Die Medaillen-Aussichten sind für das, nach der gesundheitsbedingten Absage von Adelheid Morath und dem Verzicht von Manuel Fumic, 22-köpfigen Aufgebot nicht besonders üppig.

Die Deutsche Meisterin Helen Grobert (Ghost Factory Racing) legt die Latte mit ihrem Ziel «Top Fünf» zwar ziemlich hoch, doch favorisiert sind bei den Damen andere: Titelverteidigerin Jolanda Neff aus der Schweiz, Rekord-Weltmeisterin Gunn-Rita Dahle-Flesjaa aus Norwegen und Weltmeisterin Pauline Ferrand Prevot aus Frankreich. Alle drei haben auf die beschwerliche Weltcup-Reise nach Cairns verzichtet.

Sabine Spitz tut sich mit einer Einschätzung nicht leicht. «Eine konkrete Zielsetzung ist schwer zu benennen. Ich will den Rückenwind vom fünften Platz beim Weltcup in Australien mitnehmen, aber eine Medaille zu holen, wird schwer», erklärt Sabine Spitz. Sollte es doch klappen, wäre es die 30. internationale Medaille für die 44-Jährige.

Im Blick auf Olympia geht es für Spitz und Grobert darum im Konkurrenz-Kampf um die zwei Tickets für Rio weiter Argumente für eine Nominierung zu sammeln. Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) hat in Jönköpings Ortsteil Huskvarna die Chance auch noch in den Ring zu steigen und zumindest die zweimal zu erfüllende B-Norm (Top 15) zu erreichen.

Bei den Herren gilt das auch für das Quartett Markus Schulte-Lünzum (Focus XC), Simon Stiebjahn, Karl Platt (beide Team Bulls) und Martin Gluth (Novus-OMX). Unabhängig davon, dass die Chance auf einen dritten deutschen Startplatz bei den Olympischen Spielen nur noch minimale Größe hat, will das Trio am Ball bleiben. «Darunter hat meine Motivation nicht gelitten. Ich will beweisen, dass ich es schaffen kann», sagt Simon Stiebjahn.

Und da Moritz Milatz aktuell seiner eigenen Klasse weit hinterher fährt, könnten einer der Drei den Freiburger auch noch vom zweiten Startplatz verdrängen. Wenn der die Kurve nicht bekommt. «Ich arbeite noch mal an den Intensitäten. Vielleicht brauche ich einfach Geduld», hat Milatz aber Hoffnung, dass der Knoten bald platzt.

«Die EM steht dieses Jahr nicht so hoch im Kurs, aber die Herren sollten gegenüber dem Weltcup-Auftakt einen Fortschritt erkennen lassen», meint Bundestrainer Peter Schaupp.

Medaillenchancen hat das deutsche Aufgebot am ehesten bei den männlichen Junioren, wo Torben Drach bereits ein Rennen der UCI Junior Serie gewinnen konnte. Nachwuchs-Bundestrainer Marc Schäfer hat auch in der Breite eine ganz gute Formation beieinander. «Der Sieg hat zusätzliche Motivation ausgelöst und mehr Selbstvertrauen. Klar nach so einem Rennen spielt man auch mit dem Gedanken eine Medaille mitzubringen, aber das lässt sich nicht planen. Mein Hauptziel ist, dass ich danach sagen kann, ich habe das Beste aus mir herausgeholt», erklärt Torben Drach. «Eine Top-Ten-Platzierung ist aber auf jeden Fall drin.»

Das gilt auch für die Juniorinnen Leonie Daubermann (The Global Fine Art/Stevens) und Nina Benz (Kellys XC Ranch).

In der U23 hofft man auf Top-15-Resultate. Das liegt sowohl für U23-Meister Georg Egger, als auch für Ben Zwiehoff, Martin Frey als auch Luca Schwarzbauer im Bereich des Möglichen. Eigentlich haben alle Vier das Potenzial für die besten Zehn. Doch, dass es alle realisieren, ist eher unwahrscheinlich. «Wenn zwei von vier in die Top-Ten fahren, dann wäre das okay», meint Peter Schaupp.

