Valladolid (dpa) - Rad-Profi Lance Armstrong hat sich in Spanien bei einem schweren Sturz das Schlüsselbein gebrochen. Damit scheint die Teilnahme des siebenmaligen Tour-de-France-Siegers am Giro d'Italia im Mai fast ausgeschlossen zu sein.
«Ich fühle mich völlig niedergeschlagen», sagte der Amerikaner beim Verlassen des Universitätskrankenhauses in Valladolid. «Für meinen Start beim Giro sehe ich sehr, sehr große Probleme.» Sogar das Comeback des Amerikaners bei der Tour de France ist infrage gestellt.
Armstrong war auf der 1. Etappe der Rundfahrt Castilla y León 20 Kilometer vor dem Ziel in Palencia in einen Massensturz verwickelt worden und musste die Rundfahrt abbrechen. In der Klinik bestätigten die Ärzte den Bruch des rechten Schlüsselbeins. «So etwas ist mir in meiner ganzen Karriere noch nicht geschehen», betonte Armstrong. Er werde jetzt in die USA reisen und mit Experten entscheiden, ob eine Operation erforderlich sei. «Nun muss ich mich erst einmal entspannen», sagte Armstrong.
Johan Bruyneel, Teamchef von Astana, sprach im Internet von einem «glatten Schlüsselbeinbruch ohne Komplikationen». Er meinte, der Radprofi sollte sich «schnell erholen». Der spanische Sportarzt Alberto Gómez sagte, eine solche Verletzung erfordere eine Zwangspause von drei oder vier Wochen. Armstrong selbst meinte: «Ich weiß nicht, wie lange ich brauche, um wieder fit zu werden. Das werde ich mit meinen Ärzten besprechen.»
Bei seinen sieben Tour-de-France-Siegen war Armstrong von schweren Verletzungen verschont geblieben. In Spanien stürzte der Amerikaner zusammen mit etwa 20 anderen Fahrern und bekam einen Schlag auf das rechte Schlüsselbein. Er saß minutenlang mit schmerzverzerrtem Gesicht einige Zeit am Straßenrand, bis ein Krankenwagen kam. Dieser fuhr Armstrong in die Universitätsklinik von Valladolid. Dort gaben Röntgen-Aufnahmen Aufschluss über die Schwere der Verletzung. Zunächst hatte er in ein kleineres Krankenhaus in der Nähe gebracht werden sollen.
Zwei Tage zuvor war Armstrong beim Klassiker Mailand - San Remo noch auf dem für ihn ungewohnten Platz 125 mit reichlich acht Minuten Rückstand auf den Sieger über den Zielstrich gerollt. Danach meinte er, dass er mit 37 Jahren nicht mehr in der Form vergangener Jahre sei. «Vorbei ist vorbei. Ich kann nicht mehr der sein, der ich 2005 war», sagte Armstrong der Zeitung «La Repubblica» nach seinem Europa-Comeback. «Ich weiß, dass ich nicht mehr der Beste der Welt bin. Der Beste ist jetzt Alberto Contador», meinte Armstrong vor dem ersten gemeinsamen Rennen der beiden Leitwölfe, das nun ein so schnelles Ende für den Texaner fand.
Die ansonsten wenig bedeutsame Rundfahrt durch die nordspanische Region Kastilien-León hatte in diesem Jahr ein besonderes Interesse erweckt, weil Armstrong erstmals seit seinem Comeback mit Contador in einer Mannschaft fuhr. Unmittelbar vor dem Start der Rundfahrt hatte der Amerikaner eingeräumt, dass er seine Premiere beim Giro d'Italia möglicherweise verkürzen werde, falls während der Italien-Rundfahrt im Mai sein viertes Kind vorzeitig zur Welt kommen sollte. Als Geburtstermin ist eigentlich die erste Juni-Woche avisiert. «Ich drücke die Daumen, dass es rechtzeitig kommt», sagte der siebenmalige Tour-de-France-Sieger dem Internet-Dienst «cyclingnews.com» in einem am Montag veröffentlichten Interview.
Der Amerikaner war am Jahresanfang nach mehr als dreieinhalb Jahren Rennpause in den Radsport zurückgekehrt und will vom 9. Mai an erstmals am Giro teilnehmen.