La Planche des Belles Filles (dpa) - Nach der ersten Sternstunde des Sky-Teams ist der Kampf um das Gelbe Trikot wohl endgültig ein Duell zwischen Bradley Wiggins und Cadel Evans.
Bei der 99. Tour de France zeigte die britische Equipe einen bärenstarken Auftritt und hievte Kapitän Wiggins erstmals an die Spitze der Gesamtwertung. Die Krönung des gelungenen Teamworks auf einer bis zu 28 Prozent steilen Schlussrampe war auf der 7. Etappe nach 199 Kilometern der Tagessieg von Christopher Froome. Wiggins konnte auf 1035 Metern als Dritter hinter seinem Edel-Helfer und Evans damit doppelt jubeln.
«Das war ein sehr schöner Tag für uns», sagte Christian Knees, der bis an den Fuß des letzten Berges die Sky-Tempoarbeit verrichtet hatte. «Aber wir müssen die Füße auf dem Boden halten. Wir sind hier, um in Paris Gelb zu haben - das ist noch ein langer Weg.»
Nach der Sky-Parade in den Vogesen lagen sich Wiggins und Froome, der die letzten zwei Kilometer die Lokomotive für seinen Kapitän war und im Ziel doch noch Kraft für einen erfolgreichen Sprint hatte, in den Armen. «Dieses Trikot war mein erstes Ziel», sagte Wiggins. «Dass es jetzt endlich zu haben ist, war mein Kindheitstraum.»
Zusammen mit Froome - der auch das gepunktete Trikot des besten Bergfahrers eroberte - Evans und dem Italiener Vincenzo Nibali hatte der Bahn-Olympiasieger die Anhöhe erklommen. Andere Kandidaten für das Podium quälten sich da noch den Berg hoch, auch Andreas Klöden.
Der Profi vom Team RadioShack kam mit 2:19 Minuten Rückstand auf den Tagessieger ins Ziel und rutschte dadurch auch aus den Top 10 der Gesamtwertung. Seine Vormachtstellung im Team ist er damit schon nach einem Tag wieder los. Klöden war vor der Etappe eigentlich zur Nummer eins im Team RadioShack aufgestiegen. Fabian Cancellara, der sein Leader-Trikot nach sieben Tagen an Wiggins verlor, hatte am Freitag verkündet: «Jetzt ist Andreas Klöden unser Kapitän.»
Der zweimalige Tour-Zweite Klöden war zuletzt - im Gegensatz zu Frank Schleck - den vielen Etappen-Stürzen entkommen und hatte keine Zeit verloren. Das änderte sich auf der Planche des Belles Filles, wo er noch hinter den Teamkollegen Heimar Zubeldia, Maxime Monfort, Schleck, Tony Gallopin, Cancellara und Christopher Horner ankam.
Der neu ins Programm aufgenommene Schlussanstieg ist der mit Abstand steilste Abschnitt bei dieser Tour. Zum Vergleich: Die bis zu 28 Prozent aufweisende finale Rampe ist doppelt so steil wie die schwersten Abschnitte der legendären Steigung nach L'Alpe d'Huez. Routinier Jens Voigt beschrieb die Anstrengung der Kletterpartie wie folgt: «Ich bin im Zombie-Modus da hoch gefahren.»
Auch Sorgenkind Tony Martin durchlebte nach seinem Kahnbeinbruch vor sechs Tagen harte Stunden bei dieser Tour. «Das war ein ganz schlimmer Tag für ihn», berichtete Mannschaftsarzt Helge Riepenhof. «Es war schwer, berghoch die richtige Stellung für die stabilisierte Hand am Lenker zu finden. Tony erzählte, er hätte die Manschette am liebsten ein paar Mal weggeworfen. Jetzt muss er noch den Sonntag durchstehen, dann kommt endlich das Zeitfahren in Besancon.»
Nach der Chaosetappe vom Freitag mit drei schlimmen Massenstürzen und Dutzenden Verletzten hatten sieben Fahrer die Schinderei in den Vogesen nicht mehr in Angriff genommen. Vier Profis waren schon auf der Etappe nach Metz ausgestiegen. Am schlimmsten hatte es dabei den Niederländer Wouter Poels erwischt, der sich nach Angaben seiner Vacansoleil-Mannschaft einen Nieren- und Milzriss zuzog. Er musste in ein Militärkrankenhaus in Metz gebracht werden.
Während der 7. Etappe stieg der Franzose Anthony Delaplace aus - damit sind insgesamt 17 von 198 in Lüttich gestarteten Fahrern nicht mehr im Rennen - darunter auch der deutsche Sprinter Marcel Kittel.