Vorneweg: Staffel und Sprint
Am Freitag werden drei Fahrer in den Eliminator Sprint geschickt. Ob Heiko Hog (Freiburger Pilsner-AfK) noch mal so eine Überraschung gelingt, wie voriges Jahr in Chies d'Alpago, als er Silber gewann, ist kaum zu ermessen. Der Schwarzwälder ist in dieser Saison noch keinen Sprint gefahren. «Seit voriger Woche habe ich mich speziell auf den Sprint vorbereitet. Das ist natürlich nicht viel. Trotzdem glaube ich, dass die Form ganz gut ist», meint Hog, der in Huskvarna auch auf Titelverteidiger Jeroen van Eck (Niederlande) und Weltmeister Daniel Federspiel (Österreich) trifft. Marco Schätzing hat bei seinem Sieg beim City Mountainbike in Apeldoorn van Eck geschlagen und geht daher nicht ohne Ambitionen ins Rennen.

Am Donnerstagabend um 19 Uhr beginnen die Europameisterschaften mit der Staffel. In diesem Wettbewerb ist der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) zwar Titelverteidiger, doch gehört dem deutschen Quartett eher eine Außenseiter-Rolle. Anstatt eines männlichen Elite-Fahrers geht mit Georg Egger ein zweiter U23-Biker an den Start. Ben Zwiehoff, Torben Drach (Junior) und Sabine Spitz komplettieren das Team. Die Schweizer und die Franzosen sind favorisiert. Beide Verbände haben den Titel jeweils fünf Mal gewonnen.

Das deutsche EM-Aufgebot:
Herren Elite:
Martin Gluth (Freiburg / Novus OMX, 91)
Moritz Milatz (Freiburg / Kreidler Werksteam, 82)
Markus Schulte-Lünzum (Haltern / Focus XC, 91)
Simon Stiebjahn (Titisee-Neustadt / Team Bulls, 90)
Karl Platt (Osthofen / Team Bulls, 78)

Damen Elite:
Helen Grobert (Remetschwiel / Ghost Factory Racing, 92)
Sabine Spitz (Murg-Niederhof, 71)
Elisabeth Brandau (Schönaich / Radon-EBE Racing, 85)

U23 Herren:
Georg Egger (Obergessertshausen / Lexware Mountainbike Team, 95)
Ben Zwiehoff (Essen / Bergamont Factory Team, 94)
Martin Frey (Bad Urach / Team Bulls, 94)
Luca Schwarzbauer (Nürtingen / Lexware Mountainbike Team, 96)

U23 Damen:
Sofia Wiedenroth (Sigmarszell / AMG-Rotwild, 95)

Juniorinnen:
Leonie Daubermann (Gessertshausen / The Global Fine Art / Stevens, 99)
Nina Benz (Laichingen / Kellys XC Ranch, 98)

Junioren:
Torben Drach (Kirchzarten / Lexware Mountainbike Team, 98)
Vinzent Dorn (Kirchzarten / Freiburger Pilsner-AfK, 98)
Niklas Schehl (Braunsbach / Team Bulls, 98)
David List (Friedrichshafen / Lexware Mountainbike Team, 99)

Eliminator Sprint:
Heiko Hog (Breitnau / Freiburger Pilsner-AfK, 94)
Vitus Wagenbauer (Fischbachau / RS Oberland, 90)
Marco Schätzing (Dresden / Fujibikes-Rockets, 84)

EM-Zeitplan:
Donnerstag, 5. Mai:
17 Uhr Team Relay

Freitag, 6. Mai:
17 Uhr Eliminator Qualifikation
18:30 Uhr Eliminator Sprint Finals

Samstag, 7. Mai:
10:30 Uhr Juniorinnen
13 Uhr Junioren
14:30 Uhr U23 Damen

Sonntag, 8. Mai:
9:30 Uhr U23 Herren
11:30 Uhr Damen Elite
15 Uhr Herren Elite