verfolgergruppe mit Brennauer an die Spitze führte, sprintete die Allgäuerin zu Silber.
Das gesamte Team hat für diese Medaille gearbeitet und überzeugte vom ersten bis zum letzten Kilometer. Alle haben sich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Am Anfang waren das Corinna Lechner und Romy Kasper, im mittleren Teil des Rennen Charlotte Becker und Stephanie Pohl, und dann immer wieder eine über sich hinauswachsende Trixi Worrack und Bergfloh Claudia Lichtenberg, die das Rennen «gar nicht so schwer» fand und «auf der Jagd zur Spitze den Kopf ausgeschaltet hat und nur noch gefahren ist».
«Ich bin überglücklich, dass ich nach Gold im Zeitfahren nun auch noch Silber gewonne habe. Danke an mein Team, dass sich für mich bis zur Erschöpfung aufgeopfert hat. Das ist einfach meine Woche. Im Ziel war es war sehr knapp. Ich wusste zunächst nicht, ob ich Erste, Zweite, Dritte oder Vierte war», so Brennauer nach dem Rennen. Auch der
Bundestrainer André Korff war mehr als zufrieden: «Das war heute eine ganz starke Teamleistung. Die Frauen haben exakt das umgesetzt, was wir gestern besprochen haben.»
Die Weltmeisterschaften in Spanien enden am Sonntag mit dem WM-Straßenrennen der Männer über 254,8 Kilometer. Dabei geht John Degenkolb als Kapitän des deutschen Teams ins Rennen. Allerdings steht hinter seiner Form noch ein Fragezeichen, nachdem er bis vor einer Woche wegen eines entzündeten Lymphknotens im Krankenhaus lag.
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