Pomarance (dpa) - Das Klassikerdebüt ging ordentlich in die Hose. Beim Eintagesrennen Omloop Het Nieuwsblad Ende Februar stürzte Tony Martin.
«Es war schade, dass ich durch den Sturz nicht ins Finale eingreifen konnte. Aber ich habe viel in Sachen Klassiker gelernt. Es war eine echte Lehrstunde», meinte er am Rande des italienischen Etappenrennens Tirreno-Adriatico.
Die Fernfahrt zwischen Mittelmeer und Adria bestreitet der Lausitzer in gelassener Verfassung. «Die Sturzwunden verheilen. Ich brauche keine Verbände mehr und es tut auch nichts mehr weh», hakte er das belgische Sturzkapitel ab.
Beim Tirreno trägt er zwar die Nummer 111 - und ist damit die arithmetische Nummer 1 bei Etixx Quickstep. Die Kapitänsrolle trägt er deshalb aber nicht. «Ich fahre hier nicht auf Gesamtwertung. Ich will meine Form für die Klassikersaison weiter aufbauen. Natürlich habe ich das Zeitfahren am Ende im Auge», sagte Martin der Deutschen Presse-Agentur, während er sich nach der Etappe auf der Rolle neben dem Team-Bus die Spannung aus der Muskulatur fuhr.
Sein erstes großes Jahresziel sind die belgischen Kopfsteinpflaster-Rennen. Spätestens seit seinem furiosen Spurt ins Gelbe Trikot bei der Tour de France 2015 auf der Ruckelpiste nach Cambrai weiß Martin, dass sein großer «Zeitfahrermotor» ihn auf diesem Terrain weit bringen kann. Er kündigt zwar keine Siege an. Aber nachdem ihm sein Umfeld jahrelang immer wieder zugeredet hatte, nimmt er nun entschlossen die Herausforderung an.
«Ich mische jetzt die Rennen, die ich sonst immer gefahren bin mit einigen Klassikern und Halbklassikern. Als nächste stehen Dwars door Vlaanderen und Gent-Wevelgem an», blickte er voraus. Wenn es dort gut läuft, wird er sich auch an der Flandern-Rundfahrt und - als Krönung - Paris-Roubaix versuchen.
Das wichtigste Saisonrennen bleibt für ihn aber das WM-Zeitfahren. «In den letzten beiden Jahren ist es ja nicht zu hundert Prozent gut gelaufen. Umso wichtiger ist es, wieder zurückzukommen», sagte der dreifache Weltmeister. Ein weiteres ganz großes Ziel ist etwas in den Hintergrund getreten: Das olympische Zeitfahren.
Seit der Niederlage in London gegen Bradley Wiggins war all sein Sinnen und Trachten auf Rio ausgerichtet. Enttäuscht kehrte er aber von einer Besichtigung des Olympiakurses Anfang diesen Jahres zurück. «Ich war negativ überrascht, wie schwer der Kurs ist. Der ist ja nicht für Zeitfahrer, sondern eher für Bergfahrer, die auch Zeitfahren können. Insofern sind die Erwartungen schon heruntergeschraubt», gestand er.
Als geschlagener Mann will er aber auch nicht ins Rennen gehen. «Es ist zwar eine alte Floskel, dass dabei sein alles ist, aber bei Olympia gilt das wirklich. Ich freue mich auf Rio. Manchmal hat man ja seinen goldenen Tag, an dem alles läuft wie es soll», meinte er.