Shuzenji (rad-net) - Miriam Welte wagt sich auf neues Terrain: Die Bahnrad-Olympiasiegerin fährt einen Monat lang auf der japanischen Keirin-Tour. Bevor die viermalige Weltmeisterin dort antreten darf, muss sie allerdings zuerst eine Lizenz für den Kampfsprint erwerben.
Seit heute besucht die 27-Jährige aus Ottersbach bei Kaiserslautern dafür einen Lehrgang am Institut für angewandtes Bahnradfahren in Shuzenji. Rund 200 Kilometer nordwestlich von Tokio werden ihr die notwendigen Regeln und Vorschriften beigebracht, ehe sie im Keirin-Mutterland bei der populären Tour mitmachen darf.
«Ich hab' keine Ahnung, was mich genau erwartet», sagte Welte vor ihrem Abflug der «F.A.Z.» über ihr fernöstliches Abenteuer. Normalerweise dauert die Keirin-Ausbildung in Shuzenji zehn Monate, ehe die Japaner ihre Lizenz in der Hand halten. Der erfolgreichen Bahnradsportlerin des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) trauen die Asiaten auch die Kurzversion zu. Im Januar bekam die seit diesem Jahr für den 1. FC Kaiserslautern startende Athletin die Einladung aus Japan und musste nicht lange überlegen, ob sie zusagt.
Vom 13. April bis 5. Mai wird Miriam Welte auf den Bahnen von Fukushima, Tokio und Kyoto gegen die besten weiblichen Keirin-Profis kämpfen - die bestandene Prüfung natürlich vorausgesetzt. Aus Europa ist sonst nur noch die Spanierin Helena Casas am Start auf der Tour, die es für Frauen erst seit vier Jahren gibt.
Wo Welte sich sonst mit ihrer Partnerin Kristina Vogel im Teamsprint oder auch solo im Sprint gut aufgehoben weiß, wird sie in Japan Ellenbogen zeigen müssen. «Das körperliche Fahren muss ich erst noch lernen», sagt die Außenseiterin aus Deutschland, die erstmal keine Siegambitionen hegt. Völlig unerfahren ist die «rad-net Sportlerin des Monats Februar» im Keirin aber nicht: Vor drei Jahren wurden sie in der Bahnrad-Disziplin in Erfurt Deutsche Meisterin, im vergangenen Jahr holte sie bei der DM in Oberhausen den Vizetitel.
In Japan ist Keirin ein Publikumsmagnet und ein Riesengeschäft, bei dem vor allem durch Wetten jährlich umgerechnet rund 15 Milliarden Euro umgesetzt werden. Wohlgemerkt in erster Linie bei den Männern. Des Geldes wegen fahre sie auch nicht mit, betont die Polizistin aus Rheinland-Pfalz. Die Weltmeisterin ist sich sicher, dass ihr «die fünf Wochen unglaublich weiterhelfen». Allein das Spektakel mitzuerleben, wird für Welte eine spezielle Erfahrung sein - und der Crashkurs zur Erlangung der Keirin-Lizenz ganz sicher auch.
Miriam Welte ist «rad-net Sportlerin des Monats»