Bremen/Cala d'Or (dpa) - Erik Zabel, seit 15 Jahren erfolgreicher Radprofi mit wachem Verstand, hat Zweifel am Erfolg des Anti-Doping- Kampfes.
«Nach vielen großen Worten im ersten Eifer ist der Radsport noch nicht wirklich aus den Schlagzeilen nach den Vorfällen vor und nach der Tour de France», sagte der nach Siegen gerechnet erfolgreichste aktive Radprofi der Welt in Bremen bei der Team- Vorstellung seiner Milram-Mannschaft.
Der 36-jährige Berliner forderte den in der spanischen Fuentes- Affäre ermittelnden Richter auf, «endlich verwertbare Beweise auf den Tisch zu legen, so dass gegebenenfalls Sportgerichtsverfahren eingeleitet werden können». Zur Zeit sei die Situation «alles andere als optimal - das Störfeuer begleitet unseren Sport». Beim jetzigen Stand der Ermittlungen im Fall des Doping-Netzwerkes Fuentes könnte sich der Vize-Weltmeister Zabel sogar einen Start seines ehemaligen Team-Kollegen Jan Ullrich vorstellen.
«IOC-Präsident Rogge hatte mit seinem Verweis auf die Unschuldsvermutung grundsätzlich recht. So lange keine Beweise gegen die angeblich in die Affäre verstrickten Fahrer auf dem Tisch liegen, dürften Ullrich und Basso fahren, auch wenn es sicher große Diskussionen geben würde, wenn sie dann tatsächlich am Start stünden. Zumal beide bisher nichts zur Aufklärung beigetragen haben», sagte der Sprintstar aus Unna.
Die vom T-Mobile-Team neuerdings von den angestellten Profis geforderte Einwilligung in eine DNA-Analyse könnte laut Zabel helfen, die Situation in der belasteten Sportart transparenter zu machen. «In Kürze wird die DNA-Analyse sowieso Bestandteil im Anti-Doping-Kampf sein», meinte Zabel, der Forderungen danach bereits im vergangenen Oktober erhoben hatte. Ullrich und Giro-Sieger Ivan Basso (Italien) weigern sich nach wie vor einen solchen Gen-Abgleich abzulegen, obwohl bei Fuentes sichergestellte Blutbeutel unter anderen auch diesen beiden Top-Profis zugeordnet werden.
Milram-Team-Manager Gianluigi Stanga hatte in Bremen bei der Mannschafts-Präsentation für leichte Irritationen gesorgt. «Nichts besonderes» habe man im Team zur Doping-Bekämpfung 2007 geplant, und «das einzige, was mir in meiner 25-jährigen Karriere in dieser Beziehung vorkam, war banal: Coffein bei Gianni Bugno», sagte Stanga. Doch dann präzisierte der altgediente italienische Teamchef: «Ich bin überzeugt, dass man Doping nicht mit Repression bekämpft. Der Dialog mit den Fahrern ist wichtig. Wir versuchen, die Athleten von unserer Position zu überzeugen: Wir müssen nicht um jeden Preis gewinnen. Das ist der Wille unseres Sponsors. Wir wollen ehrliche Siege.»
Das unterstrich auch der Vorstandsvorsitzende des Milram- Finanziers Nordmilch, der das Team mit jährlich knapp 10 Millionen Euro sponsert: «Doping ist bei uns ein No-Go. Lieber ein dritter oder vierter Platz, als ein Sieg mit zweifelhaften Mitteln.» Trotzdem forderte Stanga für die kommende Saison eine bessere sportliche Ausbeute als im vergangenen Jahr, in dem das Team unter der langen Verletzungspause des schnellen Alessandro Petacchi besonders litt: «Wir waren 90 Mal auf Platz zwei oder drei - das muss besser werden.»