Rotterdam (rad-net) - Am heutigen Mittwoch machen sich die deutschen BMXer auf den Weg zu den Weltmeisterschaften in Rotterdam. Sechs Athleten kämpfen am kommenden Wochenende in der niederländischen Hafenstadt um wertvolle Punkte für die Olympia-Qualifikation.
In der Männer-Klasse gehen Luis Brethauer, Maik Baier und Julian Schmidt an den Start, bei den Frauen Nadja Pries sowie bei den Junioren Jakob Bernhard. Insgesamt hat sich der BMX-Sport in Deutschland - nicht zuletzt dank verbesserter Trainingsbedingungen - in der jüngeren Vergangenheit weiter gesteigert. BMX ist längst keine Trendsportart mehr, sondern gewinnt auch national mehr und mehr an Bedeutung.
«Die Entwicklung, die wir in den letzten Jahren gemacht haben, setzt sich fort, auch wenn die derzeitige Saisonbilanz eher durchwachsen ausfällt», sagt Chef-Bundestrainer Florian Ludewig. Bei den deutschen BMX-Meisterschaften in Vechta hatten sich dieses Jahr mit Brethauer, Pries und Junior Philipp Schaub die Favoriten durchgesetzt.
Brethauer hatte vor einem Jahr bei der WM in Neuseeland die Bronzemedaille gewonnen. Es war das erste international erkämpfte Edelmetall für einen Deutschen in dieser Disziplin und ein Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte des BMX-Sports hierzulande. Ähnliches darf von dem 22-Jährigen diesmal nicht erwartet werden - zu lange war der Württemberger in dieser Saison verletzt.
«Seine Schulterverletzung ist ausgeheilt, er ist wieder in guter Form», gibt sich sein Coach Simon Schirle dennoch vorsichtig optimistisch. Maik Beyer und Daniel Schlang, wie Brethauer 2012 in London Olympia-Debutanten, sind derzeit nicht in Hochform, und auch Nadja Pries kämpft noch mit den Nachwehen einiger Stürze. Trotzdem blicken die deutschen Fahrer zuversichtlich auf die bevorstehenden Titelkämpfe und reisen hochmotiviert nach Rotterdam.
Schaub belegte im vorletzten Lauf zur Europameisterschaft in Roskilde in Belgien genau wie Jakob Bernhart im zwölften Wertungsrennen den achten Platz im Finale. Nadja Pries wurde bei den Frauen Siebte.
Trotz des häufigen Sturzpechs in dieser Saison ist Ludewig nicht unzufrieden. «Im Vergleich zu 2010, als die Qualifikation für die Olympischen Spiele in London begann, stehen wir deutlich besser da», sagt der Cottbuser und nennt junge Talente wie Liam Webster oder Philipp Schaub als Beispiele für einen gesunden Kaderaufbau. In den noch jüngeren Jahrgängen wachsen weitere Talente nach, die in den kommenden Jahren auf europäischer Ebene die Szene mitbestimmen können.
Die Förderung des BMX-Sports in Deutschland ist dank der Zuwendungen des Verbandes und des DOSB zufriedenstellend. Alle Trainings-und Wettkampfvorbereitungen werden finanziell unterstützt. Eine wichtige Stütze ist auch das BMX-Air-Team, bei dem viele Kader-Fahrer unter Vertrag stehen und das von Francisco Bähr, einem hessischen Unternehmer und großen BMX-Freund, gesponsort wird.
Damit sich der BMX-Sport in Deutschland weiterhin positiv entwickelt, werden auch die Trainingsbedingungen verbessert. Die Bahnen von Kornwestheim und Ingersheim werden dem internationalen Standard angepasst, in Bad Cannstatt soll Anfang 2016 eine Supercross-Strecke in Betrieb genommen werden, sodass man nicht mehr allein auf Berlin angewiesen ist. In der Hauptstadt ist optimales Training vor allem zwischen April und Juni möglich ist, weil die Bahn nach dem Weltcup wieder zurückgebaut wird. «70 Prozent unserer Kader-Athleten stammen aus Württemberg, da ist Berlin nicht der beste Standort», konstatiert Ludewig.
Nun hofft der Bundestrainer, dass seine Sportler bei der Weltmeisterschaft in Rotterdam möglichst viele Endläufe erreichen. Das bedeutet nämlich dreimal mehr Punkte als bei einem Sieg in einem internationalen Rennen - schließlich haben die deutschen BMXer die Olympischen Spiele in Rio 2016 bereits voll im Blick.