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Hans-Michael Holczer ist neuer Chef des russischen Rennstalls Katusha.
15.09.2011 17:08
Ausgerechnet Katusha: Holczer zurück im Radsport

Berlin (dpa) - Drei Jahre nach dem Gerolsteiner-Aus kehrt Hans-Michael Holczer in den Profiradsport zurück. Er heuerte ausgerechnet beim russischen Katusha-Team als starker Mann und neuer Generalmanager an - mit alten Weggefährten im Schlepptau. Das Image des Teams ist nicht das beste.

Dort ist Holczer gleich wieder mit altbekannten Themen konfrontiert. Der 57-jährige Schwabe aus Herrenberg unterzeichnete in Moskau einen Dreijahresvertrag als Generalmanager beim Katusha-Team, das bei der vergangenen Tour de France durch Alexander Kolobnew für den einzigen Dopingfall gesorgt hatte.

Holczer, der bis 2008 dem Team Gerolsteiner vorstand, das sich nicht zuletzt wegen der Dopingfälle Stefan Schumacher, Bernhard Kohl und Davide Rebellin aufgelöst hatte, wird beim neuen Arbeitgeber von Christian Henn und Michael Rich unterstützt. Beide sind als Sportlicher Leiter und Zeitfahr-Betreuer alte Bekannte aus Gerolsteiner Zeiten. Über ein Engagement Holczers, der die Nachfolge von Andrej Tschmil antreten wird, war schon länger öffentlich spekuliert worden.

«Unser Ziel ist, den russischen Radsport nach vorne zu bringen. Ich glaube, der Ruf ist nicht der Beste. Wir müssen uns jetzt reinarbeiten, die Systemabläufe erfassen und erstmal checken, welche Fahrerverträge wie lange noch gelten», sagte Henn der Nachrichtenagentur dpa.

Sollten in dem nach einem Raketenwerfersystem benannten Team noch Plätze frei sein, wären die früheren Gerolsteiner-Profis Linus Gerdemann und Fabian Wegmann «reizvoll», wie Henn befand. Bei den beiden Profis ist noch nicht klar, in welcher Weise sie in der fusionierten Mannschaft von Leopard-Trek und RadioShack noch ein Rolle spielen. «Ich habe schon eine Vorstellung davon, wie ich die Lücken im Team fülle, die ich sehe. Aber das braucht Zeit. Verlangen sie bitte noch keine Namen von mir», sagte Holczer.

Die russische Verlockung für den Beamten auf Lebenszeit war offenbar stärker als die Bedenken. «Die Faszination und die Möglichkeiten des Angebots waren einfach zu groß», sagte Holczer der «Frankfurter Rundschau» (FR) auf deren Website. «Das Team hat ein viel höheres Budget, als es Gerolsteiner jemals hatte, und auch meine Rolle ist eine ganz andere», erklärte der 2010 in den Schuldienst zurückgekehrte Mathematik- und Geschichtslehrer, der auch als Buchautor («Garantiert positiv») in Erscheinung getreten war. Schätzungen zufolge verfügt das Team über einen Jahresetat von rund 15 Millionen Euro.

In Deutschland hatte Holczer trotz der teaminternen Affären um Schumacher und Co. den Ruf einen unbeugsamen Anti-Doping-Kämpfers. Nach seiner Verpflichtung in der Moskauer Zentrale des Sponsors aus der Energie-Industrie hatte Holczer am Donnerstag erklärt: «Wir dürfen Doping auf keine Art und Weise tolerieren, wir dürfen es nicht dulden und auch unter gar keinen Umständen legalisieren. Aber wir müssen uns mit dem Thema Doping im gesamten Sport arrangieren. Wir können es nicht wegkontrollieren», sagte er der «FR». Holczer rechnet mit Neidern, «die sich jetzt das Maul zerreißen, dass sich jetzt der Saubermann seiner weißen Weste entledigt».


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