Bad Tölz (dpa) - Am Fuße der Alpen erlebte der Sprinter Erik Zabel seinen großen Tag. Im Ziel der 4. Etappe durfte sich der 36-jährige Berliner nach 203 Kilometern von Heidenheim nach Bad Tölz das Gelbe Trikot als Bester der Gesamtwertung der Deutschland-Tour überstreifen.
Die Grundlage dafür schuf sich der Radprofi im Verlauf der 4. und 5. Etappe in den Zwischensprints. Das vierte Teilstück beendete Zabel in Schweinfurt mit nur noch 5/100 Sekunden hinter dem bisherigen Spitzenreiter Waldimir Gusew. Tags darauf löste der Milram-Kapitän den Russen dann ab, nachdem sich Zabel mit einem zweiten und einem dritten Platz bei den Sprints um Bonifikationen drei Sekunden geholt hatte.
«Gelb steht mir auch», sagte Zabel, der in seiner Karriere sechs Mal das Grüne Trikot des Punktbesten der Tour de France trug. Vor vier Jahren hatte er zuletzt bei der «großen Tour» für einen Tag das Gelbe Trikot übergestreift. Spitzenreiter der Deutschland-Tour war Zabel schon ein Mal nach der Wiederbelebung der Rundfahrt 1999. Damals war das Leadertrikot noch weiß. «Heute Abend gibt es mal keine Milch - wir trinken Champagner», freute sich der neue Mann in Gelb, der beim Schlussspurt froh war, dass «weder Rebellin, Gerdemann oder Gusew vor mir waren - sonst wäre das Trikot futsch gewesen.»
Den Tagessieg im Ziel der zweitlängsten Etappe, die vom endgültig positiven Doping-Befund des Tour de France-Siegers Floyd Landis überschattet war, sicherte sich im Massensprint Graeme Brown vom niederländischen Rabobank-Team vor Stefan Schumacher (Nürtingen) und Zabel. Die Zeitgutschriften im Ziel für den Australier und den Gerolsteiner-Profi taten Zabel nicht weh. «Ich bin gerade in Vertragsverhandlungen - da ist dieser Sieg heute Gold wert», sagte Brown, der mit einer guten Radlänge mühelos gewann. Zabel war im Zielsprint etwas bedrängt worden.
Es folgen in Seefeld und St. Anton die zwei schwersten Etappen der D-Tour. Deshalb ist klar, dass sich Zabel, der weiter auf seinen zweiten Tageserfolg in dieser Saison nach seinem Etappensieg bei der Bayern-Rundfahrt wartet, nur kurz an seinem Trikot freuen wird. Schon nach dem kommenden Teilstück wird es mit Sicherheit ein anderer tragen. An diesen beiden Tagen und beim Zeitfahren in Bad Säckingen wird die Entscheidung über den Gesamtsieger der diesjährigen Deutschland-Tour fallen. Zabel appellierte an die Veranstalter, die Streckenführung der 6. Etappe zu überdenken, weil es auf dem 2020 Meter hohen Kühtai geschneit haben soll.
Der Milram-Kapitän liegt jetzt in der Gesamtwertung sieben Sekunden vor Gusew und acht Sekunden vor dem T-Mobile-Neuling Linus Gerdemann (Köln). Drei Ausreißer, seit dem 90. Kilometer unterwegs, waren vom Feld rechtzeitig vor dem Finale gestellt worden.