Madrid (dpa) - Trotz des offenen Machtkampfs im Radsport-Weltverband UCI konzentrieren sich die deutschen Profis mit Vize-Weltmeister Erik Zabel und Titelverteidigerin Judith Arndt an der Spitze auf die am 21. September beginnende Straßen-WM in Madrid.
«Die Feindseligkeiten zwischen den Funktionären kriegen mehr Schlagzeilen als die Leistungen der Sportler», sagte der deutsche Verbandschef und Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping der «Süddeutschen Zeitung». Seine Klage ist verständlich, denn der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hat in Zabel und Judith Arndt mindestens zwei WM-Trümpfe. «Wir haben in allen Disziplinen gute Voraussetzungen und Hoffnungen auf Medaillen, aber Gewissheiten gibt es im Radsport natürlich nie», sagte Scharping vor den bis zum 25. September dauernden Titelkämpfen.
Auf dem sprinterfreundlichen 289-Kilometer-Kurs durch die spanische Hauptstadt hofft Zabel auf einen Podiumsplatz wie 2002 in Zolder/Belgien und im vergangenen Jahr in Verona. Aber der erste deutsche Weltmeister seit Rudi Altig (1966) wird wohl noch etwas auf sich warten lassen. Zu überlegen scheint zur Zeit Alessandro Petacchi zu sein. Die Italiener wollen mit ihrer Galionsfigur, die Zabel bei der Vuelta als fünffacher Etappensieger keine Chance ließ, das gleiche Rezept wie vor drei Jahren in Belgien anwenden. Damals legte sich das gesamte Team erfolgreich für den Vollstrecker Cipollini ins Zeug. Im U-23-Bereich verspricht der Auftritt des deutschen Überraschungs-Meisters Gerald Ciolek aus Pulheim für Spannung.
Titelverteidigerin Judith Arndt fährt leicht gehandicapt nach Madrid. Eine Erkältung zwang sie in der WM-Vorbereitung zur Absage des Weltcup-Finales am Firmensitz ihres Teams in Nürnberg. Ohnehin macht sich die Leipzigerin wegen des schnellen Parcours keine großen Hoffnungen auf den Sieg im Straßenrennen. Sie sieht mehr Chancen in der anspruchsvollen Zeitfahr-Prüfung über 22 Kilometer im Park Casa de Campo: «Da würde mir Gold noch fehlen.» Beim Zeitfahren der Männer über 44 Kilometer probiert es der dreifache Vize-Weltmeister Michael Rich (Emmendingen) noch ein Mal. Aber auch ohne Jan Ullrich (WM-Absage), Tyler Hamilton (gesperrt) und Lance Armstrong (Karriereende) hängen die Trauben für den 36-Jährigen hoch.