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Holte bei den deutschen Straßenradmeisterschaften erstmals den Sieg: Lisa Klein. Foto: Jan Woitas
28.06.2019 20:37
Zeitfahr-DM: Tony Martin und Lisa Klein holen Titel - Heidemann U23-Meister

Spremberg (dpa) - Im Beisein von Kristina Vogel hat sich Tony Martin zum neunten Mal den deutschen Meistertitel im Einzelzeitfahren geholt.

Der viermalige Weltmeister siegte bei den Titelkämpfen in Spremberg über 35 Kilometer in 39:11 Minuten. Dahinter folgte der Paris-Roubaix-Zweite Nils Politt (Hürth) mit einem Rückstand von 18 Sekunden. Dritter wurde der Freiburger Jasha Sütterlin eine Minute zurück.

Als Zuschauerin war die querschnittsgelähmte Bahnrad-Olympiasiegerin Vogel vor Ort. Sie war vor allem gekommen, um Lisa Klein bei ihrem Sieg im Frauen-Rennen anzufeuern. Die Erfurterin gewann über die 30-Kilometer-Distanz in 38:49 Minuten. Zweite wurde sieben Sekunden zurück die Bielefelderin Mieke Kröger, gefolgt von Titelverteidigerin Lisa Brennauer aus Durach, die 39:17 Minuten benötigte.

Trotz eines Defekts wenige Kilometer nach dem Start hat Tony Martin es geschafft: Der 34-Jährige gewann in Spremberg, nur wenige Kilometer von seiner Geburtsstadt Cottbus entfernt, seinen neunten Deutschen Meistertitel im Einzelzeitfahren, den achten in Folge.

«Es war seit langem der härteste Meisterschaftskampf, denn es war knapp», sagte Martin. «Ich hatte mental zu kämpfen, weil ich so früh das Rad wechseln musste und den Vorsprung wieder einbüßte. Das hat mich zunächst komplett aus dem Rhythmus gebracht», berichtete der alte und neue Deutsche Meister. «Zeitweise fühlte ich mich ein bisschen wie im Niemandsland, weil ich bis ins Ziel nicht wusste, ob die Zeit reichen würde.» Ein Defekt, bei dem ihm das Hinterrad von der Felge sprang, ließ den Vorsprung schmelzen. Am Ende reichte es doch klar zum Titel.

«Es war ein sehr wichtiger Wettkampf für mich. Ich wollte das Trikot auf jeden Fall verteidigen. Das wird Jahr für Jahr schwieriger. Natürlich war der Wettkampf auch ein Wegweiser für die Tour de France. Ich bin verletzungsfrei durch das Frühjahr und den Frühsommer gekommen und komplett fit für die Tour», sagte Martin und sprach von einem «gewissen Heimatgefühl». Der Routinier wurde in Cottbus geboren.

Damit reist der 34-Jährige mit einem Erfolgserlebnis zur Tour de France, die am 6. Juli in Brüssel startet. Für Martin, der für das niederländische Jumbo-Visma-Team fährt, ist es die elfte Teilnahme an der Frankreich-Rundfahrt.

Der Routinier reiste nach dem Zeitfahren bereits wieder ab. Auf das DM-Straßenrennen am Sonntag auf dem Sachsenring verzichtet er. Dass die Meisterschaften überhaupt stattfanden, stand lange in der Schwebe. Erst im Mai hatten sich die beiden Ausrichter noch kurzfristig gefunden.

«Ich bin mit dem Ziel gestartet, Gold zu holen, aber ich bin trotzdem überrascht. Das ganze Team stand hinter mir. Dann lag es nur noch an mir, es umzusetzen.»

Der 30 Kilometer lange Meisterschaftskampf der Frauen in Spremberg war bis zum Schluss sehr spannend. Die drei Erstplatzierten lagen dicht zusammen, die Abstände waren gering. «Es war wirklich ein knappes Rennen», lacht Klein, «aber das war auf dem Kurs zu erwarten. Ich hätte mir eigentlich einen noch profilierteren Kurs gewünscht», sagte die neue deutsche Zeitfahrmeisterin, die aus dem Begleitfahrzeug nicht nur die Kommandos von Teamchef Ronny Lauke entgegennahm, sondern auch die Anfeuerungsrufe von Kristina Vogel.

So durfte auch Klein ihren ersten Titel bejubeln. Nach dem Erfolg reichte die 22-Jährige den Sieger-Blumenstrauß an Vogel weiter. «Letztes Jahr habe ich für Kristina gekämpft und bin die deutschen Meisterschaften nicht gefahren. Dieses Jahr hat sie mich aus dem Auto unterstützt und angefeuert», sagte Klein. Vogel war vor gut einem Jahr auf der Radrennbahn in Cottbus schwer gestürzt und lag zwischenzeitlich im Koma. Die 28-Jährige ist seitdem ab dem siebten Brustwirbel abwärts gelähmt.

Zufrieden mit Platz zwei war Mieke Kröger, die im letzten Jahr krankheitsbedingt nicht starten konnte, aber in diesem Jahr wieder den Anschluss fand und gute Resultate einfuhr. Nur sieben Sekunden lag sie hinter Klein zurück. «Aber ich freue mich über Silber. Es war eine schöne Strecke, abwechslungsreich und nicht so langweilig, wie Zeitfahrkurse normalerweise sind», sagte Kröger nach dem Meisterschaftskampf.

28 Sekunden langsamer als Klein war Titelverteidigerin Lisa Brennauer. «Klar bin ich erst mal ein wenig enttäuscht. Denn ich bin als Titelverteidigerin ins Rennen gegangen, da will man gewinnen. Wir lagen ja auch lange gleich auf, aber auf den letzten drei Kilometern bin ich eingebrochen», sagte die Allgäuerin nach der Siegerehrung.

Das Rennen der U23 gewann der Trierer Miguel Heidemann vom Radteam Herrmann, der fast eine Minute schneller war als die Konkurrenz. «Mit diesem Vorsprung hatte ich nicht gerechnet», freute sich der neue Deutsche Meister im Ziel. Er benötigte 40:40 Minuten und war 58 Sekunden schneller als Jungprofi Florian Stork (Sunweb) und 1:01 besser als Juri Hollmann (Heizomat rad-net.de).

«Ich hatte tolle Unterstützung aus dem Begleitfahrzeug», sagte der Student der Wirtschaftsinformatik, der in dieser Saison bereits einige Einsätze mit der Nationalmannschaft hatte. «Ich hoffe, nach diesem Ergebnis auf weitere Rennen im Nationaltrikot», sagte Heidemann in Spremberg.

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