Neuss (rad-net/dpa) - Der ehemalige Radprofi Andreas Kappes ist tot. In der Nacht zu Dienstag verstarb er im Alter von 52 Jahren an Herzversagen infolge einer allergischen Reaktion auf einen Insektenstich. Der gebürtige Bremer zählte seit den Achtzigerjahren bis zu seinem Karrierende 2008 als einer der besten und elegantesten deutschen Radprofis - sowohl auf der Straße als auch auf der Bahn.
Sein Stern am Radsporthimmel ging 1983 auf, als er auf der Bahn Junioren-Weltmeister im Punktefahren wurde. Nach seinem ersten Start bei seinem ersten Sechstagerennen 1987 in Bremen, nahm er an insgesamt 115 Sechstagerennen teil, war aber stets auch als Straßenfahrer erfolgreich. Neben 24 Siegen bei «Sixdays», gewann er auch zahlreiche Bahn- und Straßenrennen.
Zu seinen größten Erfolgen auf der Straße zählten der Klassiker Omloop Het Volk 1991 sowie Etappensiege beim Giro d'Italia, Paris-Nizza, der Tour de Suisse, der Deutschland-Tour und der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt sowie der Gesamtsieg bei der Tour de l'Oise 1989. Zudem nahm Kappes fünfmal an der Tour de France teil. Schon in seinem ersten Jahr als Berufsfahrer, 1987, wurde er in die Deutsche Nationalmannschaft berufen und konnte einen 17. Platz im Weltmeisterschafts-Straßenrennen erkämpfen. 1990 belegte er den 8. Rang und auch 1993 konnte er mit dem 13. Platz ein Spitzenresultat bei einer Straßen-WM einfahren.
Noch erfolgreicher war er aber bei den Bahn-Weltmeisterschaften, wo er 1996, 1998 und 1999 dreimal Bronze im Zweiermannschaftsfahren gewann und 1998 noch Silber im Punktefahren erringen konnte. Dazu kamen noch mehrere Deutsche Meistertitel wie etwa im Zweiermannschaftsfahren, Punktefahren und bei den Stehern.
Wie nur wenige Profis in seiner Generation feierte Kappes sowohl auf der Bahn als auch bei Straßenrennen Erfolge. «Das war einmalig, wie er das durchgezogen hat», sagte Rolf Aldag der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Auch er oder Erik Zabel waren im Winter bei Sechstagerennen am Start - «aber nicht bei zehn oder zwölf», erinnert Aldag die Strapazen. Kappes sei zu der damaligen Zeit «taktisch einer der besten Rennfahrer» Deutschlands gewesen, beschrieb der 49-Jährige seinen früheren Kontrahenten. «Um Andi zu schlagen, musste man nicht nur besser sein, sondern auch etwas Glück haben. Er hat immer großen Aufwand betrieben und die Moral gehabt, das hat ihn als Rennfahrer ausgemacht. Als Sportler war er sehr, sehr ehrgeizig.»
Nach der Winterbahnsaison 2007/08 beendete Andreas Kappes seine aktive Laufbahn. Zuletzt war er als Sportlicher Leiter beim Nachtourkriterium Tour de Neuss im Einsatz. Eine Absage der Veranstaltung am morgigen Mittwoch komme nicht in Frage. «Das Rennen wird wie geplant stattfinden, auch wenn wir alle tief bestürzt sind», sagte Stephan Hilgers, Vorsitzender beim veranstaltenden Neusser Radfahrervereins, gegenüber der «Rheinischen Post». Andreas Kappes soll dort mit einer Schweigeminute gedacht werden. «Alle Rennfahrer werden einen Trauerflor tragen», sagte Hilgers zudem. An dem Hauptrennen werden unter anderen der deutsche Spitzensprinter André Greipel und Rick Zabel teilnehmen.