Berlin (dpa) - Die Veranstalter des Giro d'Italia brauchen ihn bei ihrer großen Party im Mai dringend als einzigartigen Werbe-Magneten. Auch wenn sie Lance Armstrong zur 100-Jahr-Feier ihres Rennens im günstigsten Fall nur als «Halbstarken» werden begrüßen können.
Der Patient selbst, seine Ärzte und die Teamführung halten sich mit Genesungsprognosen nach seinem Schlüsselbeinbruch weiter geflissentlich zurück. «In vier bis fünf Tagen werden wir wissen, wie es weiter geht. Lance will den Giro auf jeden Fall fahren und ich persönlich glaube auch, er schafft es», sagte Philippe Maertens, Sprecher des kasachischen Astana-Teams, das nach der Operation seines Kapitäns weiter auf gute Nachrichten aus Austin/Texas wartet. Armstrong zeigte sich immerhin schon auf einem Spin-Rad, auf dem er drei Tage nach dem Eingriff «eine halbe Stunde trainierte».
Die online-Ausgabe der «Gazzetta dello Sport» veröffentlichte ein Video, das Armstrong am heimischen Küchentisch zeigt. Der 37-Jährige erklärte die Röntgen-Aufnahme seines Bruches, der mit einer Stahlplatte zusammengehalten wird, bedankte sich artig für die vielen Genesungswünsche, blieb aber mit Voraussagen zurückhaltend. Auf einem zweiten Video kamen die behandelnden Ärzte zu Wort. Die erste Hürde zur Heilung des schwierigen Bruches sei genommen, wenn als Operationsfolge eine Infektion ausgeschlossen werden könnte, sagte der Operateur Doug Elenz.
Als nächstes will der siebenfache Toursieger, der im Januar in Australien sein Comeback nach dreieinhalb Jahren Pause gestartet hatte, sein Training intensivieren - wann er wieder auf die Straße kann, steht noch in den Sternen. «Der Giro wäre für Lance die perfekte Vorbereitung für die Tour. Levi Leipheimer wird in Italien wahrscheinlich unser Kapitän, aber er soll natürlich auch die Tour fahren, wie Andreas Klöden», sagte Maertens der Deutschen Presse-Agentur dpa. Der US-Profi Leipheimer verbuchte in dieser Saison in Kalifornien und Kastilien schon zwei Rundfahrt-Siege.
Der Wahlschweizer und zweifache Tour-Zweite Klöden wird den Jubiläums-Giro auf keinen Fall bestreiten. Sein Weg zur Frankreich- Rundfahrt führt laut Maertens über die Tour de Romandie, die er im Vorjahr gewann, die Luxemburg-Rundfahrt und die Tour de Suisse, die schon zu T-Mobile-Zeiten für Klöden der ideale Tour-Aufgalopp war.
«Wenn er am 9. Mai am Giro-Start steht, ist eine Top-Ten- Platzierung natürlich ausgeschlossen», meinte der Astana-Sprecher in Bezug auf Armstrong, dessen in vier Teile zersplittertes Schlüsselbein nach seinem Sturz beim spanischen Etappenrennen Castilla y León mit einer Stahlplatte fixiert wurde.
«Die Platte muss irgendwann wieder raus», meinte Armstrong - wahrscheinlich erst nach der am 4. Juli in Monaco beginnenden Tour, bei der sein Team-Kollege Alberto Contador (Spanien) unbedingt seinen zweiten Sieg nach 2007 perfekt machen will. Armstrong könnte dann als Edel-Domestike statt als verbissener Siegfahrer Schlagzeilen machen.