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Stefan Schumacher verläßt 2008 nach der 4. Tour-Etappe die Anti- Doping-Kontroll-Station.
07.07.2009 15:22
365 Tage nach Cholet: Doper Schumacher vor CAS

Lausanne (dpa) - Den Jahrestag seines größten Erfolgs wird Stefan Schumacher vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS «feiern».

365 Tage nach seinem sensationellen Zeitfahr-Sieg bei der Tour de France in Cholet und dem ersten Gelben Trikot seiner Karriere wird der überführte Dopingsünder am 8. Juli den CAS-Richtern Rede und Antwort stehen, um gegen seine bis 21. Januar 2011 geltende Sperre zu klagen. «Ich will keine Prognose aufstellen, wie das Ganze ausgehen könnte. Es ist immens komplex», sagte Schumachers früherer Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer der Deutschen Presse-Agentur dpa vor der Verhandlung in Lausanne.

Einen Tag vor dem Gang zum CAS dürften sich Schumachers Karten nicht verbessert haben. Sein positiver Test auf das EPO-Präparat CERA während der Olympischen Spiele 2008 in Peking bestätigte sich auch in der B-Probe. «Mir wurde vom IOC mitgeteilt, dass auch die B-Probe positiv war», sagte Schumachers Anwalt Michael Lehner und bestätigte einen entsprechenden Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Neben Schumacher wurde nach Informationen der «FAZ» in dem Italiener Davide Rebellin ein weiterer Radprofi aus dessen ehemaligen Rennstall erwischt - er gewann die Silbermedaille im Straßenrennen von Peking.

Schumacher war wie sein österreichischer Zimmerkollege Bernhard Kohl gut zwei Monate nach der Frankreich-Rundfahrt 2008 positiv auf das EPO-Präparat CERA getestet worden. Die von der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD verhängte Zweijahressperre für Rennen in Frankreich übernahm der Radsport-Weltverband UCI - für Schumacher und Lehner eine schreiende Ungerechtigkeit: «Das war eine einwöchige Schnellschuss-Übernahme. Es geht um die sportrechtliche Frage, ob die AFLD-Sperre weltweit ausgedehnt werden kann», erläuterte Lehner der dpa den Grund für den Gang zum CAS.

Strategie des Heidelberger Anwalts: Es soll vor allem um mögliche Verfahrensfehler gehen und darum, ob die UCI «ohne Prüfung und echte Verhandlung» die AFLD-Entscheidung übernehmen durfte. Die Frage, ob Schumacher gedopt hat, wird hingegen wohl nicht konkret auf die Agenda gesetzt werden, auch wenn der tief gefallene Nürtinger weiter seine Unschuld beteuert. «Ich habe nicht gedopt und ich habe nichts zu verstecken», erklärt der 27-Jährige auf seiner Homepage. Zudem beklagt sich der Schwabe darüber, dass nur bei ihm «die Gesetze außer Kraft gesetzt» worden seien: «Jeder, der eines Verbrechens angeklagt wird, darf normalerweise seine Sicht der Dinge darlegen.»

Die Beweislast für seine Doping-Schuld ist allerdings erdrückend. Denn neben den positiven A-Proben nach der Großen Schleife wurde der zweifache Tour-Zeitfahrsieger auch in Peking positiv auf CERA getestet, so dass ihm als Wiederholungstäter sogar eine lebenslange Sperre drohen könnte. Sein einstiger Teamchef Holczer, der noch im Vorjahr die Huldigungen für den Höhenflug seines Gerolsteiner-Teams genoss, hat ein Jahr nach den Erfolgen von Schumacher und Kohl, der Tour-Dritter und Bergkönig wurde, den Glauben an den Radsport längst verloren: «Zum Schluss bleibt die bittere Erkenntnis: Mein lieber Holczer, aufgrund der Erfolge hättest du misstrauisch sein müssen. Diese Erkenntnis ist grausam.»

Das Kapitel Schumacher ist für den studierten Mathematiklehrer aber noch nicht abgeschlossen. Vor dem Landesarbeitsgericht Stuttgart ist ein Verfahren anhängig: Schumacher klagt auf Ausbezahlung seines ausstehenden Gehalts seit dem 6. Oktober (Tag der Suspendierung durch Gerolsteiner), Holczer auf Rückzahlung der Bezüge seit dem 3. Juli (Tag des ersten Positivtests). Neben dem CAS und den Stuttgarter Richtern bemüht Schumacher noch ein dritte Behörde: Vor dem französischen Verwaltungsgericht hat er Berufung gegen die AFLD-Sperre eingelegt. Ob ihm diese Strategie aber zum Vorteil gereichen wird, ist fraglich. Lehner, der an seinem Klienten gutes Geld verdienen dürfte, sagte: «Das kann noch Jahre dauern.»


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