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Die vierfache Junioren-Weltmeisterin Lea-Sophie Friedrich gibt in Polen ihr WM-Debut in der Eliteklasse. Foto: BDR
22.02.2019 12:49
Bahn-WM: Medaillenhoffnungen in Pruszkow

Pruszkow (rad-net) - Mit einem 24-köpfigen Kader nimmt der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) die Bahn-Weltmeisterschaften in Pruszkow (27. Februar bis 3. März) in Angriff. Gleichzeitig sind die Titelkämpfe Abschluss der ersten Hälfte der Olympia-Qualifikation. In 16 der 20 Wettbewerbe ist die deutsche Mannschaft vertreten und will den zweiten Platz in der Nationenwertung 2018 in Apeldoorn verteidigen. Die ersten Entscheidungen fallen am Mittwoch im Teamsprint der Männer und Frauen und im Scratch der Frauen.

Die deutschen Teamsprint-Männer stehen kurz vor der Hälfte der Olympia-Qualifikation an achter Stelle, ein Platz, den sie halten müssen, um das Ticket für Tokio 2020 zu lösen. «Wir müssen im Teamsprint zurzeit kleinere Brötchen backen. In Pruszkow geht es darum, den Top-8-Platz zu verteidigen», sagte Bundestrainer Detlef Uibel, der zuversichtlich ist, mit WM-Neuling Timo Bichler als Anfahrer dieses Ziel zu erreichen. Große Hoffnungen setzt er auch auf Stefan Bötticher. Nach EM-Gold im Keirin im Vorjahr will der Chemnitzer bei seinem ersten WM-Einzelstart seit 2015 auch auf der Weltbühne wieder glänzen. «Er hat ein gutes, solides Niveau und durchaus seine Möglichkeiten», sagte Uibel.

Bei den Frauen ist der Übergang nach dem Ausfall von Kristina Vogel bei der EM und in den Weltcups überraschend gut gelungen. «Allerdings sollten wir nicht die Weltcup-Ergebnisse als Maßstab nehmen», warnte Uibel. Emma Hinze hatte hier sechsmal den zweiten Platz belegt. Neben der Cottbuserin zählen Miriam Welte, Pauline Grabosch und auch erstmals Lea Sophie Friedrich zur Mannschaft. Die vierfache Junioren-Weltmeisterin hatte in den Weltcups teilweise schon gute Ergebnisse erzielt. «Die Nominierung ist schon eine kleine Überraschung. Ich freue mich, dass ich dabei sein darf», so die 19-Jährige, die mehrere Startmöglichkeiten hat.

Die größte Medaillenchance sieht Uibel im Teamsprint, in dem Miriam Welte bei ihrer 14. WM als Anfahrerin gesetzt ist. Grabosch, im Vorjahr Teamsprint-Weltmeisterin und Dritte im Sprint, scheint nach längeren mentalen Problemen nach dem Vogel-Unfall rechtzeitig vor dem Saisonhöhepunkt wieder ihre Topform zu finden.

Im Ausdauerbereich der Männer wollen Roger Kluge und Theo Reinhardt den WM-Titel im Madison verteidigen. Nach den Leistungen im Winter bei EM, Weltcups und Sixdays gehört das Duo zum engsten Favoritenkreis – muss aber zunächst den Kampf gegen die Uhr gewinnen. Kluge reist direkt von der UAE-Tour an, die er mit seinem belgischen Lotto-Soudal-Team fährt und die am 2. März in Dubai endet. 3,5 Stunden vor dem WM-Rennen am 3. März in Pruszkow soll Kluge landen. «Genug Zeit, um noch zu essen und sich warm zu fahren», sagte Kluge – vorausgesetzt der Flieger kommt pünktlich an.

In der Mannschaftverfolgung peilt Bundestrainer Sven Meyer mit seinem Vierer eine Top-6-Platzierung an. Die ist auch nötig, um die bislang nicht optimal verlaufene Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio zu verbessern. Hier liegen die Verfolger derzeit auf Rang neun – nur acht Mannschaften lösen das Tokio-Ticket. «Ich bin optimistisch, weil ich weiß, dass die Jungs in den letzten Monaten sehr gut gearbeitet haben», sagte Meyer. Mit Theo Reinhardt und Kersten Thiele hat sich zudem der Kreis der Fahrer vergrößert und bietet mehr Optionen.

In der Einerverfolgung ist Europameister Domenic Weinstein Medaillenkandidat und könnte nach Silber 2016 in London diesmal sogar den Sprung nach ganz oben schaffen. WM-Neuling Moritz Malcharek startet im Mehrkampf Omnium. Im Punktefahren und im Scratch konnte sich der BDR nicht qualifizieren.

