Nizza (dpa) - Laut Ex-Radprofi Udo Bölts habe es in den 90er Jahren im Fahrerfeld eine Art Gruppenzwang zum Doping gegeben.
«Um in der damaligen Zeit vorne in der Tour de France zu bestehen, musste man manipulieren. Das war eigentlich unumgänglich», sagte Bölts im ARD-Hörfunk. Das habe für das gesamte Fahrerfeld gegolten. Man habe dabei auch dem Erfolgsdruck durch die Sponsoren gerecht werden müssen.
Bölts gehörte 1997 zur Tour-Mannschaft des Teams Telekom, das Jan Ullrich zum Gesamtsieg bei der Frankreich-Rundfahrt verhalf. Zu den Dopingpraktiken des einzigen deutschen Toursiegers und der anderen Teamkollegen äußerte er sich nicht. Er selbst habe 1996 angefangen, EPO und Wachstumshormone zu nehmen. Folgen für seine Gesundheit habe er nicht gefürchtet. «Die Angst, zu versagen, aus seinem Sportlerleben rausgerissen zu werden, ohne Vertrag dazustehen, war größer», sagte der dreimalige Deutsche Meister.
Bölts hatte 2007 erstmals gestanden, Dopingmittel genommen zu haben. Damals hatte er seine Karriere bereits beendet und arbeitete als Sportlicher Leiter des ein Jahr später aufgelösten Teams Gerolsteiner. Bölts hatte sich nach seinem Geständnis ganz aus dem Profisport zurückgezogen und arbeitet heute für einen Radhersteller.