Saint-Quentin-en-Yvelines (dpa/rad-net) - Auch ohne Medaille zum Ende der Weltmeisterschaft haben sich die deutschen Bahnrad-Asse in der internationalen Spitze etabliert.
Mit sieben Podestplätzen und hinter Frankreich und Australien Platz drei in der Nationenwertung, liegt die Mannschaft des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) im Plan für die Olympischen Spiele 2016. Insbesondere der deutsche Vierer meldete sich in Saint-Quentin-en-Yvelines nach Jahren der Tristesse zurück.
Die schlechtere Ausbeute der deutschen Sprinter wurde durch einen Leistungssprung im Ausdauerbereich kompensiert. «Wir hatten uns im Kurzzeitbereich sicher etwas mehr erhofft», sagte BDR-Sportdirektor Patrick Moster. «Was uns sehr erfreut, ist der Ausdauerbereich, gerade unser ehemaliges Aushängeschild. Unser Vierer hat die Tür zu den Großen wieder aufgestoßen. Wenn man das Gesamtpotenzial der Mannschaft sieht, hat diese WM gezeigt, dass wir weiter zur Weltspitze gehören»
Der Bahnvierer erzielte mit Platz vier das beste WM-Ergebnis seit 13 Jahren und stieß mit deutschem Rekord von 3:57,166 Minuten in die Weltspitze vor. Nach zwei verpassten Olympia-Teilnahmen ist Rio schon fast erreicht.
Glanzlicht aus deutscher Sicht war sicher der Triumph von Vogel in der Königsdisziplin Sprint. Die 24-Jährige aus Erfurt gewann am Samstag mit einem 2:0 im Finale gegen die junge Niederländerin Elis Ligtlee wie im Vorjahr den Titel und holte damit bereits ihr sechstes WM-Gold.
Dass es am Sonntag nicht mehr zur erfolgreichen Titelverteidigung im Keirin reichte, konnte Vogel verschmerzen. «Ich wusste, dass es nach der kurzen Nacht heute schwer werden würde. Im Moment überwiegt natürlich der Schmerz, als Titelverteidigerin möchte man natürlich nicht so früh ausscheiden. Aber mit etwas Abstand werde ich mich sicher über meine Goldmedaille freuen», sagte die Ausnahmefahrerin.
Neben dem Erfolg durch Vogel gab es nicht allzu viel für Sprint-Bundestrainer Detlef Uibel zu bejubeln. «Dass es auf diesem hohen Niveau nicht immer so läuft, war ein bisschen zu erwarten. Wir hatten diesmal zwei, drei Aussetzer», bilanzierte Uibel.
Im Teamsprint reichte es nur zu Platz drei, im Sprint fuhren die deutsche Fahrer ebenso an einer Medaille vorbei wie der Olympia-Zweite Maximilian Levy als Vierter im Keirin.
Bei den Frauen büßte Miriam Welte aus Kaiserslautern beide Weltmeister-Titel ein und wurde nach gesundheitlichen Problemen Dritte im Zeitfahren.
Für goldenen Glanz sorgten im Ausdauerbereich in nicht olympischen Disziplinen Lucas Liß (Unna/Scratch) und Stephanie Pohl (Cottbus/Punktefahren). «Wir liegen voll im Soll bei dieser WM. Wir haben insgesamt einen großen Schritt nach vorne gemacht», lobte Bundestrainer André Korff.
Am letzten Wettkampftag gab es vier Entscheidungen: Sprint-Weltmeister wurde der Franzose Gregory Bauge, der im Finale den Russen Denis Dmitirev glatt in zwei Läufen schlug.
Im packenden Madison-Rennen gewannen die Franzosen ihr fünftes Gold. Das Duo Coquard/Kneisky siegte mit einem Punkt Vorsprung vor Italien (Viviani//Bertazzo und Belgien (De Buyst/Vergaede). Das deutsche Duo Henning Bommel/Theo Reinhardt, das sich über weite Teile des Rennens gut verkaufte und mit seiner offensiven Fahrweise fleißig Punkte sammelte, belegte hinter Spanien Platz fünf.
Das Omnium der Frauen, gewonnen von Annette Edmondson aus Australien, beendete Anna Knauer (Rottal) auf Platz elf.