Mainz (dpa) - Der Chef der französischen Anti-Doping-Agentur, Pierre Bordry, nennt die geplanten Anti-Doping-Kontrollen bei der Tour de France vorhersehbar und deshalb ineffizient. Seine scharfe Kritik richtet sich gegen die vom Internationalen Radsportverband UCI vorgenommenen Tests.
«Sie sind so organisiert, dass die Sportler sie im Vorfeld kennen», sagte Bordry im Interview mit dem ZDF-Magazin «Frontal 21». «Es gibt nicht genügend Zielkontrollen und zu wenig unangekündigte Trainingskontrollen, so dass einer, der sich dopen will, ganz genau und perfekt das angewandte System kennt.»
Im Vorjahr gab es während der Tour im Gegensatz zu den Vorjahren keinen einzigen positiven Befund. 2008, als Bordry mit der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD alleinverantwortlich für die Kontrollen war, wurden prominente Fahrer enttarnt. Darunter waren die Gerolsteiner Profis Stefan Schumacher und Bernhard Kohl sowie der italienische Kletterkünstler Riccardo Ricco.
Im Vorfeld der diesjährigen Tour de France, die am 3. Juli in Rotterdam beginnt, weigere sich die UCI laut Bordry, Informationen über den Aufenthaltsort der Athleten an die Dopingkontrolleure weiterzugeben. Ähnliche Probleme habe es schon im Vorjahr gegeben. «Es gibt Teams, von denen uns die UCI nie den Aufenthaltsort gegeben hat oder nur viel zu spät», sagte Bordry, der im Vorjahr zum Beispiel die laxen Doping-Kontrollen in Lance Armstrongs Astana-Team hart kritisierte. Dabei seien Trainingskontrollen besonders kurz vor Beginn der Tour sehr wichtig, um Betrüger zu entlarven.
Auch der Chef der deutschen Anti-Doping Agentur (NADA), Armin Baumert, kritisiert den internationalen Radsportverband. «Um wirklich glaubwürdiger zu sein als derzeit, muss noch viel geschehen», meinte Baumert. Die UCI müsse die Verantwortung für die Kontrollen an unabhängige Anti-Doping-Agenturen übertragen. Das lehnte der UCI- Präsident Pat McQuaid gegenüber «Frontal 21» ab. Die Regeln der Welt- Anti-Doping Agentur (WADA) sähen das nicht vor.