Mendrisio (dpa) - Der bereits mit zwei Bronzemedaillen dekorierte Bund Deutscher Radfahrer (BDR) rechnet bei den WM-Straßenrennen am Wochenende in Mendrisio mit weiterem Edelmetall.
«Da ist noch was drin», sagte Verbands-Vize Udo Sprenger. Damit meinte er vor allem die Damen um die Zeitfahr-Vierte Judith Arndt (Leipzig) und die U23-Fahrer. In der WM-Endabrechnung 2008 standen für den BDR insgesamt fünf Medaillen zu Buche.
Ein peinlicher Fauxpas des BDR sorgte derweil für Missmut im deutschen Team. Der Verband hat Sarah Düster um ihren Start beim Straßenrennen gebracht, da er die Fahrerin von der RU Wangen im Online-System der UCI «versehentlich» nicht namentlich meldete. «Wir werden den Sachverhalt nach der Rückkehr noch einmal genau analysieren, um künftig solche Fehler zu vermeiden», sagte Sprenger. Statt Düster startet nun Ersatzfahrerin Charlotte Becker (Equipe Nürnberger), die im Meldesystem erfasst ist. Düster verließ weinend den Speisesaal im deutschen Mannschaftshotel «Mariuccia» in Varese, nachdem sie die Nachricht erhalten hatte.
Im Elite-Bereich beim WM-Finale über 262,2 Kilometer zählen die deutschen Starter nicht zu den Favoriten. Nach seiner Gala-Vorstellung im Zeitfahren ist der Schweizer Fabian Cancellara bei seinem Heimspiel in den Kreis der aussichtsreichsten Kandidaten um Damiano Cunego (Italien), Alejandro Valverde und Samuel Sanchez (beide Spanien) gerückt.
Die größten Aussichten dürften auf dem anspruchsvollen Kurs mit insgesamt 4655 Höhenmetern - das entspricht einer schweren Bergetappe bei der Tour de France - aus deutscher Sicht Fabian Wegmann und der Zeitfahr-Dritte Tony Martin haben. Auch die Topsprinter André Greipel, gerade vierfacher Etappensieger und Gewinner des Grünen Trikots bei der Vuelta, und Gerald Ciolek wollen sich in den Dienst der beiden stellen. Mit einem Massenspurt ist kaum zu rechnen.
«Mein Topfavorit ist Cunego - so stark wie der in den Bergen bei der Vuelta gefahren ist», meinte der deutsche Doppelmeister Wegmann, der sich gerade von Rückenproblemen erholt hat. Der Milram-Profi gilt als WM-Spezialist mit stets guten Resultaten bei Titelkämpfen. «Im Vorjahr bin ich in Varese unweit von Mendrisio Siebter geworden. Ich würde diesmal gern noch ein bisschen besser abschneiden», sagte der in Freiburg lebende Wegmann.