Im Ausdauerbereich der Frauen will die Mannschaft von André Korff ihren gezeigten Aufwärtstrend (Platz 6 in der Olympia-Qualifikations-Rangliste) fortsetzen. Bei der EM 2018 in Glasgow gelang schon der Sprung auf den Bronzerang – die letzte und bisher einzige WM-Medaille in der Mannschaftsverfolgung gab es 2008. In Manchester wurde damals noch mit drei Frauen und 3000 Meter gefahren. «Lisa Brennauer hat mit ihrer Rückkehr auf die Bahn im Herbst 2017 zur EM in Berlin für eine echte Initialzündung gesorgt», sagt Korff. In ihrem Windschatten hat sich eine inzwischen schlagkräftige Mannschaft entwickelt. «Ich denke, um eine Medaille zu holen, muss man in Pruszkow eine Zeit von 4:16 Minuten fahren - mal sehen, ob wir diesen Sprung schon hinkriegen», erklärte Korff. Die Bestzeit seines Quartetts steht bei 4:19,668 Minuten.

Kleiner Wehrmutstropfen: In den olympischen Disziplinen Madison und Omnium verpasste der BDR einen Startplatz. Dafür könnte die Europameisterin und deutsche Rekordhalterin Lisa Brennauer in der Einerverfolgung eine WM-Medaille holen, zumal Titelverteidigerin und Weltrekordlerin Chloe Dygert (USA) fehlt.

2018 bei der WM in Apeldoorn holte der BDR vier Gold- und zwei Bronzemedaillen. An zwei Erfolgen (Teamsprint, Sprint) war vor einem Jahr noch Kristina Vogel beteiligt, die seit 2012 jedes Jahr mindestens einen Weltmeister-Titel zur deutschen Bilanz beisteuerte. Ebenfalls nicht dabei ist Maximilian Levy. Der viermalige Weltmeister, im Vorjahr WM-Dritter im Keirin, hatte frühzeitig auf eine Teilnahme verzichtet, weil seine Frau Madeleine ihr drittes Kind erwartet.

Das BDR-Aufgebot für die Bahn-Weltmeisterschaft 2019:

Kurzzeit Männer
Timo Bichler (1998/Bahn-Team Rheinland-Pfalz)
Stefan Bötticher (1992/Chemnitzer PSV)
Maximilian Dörnbach (1995/Erdgas.2012)
Joachim Eilers (1990/Chemnitzer PSV)
Eric Engler (1991/Track Team Brandenburg)
Marc Jurczyk (1996/Erdgas.2012)

Kurzzeit Frauen
Lea Sophie Friedrich (2000/Erdgas.2012)
Pauline Grabosch (1998/Erdgas.2012)
Emma Hinze (1997/Track Team Brandenburg)
Miriam Welte (1986/Bahn Team Rheinland-Pfalz)

Ausdauer Männer
Jasper Frahm (1996/Heizomat rad-net.de)
Felix Groß (1998/Heizomat rad-net.de)
Roger Kluge (1986/Lotto-Soudal)
Moritz Malcharek (1997/LKT-Team Brandenburg)
Theo Reinhardt (1990/Heizomat rad-net.de)
Leon Rohde (1995/Heizomat rad-net.de)
Nils Schomber (1994/Heizomat rad-net.de)
Kersten Thiele (1992/RSV Oberhausen)
Domenic Weinstein (1994/Heizomat rad-net.de)

Ausdauer Frauen
Charlotte Becker (1983/FDJ Nouvelle-Aquitaine Futuroscope)
Franziska Brauße (1998/RSV Öschelbronn)
Lisa Brennauer (1988/WNT-Rotor)
Lisa Klein (1996/Canyon-Sram)
Gudrun Stock (1995/RC Die Schwalben München)

Der WM-Zeitplan:
Mittwoch, 27. Febr. (ab 17:30 Uhr)
Scratch Frauen
Teamsprint Männer
Teamsprint Frauen

Donnerstag, 28. Feb (ab 18:30 Uhr)
Keirin Männer
Scratch Männer
Mannschaftsverfolgung Männer
Mannschaftsverfolgung Frauen

Freitag, 1. März (ab 18:30 Uhr)
Punktefahren Männer
Einverfolgung Männer
Sprint Frauen
1000-Meter-Zeitfahren Männer
Omnium Frauen

Samstag, 2. März (ab 17 Uhr)
500-Meter-Zeitfahren Frauen
Madison Frauen
Einerverfolgung Frauen
Omnium Männer

Sonntag, 3. März (ab 14 Uhr)
Punktefahren Frauen
Sprint Männer
Keirin Frauen
Madison Männer

Anmerkung: Die angegebenen Uhrzeiten sind jeweils der Beginn der Abendveranstaltungen. Dort fallen die Entscheidungen; Qualifikationen und Vorläufe finden am Vor- oder Nachmittag statt.

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